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07.01.06  Die Evolutionsbeweise des „Spiegel“

In der Weihnachtsausgabe widmete sich der „Spiegel“ (Nr. 24. 12. 2005) ungewöhnlich ausführlich auf 15 Seiten dem Thema „Gott gegen Darwin. Glaubenskrieg um die Evolution“. Unterschiedliche Aspekte der Auseinandersetzung um die Evolutionslehre werden thematisiert, eine Reihe bemerkenswerter Zitate zusammengestellt. Das Blatt präsentiert auch einige „Beweise“ für Evolution. „...die Beweise, die Tausende Wissenschaftler im Verlaufe der letzten 150 Jahre zusammengetragen und gegengeprüft haben, sind überwältigend.“ Um diese „Beweise“ soll es im folgenden gehen. Man kann davon ausgehen, dass der „Spiegel“ als besonders wichtig erachtete Belege präsentiert hat. Tatsächlich sind sie wenig beweiskräftig. Teilweise wurden dieselben Argumente aufgegriffen wie in der letzten 2005er-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science, welche der „Spiegel" auch zitiert; dazu sei auf den Newsbeitrag Charles Darwin, der Held des Jahres 2005 verwiesen. Im einzelnen:

Spiegel: „Alltäglich bestätigt sich die Abstammungslehre durch Erbgut-Analysen und Fossilfunde aufs Neue.“

Stellungnahme: Durch Erbgutanalysen können Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Arten festgestellt werden. Hier werden in der Tat täglich neue Daten produziert. Doch ob diese Ähnlichkeiten auf Evolution zurückgehen, ist keine Sache empirischer Forschung und auch keine Frage der Menge dieser Daten. Vielmehr werden diese Befunde unter der Vorgabe von Evolution gedeutet, sie stellen keine direkten Belege für Evolution dar, denn das, was man beweisen will, wird schon vorausgesetzt. Einfach ausgedrückt: Man sieht es den Ähnlichkeiten – auch des Erbguts – nicht direkt an, ob sie durch Abstammung entstanden sind oder auf einen Schöpfer zurückgehen. Oder anders gesagt: Ähnlichkeitsvergleiche besagen nichts Eindeutiges über die Herkunft der verglichenen Dinge (wie z. B. der Genome) und schon gar nichts über Mechanismen, die eine erklärende Theorie benötigt. Evolution ist eine mögliche Interpretation von Ähnlichkeiten, aber keine zwingende. Eine detaillierte Diskussion der evolutionären Interpretation von Ähnlichkeiten kann als PDF-Datei heruntergeladen werden
(Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie), ein einführender (gleichnamiger) Artikel hier zu finden: Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie.

Spiegel: Eine Zehe des „Urvogels“ Archaeopteryx „verrät die verblüffend nahe Verwandtschaft des Urvogels mit den bipeden (=zweibeinigen) Raubsauriern“, da sie starke Ähnlichkeiten mit der „Mörderkralle“ des Dinosauriers Velociraptor zeigt.

Stellungnahme: Auch hier liegt ein vergleichend-biologisches Argument zugrunde: Der Vergleich Archaeopteryx mit Velociraptor offenbart Ähnlichkeiten in einem bestimmten Merkmal. In der Tat: Die „Mörderkralle" kann als Argument für eine Abstammungsverwandtschaft betrachtet werden. Doch in anderer Hinsicht ist Archaeopteryx gegenüber zweibeinigen Raubdinosauriern einzigartig, vor allem durch den Besitz von Federn, die den Federn heutiger Vögeln im Wesentlichen gleichen. Und wenn schon die neu beschriebene „Mörderkralle" aus der aktuellen Forschung erwähnt wird, hätte auch eine im Oktober 2005 veröffentlichte experimentelle Studie angeführt werden können, nach welcher die Deutung von „Dino-Federn" bei verschiedenen kreidezeitlichen Dinosaurier-Gattungen als Belege für Federvorstufen stark in Frage gestellt wird (Feduccia A, Lingham-Soliar T & Hinchliffe JR (2005) Do Feathered Dinosaurs Exist? Testing the Hypothesis on Neontological and Paleontological Evidence. Journal of Morphology 266, 125-166). Damit steht Archaeopteryx mit seinen modernen Federn wieder isolierter da, als es in den letzten Jahren der Fall zu sein schien. Wie so oft werden einseitig nur Daten präsentiert, die Evolutionsvorstellungen stützen. Solche Daten gibt es, aber auch andere, widersprechende. Es kommt auf einen Gesamteindruck an.

Spiegel: Man könne „direkt im Labor Zeuge des evolutionären Wandels“ werden. „Tagtäglich bestätigt sich dabei das Prinzip von Variation und Auslese. ... Bald wird sich im Detail nachvollziehen lassen, wie geringfügige Unterschiede im Erbgut die Gestalt verändern und Spitz, Dogge oder Schäferhund hervorbringen können.“

Stellungnahme: Wie auch im Newsbeitrag Charles Darwin, der Held des Jahres 2005 erläutert, handelt sich bei solchen Beispielen um mikroevolutive Prozesse. Anpassungs- und Spezialisierungsvorgänge wie auch Aufspaltung einer Art (Artbildung) sind jedoch keine exklusiven Bausteine im Gebäude der Evolutionstheorie. Sie sind auch ein wichtiger Bestandteil des Konzepts polyvalenter Grundtyp-Stammformen im Rahmen der Schöpfungslehre (vgl. Heutige Grundtypen und Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen).

Spiegel: „Das Prinzip, nach dem die Erbgutverdopplung zur Artenvermehrung beitrug, beschreibt Fischexperte Meyer so: ‘Kopie A macht den normalen Job. Und Kopie B mutiert fröhlich vor sich hin.’ Das eine Genom garantiere also den gewöhnlichen Fortpflanzungs- und Überlebensbetrieb. Mit der Kopie aber konnten die Fische gefahrlos experimentieren.“

Stellungnahme: Was sich locker anhört, ist als Evolutionsmechanismus zur Hervorbringung neuer Merkmale jedoch experimentell nicht nachgewiesen. Das Problem: Damit Erbgutverdopplungen (Genduplikationen) zu einer evolutionären Innovation führen können, müssen duplizierte Gene zunächst inaktiviert werden, damit sie nicht sofort der Selektion zum Opfer fallen. Während die Selektion fehlt, sammeln diese stillen Gene jedoch nicht nur positive Mutationen (für eine zukünftige neue Funktion), sondern weit mehr schädliche Mutationen an. Das Wieder-Einschalten solcher Gene ist zudem im allgemeinen unwahrscheinlich und zum „richtigen“ Zeitpunkt (wenn die Information für ein neues Protein fertig ist) noch unwahrscheinlicher (Details in „Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Seite 126-127; siehe auch www.weloennig.de/Genduplikationen.html).

Spiegel: „Wie Star-Architekten gebärden sich diese sogenannten Homöoboxgene. Sie entwerfen den großen Plan, sagen den Zellen in Embryos, ob sie Kopf oder Schwanz werden sollen, welche Erbgutstückchen abzulesen und welche besser stillzulegen sind.“

Stellungnahme: Diese Formulierungen sind mehr als schlampig, sie sind falsch. Bei den Homöoboxgenen handelt es sich um Schaltergene, die nachgeschaltete Entwicklungskaskaden an- oder abstellen können. So kontrolliert das pax6-Gen die Augenentwicklung auf höchster Ebene und ist in der Lage, eine nachfolgende Kaskade von etwa 2500 Genen in Gang zu setzen, die für die Formbildung des Auges wichtig sind. Diese Gene selber aber entwerfen und sagen nichts, sie sind auch keine Architekten – genausowenig wie der An/Aus-Knopf eines Computers der Architekt dieses Geräts ist. Im Artikel Homeobox-Gene und Evolution wird erläutert, weshalb die Homöoboxgene nichts Wesentliches zum Verständnis der Mechanismen der Makroevolution beitragen. Hier wird beispielhaft deutlich, wie den Lebewesen und ihren Bestandteilen schöpferische Fähigkeiten zugeschrieben werden, die sie nicht haben. Das Wirken eines Schöpfers lässt sich wohl leugnen, aber in der verwendeten Sprache verrät es sich weiterhin.

Spiegel: „Die Vielfalt (der Lebewesen, Erg.) entspringt nicht so sehr dem Inhalt des Baukastens, sondern dessen Nutzung. ... Nicht der Bauplan des Stoffes selbst hat sich auf dem Weg vom Affen zum Homo sapiens geändert, sondern nur jene Erbgutabschnitte, die regulieren, wie viel wann und wo von ihm hergestellt wird.“

Stellungnahme: Damit wird in keiner Weise die Herkunft der Bauelemente selbst erklärt. Außerdem sind die in diesen Zitaten vorausgesetzten Mechanismen, durch welche die Bauelemente anders als bisher zusammengesteckt und reguliert werden, unbekannt (siehe dazu den Artikel über Gene tinkering). Umgekehrt sind Baukastensystem und Wiederverwendung von gleichen Bauelementen typische Kennzeichen eines intelligenten Schöpfers. Auch hier drängt sich der Schöpfungsgedanke auf.


Autor dieser News: Reinhard Junker, 07.01.06

 
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