![]() |
|||
News auf genesisnet | |||
15.04.25 Sind die hohen Lebensalter in der Bibel übertrieben?Für viele Menschen ist es kaum vorstellbar, dass Menschen früher über 900 Jahre alt werden konnten, wie es die Bibel berichtet. Methusalem hält hierbei mit 969 Jahren den Altersrekord (1Mo 5,5-27). Daraus ergeben sich einige Fragen, die im Folgenden anhand der neueren Fachliteratur kurz diskutiert werden. 1. Was ist Altern überhaupt? Um diese Frage zu klären, haben Gladyshev und Kollegen (2024) auf einer Konferenz über das Altern unter dem Titel „2022 Systems Aging Gordon Research Conference“ im Jahr 2022 eine Umfrage über das Altern unter 103 „Alters-Experten“ durchgeführt, von denen 55 % Professoren und Postdocs waren. Trotz geringer Stichprobe scheinen die Ergebnisse für das Forschungsfeld repräsentativ zu sein (vgl. Mallapaty 2024). Überraschenderweise gab es bei „keiner der Fragen eine Mehrheitsmeinung […]. Obwohl viele Forscher glauben, das Altern zu verstehen, gehen ihre Erkenntnisse weit auseinander“ (S. 2). Dieser „fehlende Konsens unter Altersforschern zu grundlegenden Fragen“ betrifft sowohl die Definition als auch Ursachen und Beginn des Alterns (S. 2). Diese Erkenntnisse sind überraschend, da durch verschiedene Eingriffe – wie z. B. genetische, pharmakologische und ernährungsbedingte – die Lebensspanne von Labororganismen verlängert werden kann. Dennoch gibt es „keine überzeugenden Beweise für die genauen Ursachen und Mechanismen des Alterns und keine wirksame Behandlung, die den Alterungsprozess beim Menschen verlangsamen oder sogar umkehren könnte. Selbst die Definitionen des Alterns in der veröffentlichten Literatur sind sehr unterschiedlich und nicht ohne weiteres miteinander vereinbar“ (S. 2). Immerhin sprachen sich ca. 30 % der Experten für Altern als „den Verlust von Funktionen im Laufe der Zeit“ aus. Weiterhin wurde häufiger die „Anhäufung von Schäden […] im Laufe der Zeit“ genannt. Andere Definitionen sprechen z. B. von „einem multifaktoriellen Prozess von Veränderungen im Laufe der Zeit“, „einem systematischen Verfall“, „der Abnahme der Gesundheit“, „erhöhter Sterblichkeit“, oder „einem Verlust der Homöostase“, also einem Ungleichgewicht der Körperfunktionen (S. 3). Einige Experten betonten eher die beobachtbaren Auswirkungen des Alterungsprozesses, während sich andere mehr auf mögliche Ursachen bezogen (wie z. B. molekulare Veränderungen). Diese unterschiedlichen Perspektiven auf das Altern haben auch konkrete Folgen für den Wissenschaftsbetrieb, da sich verschiedene Definitionen wiederum in unterschiedlichen Forschungszielen und -methoden niederschlagen. 2. Wieso altern wir? Auf die Frage, was genau das Altern verursacht, antworteten immerhin ca. 30 % der befragten Experten, dass es schädliche Veränderungen im Körper gebe. Weitere Antworten fallen z. B. in die Kategorien Dysregulation, Körperfehlfunktionen (wörtlich „Infidelity“), molekularen und systemischen Faktoren, evolutionäre Zwänge und nachlassende Reparaturfähigkeit. Aus der Vielfalt der Antworten ging hervor, dass bezüglich der Altersursachen ein „fehlender Konsens“ gegeben ist, schlichtweg, weil „wir die Ursachen nicht kennen“ (S. 3). Auch bei der Frage, ob Altern eine Krankheit ist, waren die Antworten breit gestreut – angeführt von der Option „neutral“ (S. 5). Weiterhin bestand keine Einigkeit, ob wir in den nächsten 20 Jahren mit einer Erhöhung der Lebenserwartung um 10 Jahre in den Industrieländern rechnen können. Übrigens verweisen Gladyshev und Kollegen (2024, 7) darauf hin, dass evolutionäre Modelle zum Altern in jüngster Zeit in Frage gestellt worden sind – was dafür spricht, dass diese selbst Inhalt von bisher nicht geklärten Kontroversen sind. Die einzige Frage, bei der fast die Hälfte der Teilnehmer sich einig war, war die Zustimmung dazu, dass eine einheitliche Definition des Alterns unerlässlich sei (S. 5). Die Studienautoren sehen außerdem einen Konsens, dass das Altern aufgrund von angehäuften Veränderungen, Schäden und Degeneration negativ sei und einen Funktionsverlust mit sich bringt (S. 6). Weiterhin wird das Altern als Prozess gesehen, der zum Tod führt (S. 6). Auch im biblischen Kontext wird betont, dass der „natürliche“ Tod auf ein hohes Alter folgt (z. B. 1Mo 15,15; 25,8). Dies war aber nicht immer so: Erst der Ungehorsam Gott gegenüber, d. h. der Sündenfall durch das historische Menschenpaar Adam und Eva, brachte den Tod in die Welt (1Mo 2,17; 3,19+22; Röm 5,12-14; 1Kor 15,21) – und damit das biologische Altern im Sinne eines Zerfallsprozesses des Körpers, der unaufhaltsam dem Tod entgegenstrebt. In diesem Sinne waren Adam und Eva (sowie alle ihre Nachkommen) bereits seit dem Sündenfall „dead man walking“, d. h. Todgeweihte, die unweigerlich dem Sterben entgegengingen. 3. Wissen wir genug über das Altern, um beurteilen zu können, welche Lebensalter realistisch sind? Insgesamt sind zwar zahlreiche Faktoren bekannt, die das biologische Altern des Menschen statistisch signifikant beeinflussen (wie z. B. Rauchen), dennoch ist und bleibt das Altern in seiner Gesamtheit ein „ungelöstes Problem in der Biologie“ (Gladyshev et al. 2024, 6). Wenn Wissenschaftler bisher keinen gesicherten Konsens über die Natur des Alterns und die zugrundeliegenden Prozesse oder Grenzen des Alters erreichen konnten, dann ist auch der Vorwurf, die hohen Lebensalter in Genesis seien „undenkbar“ oder „unwissenschaftlich“, überhaupt nicht angebracht. Andrew Snelling (2022, 53) schreibt bezüglich der hohen Lebensalter in Genesis 5 und 11 in seinem monumentalen Werk „The Genesis Flood Revisited“: „Es ist also unklar, wie die wissenschaftliche Erklärung lautet, aber wir kennen einige Dutzend wichtiger Faktoren, die die menschliche Lebensspanne beeinflussen.“ Dann zählt er verschiedene Formen von radioaktiver und kosmischer Strahlung auf, chemische Mutagene (mutationsauslösende Substanzen), akkumulierte genetische Mutationen, Stoffwechselraten, Krankheiten, programmierter Zelltod (Apoptose), Ernährungs- und Bewegungsmangel und Stress als Alterungsfaktoren. „Wenn man sich diese Liste ansieht, ist es nicht schwer zu erkennen, dass einige dieser Faktoren vor der Sintflut radikal anders gewesen sein könnten […]. Die Tatsache, dass der Tod unserer Zellen biochemisch ‚programmiert‘ zu sein scheint, legt jedoch die Vermutung nahe, dass unser Schöpfer die menschliche Lebensspanne vorprogrammiert haben könnte, um diese Programmierung später [nach der Sintflut] wieder zu korrigieren“ (S. 53). Es bleibt festzuhalten: Wir wissen schlichtweg zu wenig, um beurteilen zu können, ob die hohen biblischen Altersangaben „unbegründet“ sind oder nicht. Hinsichtlich natürlicher Ursachen wissen wir zu wenig über Alterungsprozesse heute und erst recht über solche unter ganz anderen Umweltbedingungen – nämlich vor und kurz nach der Sintflut. Wir wissen schlichtweg nicht, wie stark welche Umwelteinflüsse damals herrschten und wie genau Zellen damals genetisch gestaltet waren – z. B. hinsichtlich der Reparaturmechanismen (vgl. Schmidtgall 2024b; 2024c; 2025), die auch heute noch manchen Tierarten sehr hohe Lebensalter ermöglichen. Wissenschaftler untersuchen das Erbgut von besonders langlebigen Organismen nach Merkmalen, die ihr im Vergleich mit ähnlichen Lebewesen hohes maximales Lebensalter erklären könnten (s. Schmidtgall 2024c): Dazu gehören beispielsweise der Nacktmull (ca. 30 Jahre), die Brandtfledermaus (ca. 40 Jahre), die Galapagos-Riesenschildkröte (ca. 175 Jahre), Grönlandwal (geschätzt 200 Jahre) und der Grönlandhai (geschätzt 400 Jahre). Dabei wurde bisher allgemein festgestellt, dass langlebige Organismen z. B. ungewöhnliche Muster in Genen für das Immunsystem, Tumor-unterdrückende Systeme und Resistenz gegen oxidativen Stress