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Schöpfung: Design-Theorie

Experten: Einführung in „Intelligent-Design“

Inhalt

In diesem Artikel wird erklärt, was mit dem Design-Ansatz gemeint ist und wie man dieses Konzept begründet. Der Unterschied zwischen „Intelligent Design“ und „spezifischem Design“ wird erläutert.

Der Grundgedanke des Design-Ansatzes

Warum der Design-Ansatz im Rennen ist

Der Design-Ansatz in der Biologie – eine neue Art von Wissenschaft?

Wie wird Design begründet?

Der Analogieschluss

Design-Indizien

Wichtige Begriffe dieses Artikels

Literatur

Weitere Fragen zu diesem Thema

Der Grundgedanke des Design-Ansatzes

Der Grundgedanke des Design-Ansatzes ist, dass man an bestimmten Strukturen der Lebewesen (oder auch der unbelebten Welt) Eigenschaften und Merkmale erkennen könne, die auf das (vergangene) Wirken eines intelligenten, willensbegabten Urhebers (Designer, Schöpfer) hinweisen und andere Möglichkeiten ihrer Herkunft unwahrscheinlich machen – oder sogar ausschließen, wie manche Befürworter dieses Ansatzes behaupten. Solche Eigenschaften werden hier als „Design-Indizien“ bezeichnet. Mit dem Begriff „Design“ ist hier vor allem eine zweckvolle Anordnung von Teilen gemeint, die geeignet ist, eine Funktion auszuüben, so dass eine Zielorientierung erkennbar ist. Dazu können auch spielerische Elemente, Ästhetik und andere Kennzeichen der Natur gerechnet werden. Verschiedene Arten solcher Design-Indizien werden im Abschnitt „Design-Indizien“ vorgestellt.

In der neueren Diskussion über Design in der Natur wird häufig von „intelligentem Design“ (ID) gesprochen. Der Begriff „intelligent“ soll unterstreichen, dass zur Entstehung des untersuchten Merkmals eine Planung, Absicht (Intention) und zielorientierte Steuerung erforderlich war, und naturgesetzmäßig ablaufende Vorgänge dafür nicht ausreichten. Passend wäre daher auch die Bezeichnung „intentionales Design“. Doch der Begriff „Design“ beinhaltet bereits Intelligenz, Planung, Zielorientierung (Teleologie) und Intentionalität. Die Kennzeichnungen „intelligent“ und „intentional“ werden dennoch häufig zur Verdeutlichung hinzugefügt, weil es sich in der Biologie eingebürgert hat, auch dann von „Design“ zu sprechen, wenn man damit gar keine planvolle, zielorientierte Entstehung verbindet. Wenn in diesem Artikel der Begriff „Design“ verwendet wird, ist er jedoch immer teleologisch und intentional gemeint; er soll also die Notwendigkeit von Planung und Zielorientierung eines Akteurs (Designers) zum Ausdruck bringen.

Kennzeichnend für den Design-Ansatz ist also die Auffassung, dass bestimmte Phänomene in der Natur allgemein und speziell in der Organismenwelt auf Planung hinweisen und dass diese Hinweise auf Planung in der Natur (Design-Indizien) durch eine naturwissenschaftliche Untersuchung nachweisbar sind.

Während der Design-Ansatz in der Biologie neben natürlichen, naturgesetzmäßig verlaufenden Prozessen auch eine zielorientierte Handlung bei der Entstehung der Lebewesen einkalkuliert, wird dies vom Naturalismus ausgeschlossen. Mit „Naturalismus“ ist gemeint, dass alles Seiende letztlich ausschließlich auf materiellen Dingen (Materie-Energie) basiert und durch natürliche, gesetzmäßig beschreibbare, nicht-teleologische Prozesse entstanden ist. In diesem ontologischen Sinne soll in diesem Artikel der Begriff „Naturalismus“ verstanden werden. Der grundsätzliche Ausschluss möglicher teleologische Faktoren in Ursprungsfragen kann nicht methodisch begründet werden; es handelt sich dabei um eine inhaltliche Vorfestlegung, die nur weltanschaulich begründet werden kann.

