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Experten: Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen |
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Inhalt
In diesem Artikel wird gezeigt, weshalb aus biblischer Sicht die Geschichte des Lebens in einen kurzen Zeitrahmen gestellt werden muss. Das ergibt sich daraus, dass zum einen die Menschheitsgeschichte kurz ist (Der kurze Zeitrahmen der Urgeschichte), zum anderen daraus, dass aufgrund des Sündenfalls ein enger Zusammenhang zwischen der Geschichte des Menschen und der Geschichte der Tierwelt besteht.
Bei diesem Text handelt es sich um eine biblische Exegese (=Auslegung), während naturwissenschaftliche Aspekte nicht hier behandelt werden.
Die Menschheit – durch den Ungehorsam der ersten Menschen dem Tod verfallen.
Der Tod von Tieren wird erst nach dem Sündenfall berichtet
Menschen und Tiere sollten sich ursprünglich vegetarisch ernähren
Die Tierwelt – durch den Mensch der Vergänglichkeit unterworfen
Die fossile Tierwelt – von Anbeginn dem Tod unterworfen
Der Mensch, die Fossilien und die geologische Schichtenabfolge
Literatur
Weitere Fragen zu diesem Thema
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Im Artikel Der kurze Zeitrahmen der Urgeschichte wird erläutert, dass sich die Menschheitsgeschichte aus biblischer Sicht im zeitlichen Rahmen von einigen Jahrtausenden bewegt. Die Geschichte des Menschen ist – biblisch gesehen – mit dem Geschick der gesamten Schöpfung gekoppelt. Daraus ergibt sich ein ebenso kurzer Zeitrahmen auch für die Geschichte des Lebens. Im folgenden soll dieser Zusammenhang erläutert werden.
Die Menschheit – durch den Ungehorsam der ersten Menschen dem Tod verfallen.
• Der erste Mensch ist zwar aus Erde geschaffen, musste aber nicht sterben. In 1. Mose 2,17 wird dem ersten Menschen angedroht, dass er sterben wird, wenn er vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen isst. „Jahwe Gott tritt dem Menschen als Gebietender, als Herr gegenüber, und zwar offenbar zu dessen Gutem; denn gegen ihn entscheiden heißt, sich für den Tod zu entscheiden (V. 17b); sich für ihn entscheiden heißt, sich fürs Leben zu entscheiden“ (Seebass 1996, S. 113). Der Mensch (hebr. adham) ist war aus Erde (hebr. adhamah) geschaffen (Kap. 2,7). Aber das umschließt nicht die Notwendigkeit, sondern nur die Möglichkeit seines Todes, seiner Vergänglichkeit (Delitzsch 1887, S. 78; Möller 1997, 27.38). „In Gottes Nähe und am Ort des Lebensbaums war sie [die Vergänglichkeit] nicht wirksam geworden“ (Seebass 1996, S. 132; vgl. Junker 1994, S. 114). Zunächst standen dem Menschen noch beide Möglichkeiten offen: Wegen Ungehorsams dem Tod zu verfallen oder das ewige Leben zu erlangen. Vers 2,17 („an dem Tage, da du von ihm [dem Baum der Erkenntnis] issest, musst du des Todes sterben“) ist nicht so gemeint (wie öfter angenommen wurde), dass der Mensch noch am Tag des Ungehorsams hätte sterben müssen. Dafür machen Alttestamentler (zum Teil unterschiedliche) sprachliche Gründe geltend. Auch wird sonst im Alten Testament bei Todesurteilen stets eine andere Redeform gebraucht („zu Tode gebracht werden“). Von diesem Tag an ging jedenfalls das Dasein des ersten Menschenpaars unabwendbar auf das Sterben zu. Das zeigt sich u.a. auch an den Strafworten an die Frau (1. Mose 3,16); sie enthalten die Ankündigung einer „Änderung der bis dahin geltenden Schöpfung“ (Seebass 1996, S. 126). G. v. Rad (1987, S. 73) drückt es so aus: Nach 1. Mose 3 kommt „alles Leid aus der Sünde“.