bzw. für die Reparatur der DNA aufweisen (Schmidtgall 2024c). Erst kürzlich wurde das Genom des Grönlandhais beschrieben, der in kalten Gewässern lebt und sich langsam fortbewegt. Der Grönlandhai besitzt das bisher größte bekannte Genom (6,45 Mrd. Basenpaare) unter Haien. Dabei fällt vor allem auf, dass er viele Kopien von Genen aufweist, die für die Tumorunterdrückung und DNA-Reparaturen notwendig sind (Schmidtgall 2024c). Ein weiteres Beispiel für überdurchschnittlich langsames Altern ist die Fledermausart Großes Mausohr (Myotis myotis) (s. Junker 2018): So kleine Säugetiere mit nur ca. 20 bis 40 Gramm Gewicht leben normalerweise nicht bis zu 35 Jahre lang, sondern durchschnittlich nur ein Zehntel dieser Zeit. Eine Ursache könnte darin liegen, dass es beim Großem Mausohr Reparaturmechanismen gibt, die verhindern, dass die Endstücke der Chromosomen (Telomere) wie bei anderen Arten mit jeder Zellteilung sowie bei oxidativem Stress verkürzt werden. Es wurden 22 Gene identifiziert, die mit der Telomer-Reparatur in Zusammenhang stehen. Auch eine andere kleine Säugetierart hat ein außergewöhnlich langes Leben: Westliche Fettschwanzmakis (Cheirogaleus medius) können bis zu 29 Jahre alt werden (Durchschnitt: 15 Jahre) (Blanco et al. 2024, 214), obwohl die Tiere nur 120 bis 270 Gramm schwer werden. Blanco et al. (2024, 213) haben herausgefunden, dass dies wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass sie während dem Winterschlaf ihre Telomere verlängern, obwohl sie diese nach dem Winterschlaf wieder verkürzen. Damit soll nicht gesagt werden, dass beispielsweise Telomer-Reparaturmechanismen die hohen urgeschichtlichen Lebensalter der Menschen letztendlich erklären können, aber es wäre zumindest denkbar. Eindeutig ist aber in jedem Fall der Befund, dass Zellen und Organismen sowieso nur deshalb mehr als ein paar Stunden, Tage oder Wochen leben können, weil es vielfältige Reparaturmechanismen für die Biomoleküle gibt (Schmidtgall 2024a; 2024b; 2025, preprint). Daher ist es durchaus denkbar, dass noch bessere Reparaturmechanismen, die im Laufe der Zeit abgeschaltet oder defekt mutiert sein können, früher deutlich effizienter gearbeitet und damit deutlich höhere Lebensalter ermöglicht haben. Je weiter zurück wir in die Vergangenheit gehen, desto näher waren die Menschen genetisch an den ursprünglich „sehr guten“ Ausgangsbedingungen der Schöpfung (1Mo 1,31). Außerdem wissen wir nicht, wann und wie stark Gott in das menschliche Erbgut eingegriffen hat (Umprogrammierung vs. epigenetische Regulation), um genetisch vorprogrammierte maximale Lebensspannen zu ändern. Als Schöpfer dieser Welt, der aktiv eingreift, ist Gott dies ohne Zweifel möglich – unabhängig davon, ob es sich hierbei um punktuelles oder graduelles Eingreifen gehandelt hat. 4. Warum leben Menschen heute kürzer als zur Zeit der Urgeschichte? Auch die Genesis (1Mo 5; 11; 23,1; 25,7+17; 47,28; 50,22) berichtet von immer stärker abnehmenden Lebensspannen der Menschen, bis diese sich heutigen Verhältnissen annähern. Die stärkste Abnahme der Lebensalter findet sich nach der Sintflut (1Mo 11,12-32). Gott übte bei der Sintflut Gericht über die Bosheit der Menschen (1Mo 6,5) und sagte: „Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben [o. nicht ewig mit dem Menschen Rechtsstreit führen], da er ja auch Fleisch ist. Seine [Lebens-]Tage sollen 120 Jahre betragen“ (1Mo 6,3). Christliche Ausleger diskutieren, ob damit gemeint ist, dass (1.) von diesem konkreten Zeitpunkt aus noch 120 Jahre bis zur Sintflut vergehen sollen, oder ob (2.) damit die menschliche Lebensdauer (prinzipiell) auf 120 Jahre begrenzt werden sollte, was sich dann erst schrittweise erfüllte. Gibt es – abgesehen von exegetischen Argumenten – auch biologische Hinweise, dass möglicherweise die menschliche Lebensdauer auf ca. 120 Jahre begrenzt ist? Laut Website der Guinness