Eine wichtige Unterscheidung. Woran können Spuren eines Schöpfers erkannt werden? Hier muss man unterscheiden zwischen einem Ansatz, der ohne Vorstellungen über den Designer auskommt, und Ansätzen, die auf solche Vorstellungen explizit Bezug nehmen. Wenn man keine konkreten Aussagen über das Wirken des Designers macht, kann man nur der Frage nachgehen, was natürliche Mechanismen ohne willentliche Lenkung, also nicht-teleologische Vorgänge, leisten können und was nicht. Man könnte in diesem Fall Design nur dadurch plausibel machen, dass man zeigt, dass bestimmte Phänomene trotz intensiver Bemühungen durch natürliche Prozesse nicht erklärt werden können. Dieser Ansatz ist unter dem Begriff „Intelligent Design“ („ID“) populär geworden. Über den Designer wird dabei lediglich gesagt, dass er zielorientiert gehandelt habe. Aus dieser alleinigen Voraussetzung können jedoch keine konkreten Kennzeichen einer Designer-Tätigkeit abgeleitet werden; man kann also auch nicht nach solchen Kennzeichen suchen.

Gewöhnlich geht man aber anders vor. Wir kennen Design-Indizien durch unsere Erfahrungen mit menschlichem Design, vor allem in der Technik und der Programmierkunst. Solche Indizien sind z. B. nichtreduzierbar komplexe Systeme, Luxusstrukturen, die nicht durch bloße Zweckmäßigkeit erklärt werden können, oder Merkmale, die nur durch eine Zukunftsorientierung verstehbar sind (vgl. Abschnitt „Design-Indizien“). Man kann nun danach fragen, ob solche typischen Kennzeichen menschlicher Designer (Design-Indizien) auch bei den Lebewesen gefunden werden. Bei dieser Vorgehensweise wird eine gewisse Ähnlichkeit im Design des Urhebers der Lebewesen mit dem Design menschlicher Designer vorausgesetzt. Hier spielen also Annahmen über die Person und die Attribute des Designers eine maßgebliche Rolle. In Anlehnung an Heilig (2008) sollen Design-Ansätze, die konkrete Vorstellungen vom Wirken eines Designers zugrundelegen, mit dem Begriff „spezifisches Design“ (SD) gekennzeichnet werden. SD muss also von ID unterschieden werden.

Wird zwischen ID und SD wie beschrieben unterschieden, besteht das Forschungsprogramm des ID-Ansatzes nur aus dem Ausloten der Leistungsfähigkeit natürlicher, nicht-teleologischer Prozesse und Mechanismen. Damit bleibt der ID-Ansatz zwar auf einer naturwissenschaftlichen Ebene, da keine Aussagen über den Designer gemacht werden müssen. Man kann auf diesem Wege aber nicht über Verdachtsmomente auf Design hinauskommen, falls nämlich nicht-teleologische Erklärungsversuche immer wieder scheitern und sich sogar Grenzen für natürliche Mechanismen abzeichnen. Wenn darüber hinaus nach spezifischem Design (SD) in der Natur gesucht wird, wenn also bestimmte „Methoden“ oder Vorlieben des Designers angenommen werden, eröffnen sich weitere Fragen für die Forschung: Design-Indizien können definiert werden (z. B. „nichtreduzierbare Komplexität“ oder „spielerische Komplexität“) und ihr Nachweis in der Natur kann versucht werden. Wenn solche Indizien tatsächlich nachgewiesen werden können, ist eine plausible Interpretation der Daten unter der Voraussetzung eines Designers gelungen.

Im Rahmen des SD-Ansatzes ist auch – anders als beim ID-Ansatz – ein Vergleich von Vorhersagen möglich, denn in diesem Rahmen kann das Auftreten konkreter Design-Indizien vorhergesagt und geprüft werden. Diese Vorhersagen können mit Vorhersagen nicht-teleologischer Ansätze verglichen und auf der Basis des Vergleichs ein Schluss auf die beste Erklärung gezogen werden (vgl. Abschnitt „Der Design-Ansatz in der Biologie …“). Dies ist in Rahmen des ID-Ansatzes nicht möglich, weil nur die Leistungsfähigkeit nicht-teleologischer Erklärungen beurteilt wird.

