20.10.25 Erneut Hinweise auf außerirdisches Leben?
Einmal mehr wird medial verbreitet, dass es möglicherweise Leben auf einem anderen Planeten (diesmal K2-18b) gibt. Wie realistisch sind die Meldungen? Vor fünf Jahren wurde über viele Kanäle die Sensationsnachricht verbreitet, dass es möglicherweise Leben auf der Venus gibt. Schlagzeilen wie „Hinweise auf Leben in der Venus-Atmosphäre versetzen Forschern einen Schock“ (Stern 2020) waren keine Seltenheit, obwohl die Venus als Gesteinsplanet mit Temperaturen bis zu 400 °C und Wolken aus konzentrierter Schwefelsäure alles andere als lebensfreundlich ist. Den Meldungen vorausgegangen war ein wissenschaftlicher Artikel in Nature Astronomy (Greaves et al. 2020) über geringe Mengen eines „biogenen“ Gases in der Venusatmosphäre. Es handelte sich um die Phosphorverbindung Phosphin, die auf der Erde nur als Produkt von Organismen bekannt ist und daher als „biogen“ gilt. Die Forscher selbst kommentierten ihren unsicheren Befund deutlich vorsichtiger: „Auch wenn es sich bestätigt hat, betonen wir, dass der Nachweis von Phosphin kein zuverlässiger Hinweis auf Leben ist, sondern auf eine ungewöhnliche und unerklärte Chemie.“ Nicht lange danach folgten Mitteilungen anderer wissenschaftlicher Gruppen, die die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse in Frage stellten – wobei diese Nachricht kein annähernd so starkes mediales Rauschen auslöste. Abb. 504 Größenvergleich zwischen Venus und Erde. (NASA, public domain)
Nun meldete erneut eine Reihe an Zeitungen und populärwissenschaftlichen Zeitschriften, dass es Anzeichen für Leben auf einem anderen Planeten als der Erde geben soll. Diesmal handelt es sich allerdings um einen „Exoplaneten“, d. h. einen Himmelskörper, der außerhalb unseres Sonnensystems einen fernen Stern umkreist. Der Planet mit der Bezeichnung K2-18b ist 124 Lichtjahre von der Erde entfernt und etwa zweieinhalb Mal so groß wie unser Planet. Er soll komplett von einem Wasserozean bedeckt und in eine dichte, mit Wasserstoff angereicherte Atmosphäre gehüllt sein. Solche Planeten werden als „hyceanisch“ bezeichnet. Das Vorkommen von Wasser auf K2-18b wird angenommen, weil der Planet sich in der „habitablen“, also potentiell lebensfreundlichen Zone eines Sterns befindet, das heißt in einer Entfernung vom Zentralgestirn, in der die Temperaturen die permanente Existenz von flüssigem Wasser ermöglichen. Die Schlussfolgerung, dass es auf K2-18b tatsächlich Leben geben könnte, beruht auf zwei angeblich nachgewiesenen biogenen Stoffen: den Schwefelverbindungen Dimethylsulfid (DMS) und Dimethyldisulfid (DMDS). Moleküle, die auf der Erde nur als Produkt von Lebewesen bekannt sind, werden auch als „Biosignatur“ bezeichnet. Eine entsprechende Mitteilung auf dem populärwissenschaftlichen Webportal scinexx liest sich, als wäre es fast sicher, dass auf K2-18b eine Biosignatur und damit indirekt Leben nachgewiesen wurde (Podbregar 2025). Markige Zwischenüberschriften wie „Das Signal war stark und klar“ oder „Ozean von K2-18b könnte vor Leben nur so wimmeln“ erwecken den Eindruck eines sicheren Befundes. Zudem werden die Wissenschaftler um Nikku Madhusudan mit der folgenden, gewagten Aussage zitiert: „Jahrzehnte in der Zukunft werden wir vielleicht zu diesem Zeitpunkt zurückschauen und sehen, dass dieser Moment entscheidend war. […] Dies könnte der Wendepunkt sein, an dem die fundamentale Frage, ob wir allein im Universum sind, plötzlich beantwortet werden kann.“ Kritisch angemerkt wurde in dem Artikel lediglich, dass es noch weiterer Untersuchungen bedarf, um die Signifikanz der Resultate zu verbessern, so als wäre die Bestätigung des Ergebnisses nur noch eine Formfrage. Wie bei der Meldung zum „biogenen“ Gas auf der Venus im Jahr 2020 liegt auch dieses Mal eine Veröffentlichung in einer weiteren renommierten astrophysikalischen Zeitschrift, den Astrophysical Journal Letters, zugrunde (Madhusudan et al. 2025). Eine gründliche Lektüre des Artikels rückt die überoptimistische Darstellung im scinexx-Artikel bereits ein wenig zurecht. Die britischen Autoren der Originalstudie um Nikku Madhusudan (Madhusudan et al. 2025) sprechen