World Records (Stand 09.12.2024) wurde die älteste Frau namens Jeanne Louise Calment aus Frankreich 122 Jahre alt (1875–1997); der älteste Mann namens Emilio Flores Márquez aus Puerto Rice wurde hingegen „nur“ 113 Jahre alt (1908–2021). Jeanne Calmet wurde damit 3 Jahre älter als jeder andere Mensch, von dem entsprechende, nach aktuellem Kenntnisstand verlässliche wissenschaftliche Daten vorliegen (vgl. Robin-Champigneul 2020, 19+39; Robine et al. 2019, 13). Bei vielen anderen Menschen unserer Tage, die möglicherweise mindestens 110 Jahre alt wurden, gibt es aber unter Wissenschaftlern vermehrt Skepsis. Newman (2024, preprint) hatte nämlich statistische Analysen dazu durchgeführt und meint, dass einige dieser beachtlichen Altersangaben wohl eher auf mangelhafte Bürokratie bzw. auf Betrug als auf reale Altersangaben zurückgehen. „Die Einführung von standesamtlichen Geburtsurkunden geht mit einem Rückgang der Zahl der Superhundertjährigen um 69–82 % einher. […] Nur 18 % der „umfassend“ validierten Superhundertjährigen [> 110 Jahre] haben eine Geburtsurkunde“. In Deutschland lag die geschätzte durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2023 bei 83,0 Jahren für Mädchen und 78,2 Jahre für Jungen (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/_inhalt.html, aufgerufen am 10.04.2025). Dies liegt – aller modernen Medizin zum Trotz – erstaunlich nahe an Psalm 90,10: „Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre“. Der Autor dieses Psalms stellte damit eine generelle Beobachtung auf – immerhin war es Mose, der selbst 120 Jahre alt wurde (Ps 90,1; 5Mo 34,7). Lediglich zwei Menschen in der Zeit nach den Erzvätern (Abraham, Isaak & Jakob: 1Mo 25,17; 35,28; 47,28) wurden laut Bibel älter als 120 Jahre: Aaron wurde 123 Jahre alt (4Mo 33,39) und der Hohepriester Jojada, der Ziehvater von König Joas von Juda, wurde sogar 130 Jahre alt (2Chr 24,15). Was lässt sich daraus schlussfolgern? Es sind seit den Erzvätern in Genesis nur drei Menschen bekannt (2 in der Bibel und 1 außerhalb), die 120 Jahre überschritten haben. Dies passt erstaunlich gut dazu, wenn man 1Mo 6,3 als ungefähre Altersbegrenzung von 120 Jahren für die Menschheit ansieht (auch an anderen Stellen gibt es Rundungen in der Bibel) – allerdings nicht als sofortiges Gericht, sondern als sich langfristig und schrittweise in Genesis von der Sintflut bis zu den Erzvätern durchgesetze Begrenzung. 5. Welche Perspektive bietet die Bibel angesichts des Alterns und des Sterbens? Auch wenn es Faktoren und Umstände gibt, die unser Leben statistisch verlängern können (gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen etc.), hat es letztlich niemand von uns in der Hand, wie lange er wirklich leben wird. Dies liegt nicht nur daran, dass die Alterungsprozesse viel zu komplex sind, als dass Wissenschaftler sie mehr als nur ansatzweise verstanden hätten. Die Bibel hingegen lehrt uns: Niemand kann seine Lebenslänge (bzw. seine Lebensgröße) auch nur um „eine Elle“ verlängern – der Tag unseres Todes liegt allein in Gottes Hand (vgl. Mt 6,27; Lk 12,25; Da 2,21). Daher ruft die Bibel jeden Menschen dazu auf, sich in Anbetracht seiner Sterblichkeit auf die Ewigkeit vorzubereiten und auf der Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus die Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen, solange man noch lebt und noch nicht vor dem Richterstuhl Gottes steht, wo über die Weiterexistenz nach dem Tod entschieden wird (vgl. Ps 90,12; Mt 25,46; Joh 5,24; Röm 5,10-21;; 1Thess 4,14-17; Off 21,1+4). Literatur Blanco MB et al. (2024) Telomere dynamics during hibernation in a tropical Primate. J. Comp. Physiol. B 194, 213–219, https://doi.org/10.1007/s00360-024-01541-9.
Diese News kann man auch auf der neuen Website Genesis-net.de lesen: https://genesis-net.de/n/355-0/
Autor dieser News: Benjamin Scholl
Über unseren | |||
![]() | |||