- Verlust des Lebensbaums – Preisgabe an den Tod. Nach Seebass (1996, S. 114) enthält aber 1. Mose 2,17 „auch die Sprache eines Urteils“. Seebass argumentiert so: Ein Urteil wird „nicht am Tage des Delikts vollstreckt, sondern unterliegt einem Verfahren“. Die ersten Menschen haben sich durch ihren Ungehorsam gegen Gott entschieden. Im Weitergang dieses Gerichtsverfahrens wird ihnen durch die Vertreibung aus dem Garten Eden endgültig verwehrt, vom Baum des Lebens zu essen (1. Mose 3,22-24). „Der Ungehorsam des Menschen bedeutet den Verlust der Möglichkeit, ewiges Leben zu erlangen (...). Die Sterblichkeit des Menschen ... ist eine Konsequenz des Ungehorsams des Menschen, also Strafe“ (Witte 1998, S. 246).
- Mit Gut und Böse vertraut – die Menschen müssen sterben. „Als einer, der nun mit Gut und Schlecht vertraut ist, soll der Mensch nicht ewig leben“ (Seebass 1996, S. 131). Denn nur Gott kann mit Gut und Schlecht (Böse) in rechter Weise umgehen. Alle Menschen werden künftig mit Gut und Schlecht (Böse) vertraut sein. Aber sie werden damit nicht so umgehen, wie es Gott gefällt. Sie sind ebenso wie ihre Ureltern dem Tod verfallen: „Deutlich genug zeigt er [der biblische Autor] in den folgenden Geschichten, wie sich die Menschenart Adams in seinen Nachkommen neu bestätigt: Kain, Lamech, die Zeitgenossen Noahs, die Turmbauer in Babylon – es ist alles die gleiche Art. Und so ist es begreiflich, dass der göttliche Fluch bestehen bleibt ... ‚Der Tod ist der Sünde Sold’ (Röm 6,23)“ (Zimmerli 1967, S. 198).
- Die ersten Menschen wollten wie Gott werden – das bedeutet den Tod. Die Vertrautheit mit Gut und Böse bedeutet (nach 1. Mose 3,22; vgl. 3,5), dass der Mensch in gewisser Weise wie Gott geworden ist. „Die Schlange will die Gottebenbildlichkeit von 1,26 überbieten und zur Gottgleichheit machen oder dazu verhelfen“ (Möller 1997, S. 33). Dieser Versuchung erliegen die Menschen (1. Mose 3,6). Am Sündenfall wird damit „eine generelle Verfallenheit aller Menschen an das Seinwollen wie Gott“ deutlich, und zwar „als alle erfassende Wirklichkeit“ (Seebass 1996, S. 139).
Der Tod von Tieren wird erst nach dem Sündenfall berichtet
In der biblischen Urgeschichte wird nicht ausdrücklich gesagt, dass der Tod der Tierwelt durch den Sündenfall des Menschen bewirkt wurde (s. u.). Aber es wird zumindest angedeutet. Denn das erste Menschenpaar erhält nach dem Sündenfall Kleidung aus Fellen (1. Mose 3,21). „Nun bereitet ihnen Gott selbst eine Hülle, und zwar aus Fellen getöteter Tiere, also auf Kosten des Lebens unschuldiger Wesen“ (Delitzsch 1887, S. 112). „Wie der Ackerboden um des Menschen willen verflucht wurde, müssen nun Tiere um des Menschen willen ihr Leben lassen.“ Auch das Opfer Abels (1. Mose 4,4) setzt den Tod von Tieren voraus (Möller 1997, S. 20.39).
Menschen und Tiere sollten sich ursprünglich vegetarisch ernähren
Zu diesem Thema gehört auch: In der ursprünglichen Schöpfung war sowohl Tieren als auch Menschen ausdrücklich nur pflanzliche Nahrung zugewiesen (1. Mose 1,29f.). „Damit wird ... der Herrschaftsauftrag über die belebte Natur eingeschränkt, indem implizit [unausgesprochen] die Tötung von Tieren als Nahrungsbeschaffung ausgeschlossen wird.“ In 1. Mose 1,29f. handelt es sich also „um die Beschreibung eines urzeitlichen, aber gegenwärtig nicht mehr herrschenden Friedens“ (Witte 1998, S. 121f.). Auch v. Rad (1987) spricht hier „von dem paradiesischen Frieden in der Schöpfung, wie sie aus Gottes Hand gegangen und wie er gottgewollt war.“ Denn „nicht durch Gottes Ordnung und Gebot ist also das Töten und Schlachten in die Welt gekommen.“ Erst „die noachitische Weltzeit kennt andere Lebensordnungen (1. Mose 9,2)“ (S. 40). „Ein erstes Zeitalter hat dort seinen Abschluss gefunden. Ein Zeitalter, das dadurch gekennzeichnet war, dass in ihm noch kein Blut floss“ (Zimmerli 1967, S. 87).
Die Tierwelt – durch den Mensch der Vergänglichkeit unterworfen
Paulus nimmt in Römer 5,12-17 die Aussagen über den Sündenfall (1. Mose 3) auf. Danach kam der Tod durch Adam, den ersten Menschen, in die Welt (griech. Kosmos). Der Tod ist hier ganzheitlich zu verstehen, der leibliche Tod ist eingeschlossen. Das wird durch den Verweis auf den Tod von Adam bis Mose (Röm 5,14) besonders deutlich. Betrifft nun der Tod, wie viele Ausleger meinen, in Röm 5 nur die „Menschenwelt“? Das ist hier naheliegend und bleibt an dieser Stelle zunächst noch offen (vgl. Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament).
Weiterführend sagt Paulus in Röm 8,19-23, dass die Vergänglichkeit ein sekundäres Kennzeichen der Schöpfung ist. Unter Schöpfung kann hier nur die Tierwelt verstanden werden (das musste zu Röm 5 noch offen gehalten werden; s.o.). Dies wird von fast allen Auslegern anerkannt (Diskussion bei Stuhlmacher 1992, 270-272; Junker 1994, S. 116-118). Beispielsweise spricht Stuhlmacher (1992) von „der Nichtigkeit, der die ganze menschliche und außermenschliche Schöpfung unterworfen ist (vgl. Röm 8,20)“. Genauer sagt er: „Seit Adams Fall ist sie unter die Gewalt der Sünde, des Todes und der Vergänglichkeit geraten“ (S. 270).
Der Neutestamentler C.H. Chang (2000) zeigt in einem umfangreichen Fachbuch besonders detailliert: Schöpfung (griech. ktisis) kann „in Röm 8,19-22 weder die gläubige noch die ungläubige Menschheit noch auch Engel oder Dämonen meinen. Als Umfangsbestimmung der hier angesprochenen ktisis kann so nur die außermenschliche, vernunftlose Schöpfung in Frage kommen“ (S. 90). Weiter: „Die ‚Knechtschaft’ unter die physische [körperliche] ‚Verderbnis/Vergänglichkeit’, in deren Zustand sich die außermenschliche Schöpfung gegenwärtig befindet (V. 21b), beruht auf dem historischen Ereignis, dass diese Schöpfung einstmals der physischen ‚Nichtigkeit unterworfen’ wurde (V. 20a)“ (S. 134). Oder einfacher ausgedrückt: „Die ganze Erde/Schöpfung [ist] durch die Übertretung Adams und zusammen mit Adam der Nichtigkeit und dem Niedergang verfallen“ (S. 227). Auch Stuhlmacher betont, dass Röm 8,20 auf dem Hintergrund von 1. Mose 3,17-19 zu verstehen ist (S. 271).
Alttestamentler äußern sich ebenfalls zum Zusammenhang zwischen 1. Mose 3 und Röm 8. Zimmerli (1967) sagt zum „Seufzen der Kreatur (Schöpfung)“, dass Röm 8,22 „mit umfassenderem Blick“ redet als 1. Mose 3. „Von diesem Seufzen ist hier klar bezeugt: Es ist kein zufälliges, aus irrationalen Hintergründen herrührendes Leid. Es ist Folge des Ungehorsams gegen Gott“ (S. 192). Denn „alles, was den Menschen trifft, trifft zugleich die mit ihm zu gemeinsamer Entwicklung zusammengebundene Naturwelt“ (Delitzsch 1887, S. 110).
