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Schöpfung - Fragen und Antworten: Bibl. Geologie

Betraf laut der Bibel der Tod als Folge der Sünde auch die Tiere?

Zu dieser Frage gibt ein interessanter Text aus dem 8. Kapitel des Römerbriefs aufschlussreiche Auskunft. In den Versen 19-22 wird von einer „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ und einem Seufzen der Schöpfung gesprochen, sowie von einem sehnsüchtigen, gespannten Warten („Harren“) auf Befreiung von dieser Situation. Der jetzige Zustand der Schöpfung entspricht nicht dem ursprünglichen: die Schöpfung wurde der Nichtigkeit bzw. der Vergänglichkeit unterworfen; sie war also früher anders. Damit wird ein früherer Zustand der Schöpfung vorausgesetzt, der das Kennzeichen der Vergänglichkeit und des Seufzens noch nicht besaß. Dabei ist ausdrücklich von der ganzen Schöpfung die Rede.

Mit der Schöpfung ist hier die außermenschliche, vernunftlose Schöpfung gemeint. Es wird nämlich gesagt, dass die Schöpfung „ohne ihren Willen“ unterworfen wurde, also nicht schuldhaft, was von den Menschen ja gerade nicht gesagt werden kann. Weiter wartet die Schöpfung sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne bzw. der Kinder (V. 21) Gottes (auf ihre leibliche Erlösung; vgl. V. 23). Darauf warten die Nichtglaubenden jedoch keineswegs sehnsüchtig, allenfalls sehnen sie sich nach Unsterblichkeit. Auch dies zeigt, dass mit „Schöpfung“ die außermenschliche Kreatur gemeint ist.

Die Unterwerfung ist um des Menschen willen geschehen (V. 20), das heißt also, erst nachdem der Mensch geschaffen war. Das verweist auf die Tat Adams als Auslöser für den Zustand des Unterworfenseins und des Seufzens. Der Unterwerfer selber kann jedoch nur Gott sein, denn nur er kann auf Hoffnung hin unterwerfen. Auch die Verwendung des sog. „göttlichen Passivs“ („wurde unterworfen“) weist in diese Richtung. (Das „göttliche Passiv“ wird im biblischen Sprachgebrauch häufig verwendet, um das Handeln Gottes zu umschreiben.)

Aus Röm 8,19ff. folgt insgesamt, dass die ganze Schöpfung ursprünglich wesensmäßig anders beschaffen war als heute. Sie wurde erst nachträglich der Vergänglichkeit unterworfen und besaß somit ursprünglich dieses Merkmal nicht. Folglich hatte sie andere Eigenschaften, die wir uns allerdings nicht vorstellen können. Das gilt umgekehrt genauso für die verheißene zukünftige Schöpfung. Die Sehnsucht nach einer gemeinsamen Erlösung (Röm 8,19+22) wird verstehbar vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Falles.

Interessant ist auch noch folgender Zusammenhang: Mensch und Tier sind durch den Auftrag des Menschen, über die übrige Schöpfung zu herrschen (d. h. sie zu verwalten; 1 Mose 1,28), eng verbunden. Das legt auch eine zeitliche Koppelung ihres Schicksals nahe.

Es gibt keine biblischen Hinweise dafür, dass der Zeitpunkt des Unterwerfens der Schöpfung (Röm 8,20) ein anderer als der des Sündenfalls sein könnte. Die gelegentlich geäußerte Vorstellung, dass durch den Fall Satans der Tod in eine vormenschliche Tierwelt kam, findet in der biblischen Überlieferung keine Anhaltspunkte. Es würde bedeuten, dass, während Gott die Schöpfung ins Dasein brachte (durch das Sechstagewerk), Satan bereits sein zerstörerisches Wirken ausüben konnte. Das ist unglaubhaft, denn der Schöpfungsbericht liefert dafür keinerlei Anhaltspunkte.


Autor: Reinhard Junker, 30.12.2005

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