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Schöpfung - Fragen und Antworten:

Widersprechen sich Schöpfung und Evolution?

Die Begriffe „Schöpfung“ und „Evolution“ müssen präzisiert werden, damit diese Frage beantwortet werden kann. Unter Evolution wird hier die Abstammung aller Lebewesen von letztlich einfachsten Vorläufern verstanden. Das schließt ein, dass der Mensch aus dem Tierreich abstammt. In der Theologie wird heute zwischen „Schöpfung“ und „Evolution“ in diesem Sinne kein Widerspruch gesehen. Begründung: Die Evolutionsanschauung sei die naturwissenschaftliche Antwort auf die Herkunftsfrage, sie gebe eine Antwort auf das „Wie?“ (Wie entstand die Welt, wie entstanden die Lebewesen?). Darauf wolle und könne die Theologie keine Antwort geben; die Theologie sei für das „Warum“ und für Sinnfragen zuständig, die wiederum die Naturwissenschaft nicht beantworten könne.

Mit dieser Antwort gibt die Theologie aber sehr viel Terrain preis, denn die Bibel antwortet - wenn auch in recht allgemeiner Form - sehr wohl auch auf die „Wie“-Frage (siehe dazu Biblische Grundlagen der Schöpfungslehre). Die biblischen Aussagen über die Ursprünge sind nicht dem typisch neuzeitlichen Denkmuster verpflichtet, das Sinnfrage und Herkunftsfrage trennt (Entflechtungsthese). Im Gegenteil nimmt gerade auch das Neue Testament in seinen Aussagen über das Wirken Jesu Christi Bezug auf die Schöpfungserzählungen der Genesis und auf andere Schilderungen der biblischen Urgeschichte (Genesis Kapitel 1-11). Die Genesistexte werden dabei als Berichte zugrundegelegt, die nicht allein existentielle Bedeutsamkeit, sondern auch historische Wirklichkeit beschreiben. So nimmt Jesus Bezug auf die Erschaffung des ersten Menschenpaares und indirekt auch auf den Sündenfall, wenn er von der „Härte des menschlichen Herzens“ spricht, die es bei der Schöpfung („am Anfang") noch nicht gab (Matthäus 19, besonders Vers 8). Der Apostel Paulus schlägt die Brücke vom ersten Menschen Adam, durch den die Sünde und damit der Tod in die Welt kam, zu Jesus Christus, der die Gnade und das ewige Leben gebracht hat (Römer 5; 1. Korinther 15). Dabei kommt es ausdrücklich auch auf das „Wie" der Anfänge an: Wie entstand die Menschheit, weshalb gibt es die Ehe, wie kam die Sünde und wie kam der Tod in die Welt? Werden diese Wie-Fragen evolutionstheoretisch beantwortet, ergeben sich ernsthafte Widersprüche zu Aussagen des Neuen Testaments über das Erlösungshandeln von Jesus Christus. Diese Zusammenhänge werden im Artikel Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament behandelt. Im Artikel Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode? wird auch gezeigt, dass der Evolutionsprozeß eine fragwürdige Schöpfungsmethode wäre. Wenn man also Evolution und Schöpfung miteinander harmonisiert, geht das nur auf Kosten grundlegender biblischer und insbesondere auch neutestamentlicher Zusammenhänge.

Wird „Evolution“ nicht umfassend verstanden, sondern nur im Sinne von Mikroevolution (Variation, Anpassung und Spezialisierung), so kann Evolution als Teilaspekt der Grundtypenbiologie im Rahmen der Schöpfungslehre verstanden werden. Grundtypen der Lebewesen sind nach dieser Sichtweise von Anfang an mit einem erheblichen genetischen Potential ausgestattet; man spricht von Polyvalenz (vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Mikroevolutive Veränderlichkeit der Lebewesen ist also kein Gegensatz zu „Schöpfung“, sondern ist im Gegenteil ein Ausdruck von Weisheit in der Schöpfung: Die Arten wurden flexibel erschaffen, so dass sie auf variable Umweltbedingungen durch Anpassung reagieren können. Mikroevolution ist allerdings von ganz anderer Qualität als Makroevolution. Erstere steht für Optimierung bzw. Spezialisierung, letztere für Neukonstruktion (vgl. Mikro- und Makroevolution). Im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie werden einige grundlegende Inhalte der Grundtypenbiologie erläutert.


Autor: Reinhard Junker, 20.09.2005

Tiefergehende Informationen zu diesem Thema

Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament (Interessierte / Experten)

Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode? (Interessierte / Experten)

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