Die fossile Tierwelt – von Anbeginn dem Tod unterworfen
Fossilien sind Zeugnisse vergangenen Lebens. Sie sind aber besonders eindrucksvolle Zeugnisse des Todes, nicht selten eines gewaltsamen Todes. Tod und Gewalt in der Tierwelt und beim Menschen verweisen aber nicht auf Schöpfung, sondern auf ein göttliches Gericht. Im vorigen Abschnitt wurde festgehalten: Laut biblischer Diagnose ist der Tod auch in der außermenschlichen Schöpfung Folge des menschlichen Sündenfalls. Durch den Ungehorsam des Menschen wurde auch die Tierwelt in die Knechtschaft der Vergänglichkeit, das heißt des Todes, hineingezogen. Damit ist die Existenz von Fossilien Ausdruck der menschlichen Sünde in der Welt. Denn Fossilien sind Reste ehemaliger Tiere. Deshalb muss die Bildung auch der frühesten Schichtgesteine mit Tierfossilien nach dem Sündenfall der ersten Menschen angesetzt werden.
Dazu kommt, dass unter den Fossilien nahezu von Beginn ihres Auftretens (das heißt etwa mit dem Kambrium) auch zahlreiche räuberische und parasitisch lebende Tiere bekannt sind. Sie ernährten sich also nicht (mehr) so, wie es im Schöpfungsbericht für die ursprüngliche Tierwelt beschrieben wird. Demnach war den Tieren wie auch dem Menschen anfangs pflanzliche Nahrung zugewiesen (1. Mose 1,29f., s. o.). Die räuberische und parasitische Lebensweise muss daher als nachträglich angesehen werden, als Folge des menschlichen Sündenfalls (siehe dazu Modell für einen Umbruch in der Schöpfung).
Der Mensch, die Fossilien und die geologische Schichtenabfolge
Aus diesen Überlegungen folgt: Da erst durch den Sündenfall des Menschen der Tod in die Tierwelt eingedrungen ist, ist die Fossilüberlieferung von Tieren (ab dem Kambrium) in den zeitlichen Rahmen der kurzen Menschheitsgeschichte zu stellen (Abb. 103). Damit steht die biblisch-urgeschichtliche Geologie vor der gewaltigen Aufgabe, die Fossilüberlieferung zumindest ab dem Kambrium in den zeitlichen Rahmen der Menschheitsgeschichte zu stellen und in diesem Rahmen zu deuten (etwa mit dem Beginn des Kambriums treten tierische Fossilien auf; vgl. Der kurze Zeitrahmen der Urgeschichte).
Literatur
Chang, H.-K.: Die Knechtschaft und Befreiung der Schöpfung. Eine exegetische Untersuchung zu Römer 8,19-22. BWM 7. Wuppertal 2000
Delitzsch, F.: Neuer Kommentar über die Genesis. Leipzig 51887 (Nachdruck Gießen 1999)
Junker, R.: Leben durch Sterben? Schöpfung, Heilsgeschichte und Evolution. Berlin 21994
Möller, H.: Der Anfang der Bibel. Eine Auslegung zu 1. Mose 1 bis 11. Zwickau 31997
Rad, G. v.: Das erste Buch Mose. ATD 2-4. Göttingen 121987
Seebass, H.: Genesis I. Urgeschichte (1,1-11,26). Neukirchen-Vluyn 1996
Stuhlmacher, P.: Biblische Theologie des Neuen Testaments. Bd. I: Grundlegung. Von Jesus zu Paulus. Göttingen 1992
Witte, M.: Die biblische Urgeschichte. Redaktions- und theologiegeschichtliche Beobachtungen zu Genesis 1,1 - 11,26. BZAW 265. Berlin-New York 1998
Zimmerli, W.: 1. Mose 1-11. Urgeschichte. ZBK. Zürich 31967 (41984)
Weitere Fragen zu diesem Thema
Kann mit dem Tod, der durch die Sünde in die Welt kam, der „geistliche Tod“ gemeint sein?
Ist eine paradisische Welt ohne den Tod überhaupt ökologisch möglich?
Betraf laut der Bibel der Tod als Folge der Sünde auch die Tiere?
Schließt Evolution die Existenz Gottes aus?
Autor: Manfred Stephan, 02.04.2009
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