Zum Design-Ansatz gehören also Erkennbarkeit von Design und das Fehlen einer nicht-teleologischen Erklärung. Der ID-Ansatz kann nur zu einem Verdacht auf Design aufgrund des Nachweises von Grenzen natürlicher, ungerichteter Prozesse führen, während der SD-Ansatz ermöglicht, Design-Indizien zu definieren und nachzuweisen, die typisch für einen bekannten Designer sind. Könnte ein mutmaßliches Design-Indiz jedoch durch natürliche Prozesse erklärt werden, verlöre es seinen Charakter als eindeutiges Indiz. Es könnte zwar erkannt werden, Design wäre aber als Erklärung nicht mehr unbedingt notwendig, wenn auch möglich.

Im Folgenden ist mit „Design-Ansatz“ allgemein eine teleologische Ursprungssicht gemeint, wobei immer auch Erkennbarkeit von Design eingeschlossen ist. Wenn von „ID“ die Rede ist, wird über die Identität des Designers und über die Kennzeichen seines Wirkens nichts ausgesagt, während im Rahmen von „SD“ dazu konkrete Aussagen gemacht werden.

Nicht alle Befürworter des Design-Ansatzes lehnen Evolution ab; gemeinsam ist ihnen aber eine teleologische Weltsicht und damit die Auffassung, dass natürliche Faktoren alleine den Formenwandel nicht erklären können. 

Theologische Aspekte des Design-Ansatzes werden im Artikel Design und Theologie behandelt.

Wichtige Begriffe dieses Artikels sind am Ende des Artikels zusammengestellt.

Warum der Design-Ansatz im Rennen ist

Wissenschaftliche Forschung soll helfen, die Wahrheit herauszufinden: Wie ereignete sich der Ursprung des Lebens? Wie entstanden die vielfältigen Baupläne der Lebewesen? Wer diesen Fragen auf den Grund gehen will, ist nicht in erster Linie einer bestimmten Methodologie verpflichtet und schon gar nicht auf eine bestimmte Forschungsmethode beschränkt, sondern die Methoden sollen im Dienste der Wahrheitsfindung stehen. Als mögliche „richtige Antwort“ kommt eine direkte Schöpfung grundsätzlich in Frage – es sei denn, man schließt diese Möglichkeit vorn vornherein aus weltanschaulichen Gründen aus. Die Erforschung der Ursprünge ist aber nicht darauf festgelegt, dass dabei nur naturgesetzmäßig beschreibbare Vorgänge eine Rolle spielen können. Forschung soll nicht unbedingt eine natürliche Entstehungsweise entdecken, sondern dazu beitragen, die tatsächliche Entstehungsweise herauszufinden. Die Möglichkeit, dass die Welt durch Schöpfungsakte Gottes ins Dasein gekommen ist, kann dabei nicht mit wissenschaftlichen Argumenten ausgeschlossen werden. Allein diese Tatsache ist Grund genug, die Option „Design“ offen zu halten. Die Frage nach Hinweisen auf Design in der Biologie ist also legitim.

Es gibt außer dieser grundsätzlichen Erwägung konkretere Gründe dafür, die Frage nach intentionalem Design auf wissenschaftlichem Wege anzugehen. Um diese Gründe soll es im Folgenden gehen.

Teleologische Begriffe in der Biologie. Der Gedanke an Planung und Zielorientierung (Teleologie, Finalität) in der Natur drängt sich dem unbefangenen Betrachter zweifellos auf. Entsprechend gibt es in der Biologie unvermeidlich eine teleologische Sprache. Lebewesen nutzen naturgesetzliche Prozesse statt ihnen ausgeliefert zu sein. Das macht den entscheidenden Unterschied zwischen der Komplexität der Konstruktionen der Lebewesen und Komplexitäten in der abiotischen Welt (etwa eines Schneekristalls) aus. Letztere sind bloße Effekte von Gesetzmäßigkeiten. Abb. 363 zeigt den Unterschied an einem Beispiel auf anschauliche Weise.

Viele Teile der Lebewesen (insbesondere der Zellen) können treffend als Maschinen bezeichnet werden. „Tatsächlich kann die gesamte Zelle als Fabrik betrachtet werden, die ein kompliziertes Netzwerk ineinander greifender Fertigungslinien beinhaltet, welche jeweils aus einem Satz großer Proteinmaschinen zusammengesetzt sind“, schreibt Bruce Alberts, Zellbiologe und bekannter Lehrbuchautor; zitiert nach Rammerstorfer 2006a, 17). Die Forschung hat zunehmend offenbart, dass Konzepte aus Informationstechnik und Informatik mit solchen aus der Molekularbiologie verglichen werden können (Imming & