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18.11.05  Was erklärt die Evolutionstheorie?

Am 11. Oktober 2005 referierte Reinhard Junker auf der Philosophischen Woche der Katholischen Akademie Bayern in München sowie am 1. November 2005 im Staatlichen Museum für Naturkunde in Görlitz einen Vortrag zum Thema „Was erklärt die Evolutionstheorie? Anfragen eines Kritikers“. Nach einer Erläuterung des Erklärungspotentials der Evolutionstheorie in drei ausgewählten Gebieten (Vergleichende Biologie, Paläontologie, kausale Evolutionsforschung) wurden im Hauptteil einige grundlegende Kritikpunkte zusammengestellt, mit denen das Evolutionsparadigma als Rahmenanschauung insgesamt in Frage gestellt wurde. Die Kritik betrifft sowohl die kausale als auch die historische Evolutionsforschung und kann daher zwei Problembereichen zugeordnet werden:

  • Erklären die experimentell nachgewiesenen Variationsmechanismen die Entstehung neuer Baupläne? (kausale Evolutionsforschung)
  • Sind die Belege für eine allgemeine Evolution der Lebewesen (im Sinne von Makroevolution) stichhaltig? (historische Evolutionsforschung)

Auf der Homepage der Studiengemeinschaft Wort und Wissen kann eine Langversion des Vortrags heruntergeladen werden: http://www.wort-und-wissen.de/artikel/a03/a03.pdf

(PDF, 2,6 MB, umfasst 15 Seiten und enthält 14 Abbildungen)

Es werden folgende Schlussfolgerungen gezogen: Zahlreiche Daten der Biologie und Paläontologie können einigermaßen schlüssig im Rahmen der Evolutionstheorie verständlich gemacht werden, das heißt sie finden bei Vorgabe einer Makroevolution eine plausible Deutung.

Eine Reihe von Daten kann auch als Bestätigung von Vorhersagen gewertet werden, die aus der Evolutionstheorie resultieren, z. B. die Fossilabfolge (im Groben betrachtet) und die Ähnlichkeitshierarchie der Lebewesen.

Andererseits entsprechen zahlreiche Befunde, die regelmäßig auftreten, nicht den ursprünglichen evolutionstheoretischen Erwartungen. Dazu gehören:

  • In der Vergleichenden Biologie: Das häufige Auftreten von Konvergenzen (insbesondere bei Komplexmerkmalen) und damit zusammenhängend die oft eher netz- als baumförmige Beziehung zwischen den Taxa sowie mangelnde Kongruenz zwischen verschiedenen Datensätzen.
  • In der Paläontologie: Das plötzliche Auftreten von Fossilgruppen; dabei ist die Verschiedenartigkeit häufig bereits zu Beginn der Fossilüberlieferung erheblich, so dass auch abgeleitete Merkmale oder Taxa bereits früh in den jeweiligen Abfolgen fossil in Erscheinung treten.
  • In der kausalen Evolutionsforschung: Eine Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroevolution, die sich an der Qualität der Veränderungen der Lebewesen orientiert, ist unbedingt geboten. Makroevolution steht für die Entstehung neuer Konstruktionen, die nicht als Extrapolation von Variationsvorgängen wie Anpassungen, Spezialisierungen oder Optimierungen betrachtet werden kann. Für makroevolutive Veränderungen fehlen experimentelle Belege; dafür vorgeschlagene Mechanismen wie Evolution neuer funktionaler Gene durch Genduplikation, durch Exon Shuffling, durch Mutation von Hox-Genen oder durch Gen-Tinkering sind weitgehend hypothetisch. Insbesondere ist ungeklärt, wie Leben oder wenigstens die wichtigen Makromoleküle der Lebewesen erstmals unter unspezifischen Bedingungen einer hypothetischen frühen Erde entstanden sein könnten.

Die genannten Befunde falsifizieren die Evolutionstheorie zwar nicht, erforderten in der Vergangenheit aber wiederholt so schwerwiegende Änderungen im Theoriengebäude, dass man oft nicht mehr von Bestätigung von Vorhersagen sprechen kann, sondern nur von Deutungen im Nachhinein.

Von einer Erklärung des makroevolutiven Wandels im Sinne des Ableitens der empirischen Befunde aus allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und spezifischen Randbedingungen kann nicht gesprochen werden. Lediglich für einige mikroevolutive Vorgänge trifft dies zu.

Auf http://www.evolutionsbiologen.de/PhilSemJ.pdf wird auf diesen Vortrag kritisch eingegangen; Interessierte können die dort gemachten Behauptungen mit den Ausführungen von Reinhard Junker direkt vergleichen. Da von der Akademie auch eine Tonaufzeichnung gemacht wurde, kann auch der Redetext zum Vergleich herangezogen werden.


Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, 18.11.05

 
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