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25.06.04  Grundtypenmodell der Schöpfungslehre widerlegt?

Das Grundtypmodell der Schöpfungslehre Heutige Grundtypen wird in der Biologie kaum beachtet. Bislang wurden nur wenige Beiträge veröffentlicht, die sich mit diesem Konzept kritisch auseinandersetzen. Über die Gründe für dieses weitgehende Schweigen soll hier nicht spekuliert werden. Ende 2003 erschien nun aber in der Lehrerzeitschrift „Praxis der Naturwissenschaften – Biologie in der Schule" (Heft 8/52, S. 31-34) ein Beitrag von Professor Ulrich Kutschera (Kassel), in welchem auf weniger als einer halben Seite (S. 33) Argumente gebracht werden, die zeigen sollen, dass das Grundtyp-Modell „im Widerspruch zu empirischen Fakten steht". Um welche Argumente handelt es sich?

1. Kutschera führt die zwei Egelarten Helobdella stagnalis und H. striata an, die keine Mischlinge bilden, auch nicht bei gemeinsamer Haltung. Daher würden sie verschiedenen Grundtypen angehören. Dies stehe im Widerspruch dazu, dass die Egel (Hirudinea) eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft bilden, „wobei die Vertreter der Gattung Helobdella besonders nahe miteinander verwandt sind". – Die Schlussfolgerung von Kutschera ist falsch. Denn im Rahmen der Grundtypenbiologie müssen zwei Arten derselben Gattung (hier: die zwei genannten Egelarten) nicht in zwei verschiedene Grundtypen gestellt werden, weil bisher zwischen ihnen keine Kreuzungen vorkamen. Zum einen müsste nach dem Grundtypkonzept getestet werden, ob eine künstliche Kreuzung möglich ist, was vermutlich nicht geschehen ist. Zum anderen muss ein Gesamtbild eines Taxons (=Klassifikationseinheit) gewonnen werden, um die Deutung als möglichen Grundtypen zu begründen oder zu verwerfen. Beispielsweise muss geprüft werden, ob zwei in Rede stehende Arten indirekt (über eine dritte Art) kreuzbar sind (das ist Teil der Grundtyp-Definition). Wenn zwei Arten nicht gekreuzt wurden, ist das für sich alleine noch nicht besonders aussagekräftig, und keinesfalls ein Beleg dafür, dass das Grundtypmodell „im Widerspruch zu empirischen Fakten steht", wie Kutschera behauptet. Vielmehr können nur sichere Aussagen gemacht werden, wenn Kreuzungen gelungen sind: Was (im Sinne der Grundtypdefinition) kreuzbar ist, gehört sicher zum selben Grundtyp. Bei einem Fehlen von Kreuzungen müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um eine (Nicht-)Zugehörigkeit zu klären oder wenigstens plausibel zu machen. Dies wird im Grundtypen-Standardwerk „Typen des Lebens" (S. Scherer, Hg., Berlin 1993) ausführlich erläutert.

2. Unter den Pflanzen gibt es C3- und C4-Pflanzen, bei denen die Photosynthese unterschiedlich abläuft (Details dazu siehe http://members.aon.at/evolution/C3C4.htm). C3-Pflanzen haben eine verminderte Photosyntheseleistung gegenüber den C4-Pflanzen. Kutschera: „Würden perfekt erschaffene ‘Grundtypen’ des Lebens existieren, so gäbe es keine C3-Pflanzen"; außerdem spreche die Existenz von C3-C4-Übergangsformen gegen das Grundtypmodell; diese würden Umbaustadien des Photosyntheseapparats repräsentieren, mithin also Makroevolution belegen. – Es ist jedoch bekannt, dass innerhalb desselben Grundtyps (also bei kreuzbaren Arten) C3- und C4- Pflanzen vorkommen können, ebenso auch Mischformen. Diese Vielfalt kann im Sinne polyvalenter Stammformen im Rahmen des Grundtypmodells sehr gut interpretiert werden; es ist geradezu ein Paradebeispiel für das Grundtypmodell (vgl. dazu Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Die „Umbaustadien" sind demnach verschiedene Ausprägungen innerhalb eines flexiblen, polyvalenten Grundtyps. Die genetische Information zum Bau sowohl von C3- als auch von C4-Pflanzen gehörte also nach dem Grundtypmodell zum ursprünglichen Repertoire des Grundtyps. Der verminderten Photosyntheseleistung von C3-Pflanzen stehen anderweitige Vorteile gegenüber, so dass keinesfalls von Unvollkommenheit gesprochen werden kann (die Kutschera andeutet). Genauere Begründungen finden sich ebenfalls bei http://members.aon.at/evolution/C3C4.htm.

3. „Der perfekt erschaffene Mensch würde keine Bandscheibenprobleme bekommen, nicht unter Infektionskrankheiten leiden, niemals an Krebs sterben". – Zunächst: Diese Punkte haben mit dem Grundtypmodell gar nichts zu tun. Weiter: Bandscheibenprobleme sind Folgen einer ungesunden Lebensweise oder von krankhaften Veränderungen. Beim Stichwort „Krankheit" kommen, wenn dieses Thema im Rahmen der biblischen Schöpfungslehre diskutiert wird, theologische Argumente mit ins Spiel (siehe dazu Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen). Man kann daraus aber kein Argument gegen das Grundtypmodell konstruieren.
Interessant wäre noch zu hören, wie der Autor die Befunde „Bandscheibenprobleme", „Infektionskrankheiten", „Krebs" im „Lichte der Evolution" erklärt: Er sagt, dies sei möglich, zeigt aber nicht wie. Außerdem sollte der Autor auch begründen, weshalb diese Befunde gegen das Grundtypmodell stehen. Der Artikel bietet dazu nichts außer Behauptungen.

4. „Dinosaurier und Ammoniten wären nicht ... ausgestorben." – Aussterben von Arten steht in keiner Weise dem Grundtypmodell entgegen. (Auch hier kommen im Rahmen der Schöpfungslehre theologische Fragestellungen ins Spiel.)
Es sei noch darauf hingewiesen, dass Kutschera in seinem Artikel zwar einen Werbetext zum Buch „Typen des Lebens" (s. o.) zitiert, nicht aber auf den Inhalt des Buches eingeht. Hätte er dessen Inhalte berücksichtigt, wären ihm die fehlerhaften bzw. irrelevanten Argumentationen nicht unterlaufen.

Literatur: Scherer (Hg, 1993) Typen des Lebens. Studium Integrale. Berlin.

Autor dieser News: Reinhard Junker

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