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14.04.08  Die Wetterlehre-Allegorie: doch nicht so „simpel“!

Im Newsbeitrag „Bibel gegen Evolution oder umgekehrt?“ wiesen wir auf einen Text von Dr. Hansjörg Hemminger mit dem Titel „Mit der Bibel gegen die Evolution“ hin, der Anfang Dezember 2007 von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) veröffentlicht wurde. Darin findet sich am Schluss ein Abschnitt „Entsteht unser Wetter zufällig, oder kommt es von Gott?“, der den Zweck hat, die biblische Motivation und die Arbeitsweise der Studiengemeinschaft Wort und Wissen (W+W) mit einer abwegigen Exegese (=hier: Auslegung biblischer Texte) lächerlich zu machen. In der Stellungnahme von W+W (http://www.wort-und-wissen.de/disk/d08/2/d08-2.html) wird darauf nur kurz eingegangen, da der Text über das Wetter keine seriöse Auseinandersetzung mit dem biblisch begründeten Anliegen von W+W beinhaltet.

Die AG Evolutionsbiologie fand diesen allegorischen Text jedoch offenbar so treffend, dass sie ihn im Internet auf ihrer Homeoage veröffentlichte (http://www.evolutionsbiologen.de/atheistische_wetterlehre.html). Im entsprechenden Newsbeitrag wird Hemmingers Beitrag am 21. 1. 2008 wie folgt angekündigt: „Der Weltanschauungsbeauftragte der ev. Landeskirche Württemberg H. Hemminger entlarvt die Absurdität evolutionskritischer Argumentationsstrukturen mithilfe einer stringenten wie verblüffend einfachen Allegorie.“

Markus Rammerstorfer hat sich dieser Allegorie nun in einem Beitrag auf dem Blog „Evolution und Schöpfung“ in einem lesenswerten Beitrag gewidmet (http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2008/04/atheistische-wettergtter-wir-berlassen.html). Darin zeigt er, dass die „verblüffend einfache“ Allegorie entscheidende Aspekte übergeht. In dem teilweise mit einem Augenzwinkern geschriebenen Text stellt der Autor drei Probleme heraus:

1. Problem: Die Übertragung auf Wetterereignisse bietet grundsätzlich kein sicheres Refugium vor der Frage nach Planung. „Hemmingers allegorische Konstruktion verliert ... einiges an Witz, da sich offensichtlich sogar bei Wetterphänomenen die Frage nach Planung stellt, unabhängig von der Kraft meteorologischer Wissenschaft.“

2. Problem: Die Übertragung auf Wetterereignisse begünstigt eine Karikatur teleologischer Ansätze als „Epi-Teleologie“ unter Umgehung wesentlicher Fragen. „Epi-Teleologie“ bedeutet das Hineinlesen von Zielorientierung in Vorgänge, die auch ohne Zielsetzung verstehbar sind. Rammerstorfer nennt dies einen „Trick“, indem eine Schein-Teleologie behauptet wird, um diese anschließend zu widerlegen und um damit in einem weiteren Schritt das Teleologie-Problem in der Biologie generell zu erledigen. Doch aus einzelnen Widerlegungen von teleologischen Schlüssen kann man nicht auf die allgemeine Abwesenheit von Zielgerichtetheit in der Natur schließen.

3. Problem: Die Übertragung auf die Meteorologie als Gegenwartswissenschaft ist dem Charakter der Fragestellung nach Planung nicht angemessen.

Rammerstorfer zieht folgendes Fazit: „Hemmingers Allegorie hat einen gewissen Wert als anregende Polemik. Doch Hemmingers Anspruch ist weit höher und er behauptet: ‘Die skizzierten Positionen, die natürlich fiktiv sind, entsprechen bis in die Details der Begründung hinein denen, die von Kreationisten und Vertretern eines intelligenten Designs vorgetragen werden.’ Hemminger scheitert an diesem Anspruch. Es gelingt ihm nach meiner begründeten Einschätzung nach nicht, einen komplexen Diskurs in eine einfache Allegorie zu übersetzen. Vielmehr gehen bei der Übersetzung entscheidende Merkmale verloren. Interessanterweise immer genau nach einem Muster, welches Intelligent Design-Vertretern und Kreationisten zum Nachteil gereicht. Deshalb liegt nahe, dass Hemmingers Beitrag nicht als sachlich erhellender Beitrag mit guter allgemeiner Verständlichkeit in die Annalen der Ursprungsdebatte eingehen wird, sondern eher Personengruppen bedient, die sich in einem Kulturkampf sehen.“

Wir empfehlen die Lektüre von „Atheistische Wettergötter: 'Wir überlassen nichts dem Zufall'“: http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2008/04/atheistische-wettergtter-wir-berlassen.html

Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen

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