Diese theoretische Situation kann auf das Schnabeltier angewendet werden. Abb. 101 zeigt dies in sehr vereinfachter Form, um den Grundgedanken deutlich zu machen. a stehe für Vögel, c für plazentabesitzende Säugetiere. Das Schnabeltier b steht in gewissem Sinne dazwischen; es ist zwar ein Säugetier (es besitzt Milchdrüsen und Haare, dafür steht A), es hat jedoch keine Plazenta (D), sondern legt Eier (E). Mit den Vögeln hat es außerdem den Hornschnabel gemeinsam (dafür steht B). Damit ist das Schnabeltier einerseits in gewisser Hinsicht eine Zwischenform zwischen Vögeln und Säugetieren, bzw. es ist eine Mosaikform mit Merkmalen, die teils typisch für Vögel, teils typisch für plazentabesitzende Säugetiere sind. Andererseits ist aber klar gegen andere Vogel- und Säugergrundtypen abgegrenzt.
Verschiedene Grundtypen können also bunte Merkmalsmosaike aufweisen. Entscheidend für das Grundtypkonzept im fossilen Bereich oder wenn keine Kreuzungsergebnisse bekannt sind ist nur die deutliche Abgrenzbarkeit bezüglich wenigstens einem komplexen Merkmal.
Dagegen bereiten solche Mosaikformen Probleme für das Evolutionsmodell. Denn man kommt hier nicht umhin, eine mindestens zweimalige unabhängige Entstehung eines Hornschnabels anzunehmen. Dies führt in die Problematik der Konvergenzen, die im Artikel Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie behandelt wird. |