an keiner Stelle von „sicheren Anzeichen“ für das Vorhandensein von Leben. Vielmehr schließen sie aus den gemessenen Signalen (Transmissionsspektroskopie) per Ausschlussverfahren auf die Moleküle DMS und DMDS, die für eine mögliche Biosignatur gehalten werden. Zudem wird in dem Artikel mitgeteilt, dass die Methoden für die sichere Identifikation von Biosignaturen noch gar nicht etabliert sind. Denn es brauche hierfür, heißt es in dem Artikel, „eine hingabevolle gemeinschaftliche Anstrengung“. Außerdem ist dem Artikel zu entnehmen, dass eine abiotische (d. h. ohne Beteiligung von Lebewesen) Entstehung von DMS unter bestimmten Umständen nicht ausgeschlossen ist, was sicherlich einer gründlicheren Würdigung bedarf. Kritisch anzumerken ist bei diesem Artikel die sichere Annahme einer mit molekularem Stickstoff (N2) angereicherten Atmosphäre, obwohl ein Nachweis für chemische Verbindungen, die das Element Stickstoff enthalten, keineswegs vorliegt. Hier wäre eine größere kritische Distanz zum erhofften Resultat, Hinweise auf Leben zu finden, im Sinne der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit erforderlich. Einen weiteren Dämpfer erhielten die Hoffnungen auf „außerirdisches Leben“ durch eine noch jüngere Veröffentlichung von einer anderen Forschergruppe, die methodisch ähnlich vorgegangen ist wie Madhusudan und Kollegen. Die hauptsächlich in Pasadena, Kalifornien, tätigen Wissenschaftler um Renyu Hu (Hu et al. 2025) kommen zu deutlich anderen Schlussfolgerungen als ihre zuvor erwähnten britischen Kollegen. 3 Die Signale, welche vom DMS stammen sollen, bezeichnen sie als „schwach“ und für einen sicheren Nachweis unzureichend, da die Signale „von vielen anderen organischen Molekülen“ stammen könnten. Lediglich die Hinweise auf CO2 und Methan halten sie für zuverlässig und stellen klar, dass der fehlende Nachweis von Stickstoff-Verbindungen problematisch ist. Überdies weisen sie darauf hin, dass auf Planeten wie K2-b18 durchaus eine abiotische Entstehung von DMS möglich sei. Hu et al. schlussfolgern, dass der betreffende Planet nur möglicherweise bewohnbar sei, nicht aber tatsächlich belebt. Sie betonen zudem wiederholt, dass es wichtiger wäre, überhaupt erst einmal sicherzustellen, ob K2-18b ein bewohnbarer Planet sei. Als interessierter Beobachter solcher Forschungen wundere ich mich, dass Wissenschaftler, die vergleichbare Methoden und Apparaturen verwenden, wiederholt zu gegensätzlichen Schlussfolgerungen kommen. Warum aber erhalten wissenschaftliche Artikel, die Lebenshinweise auf anderen Planeten bekunden, systematisch mehr Aufmerksamkeit als skeptische Mitteilungen, besonders in populärwissenschaftlichen Zeitschriften? In manchen Fällen scheint es selbst für renommierte wissenschaftliche Zeitschriften unproblematisch zu sein, ihren guten Ruf für eine spektakuläre Veröffentlichung zu riskieren. Viele Forscher rechnen ausgehend von der Evolutionslehre damit, fremdartiges Leben außerhalb unseres Planeten zu entdecken. Die Hoffnung auf diese Entdeckung ist stark und verleitet zu voreiligen Schlussfolgerungen. Für glaubwürdige Hinweise auf Leben außerhalb der Erde spricht bisher jedoch nichts. Literatur Greaves JS, Richards AMS, Bains W et al. (2020 bzw. 2021) Phosphine gas in the cloud decks of Venus. Nat. Astron. 5, 655–664, https://doi.org/10.1038/s41550-020-1174-4. Hu R et al. (2025) A water-rich interior in the temperate sub-Neptune K2-18 b revealed by JWST, arXiv: 2507.12622v1. Madhusudan N et al. (2025) New Constraints on DMS and DMDS in the Atmosphere of K2-18 b from JWST MIRI. Astrophys. J. Lett. 983:L40, https://doi.org/10.3847/2041-8213/adc1c8. Podbregar N (2025) Außerirdisches Leben auf naher Wasserwelt? Astronomen bestätigen potenzielle Biosignatur auf dem habitablen Exoplaneten K2-18b, vom 17.04. 2025, https://www.scinexx.de/news/kosmos/ausserirdisches-leben-auf-naher-wasserwelt/. Stern (2020) Hinweise auf Leben in der Venus-Atmosphäre versetzt Forschern einen "Schock", vom 14.09.2020, https://www.stern.de/panorama/wissen/kosmos/planet-venus--forscher-entdecken-hinweise-auf-leben-9415188.html
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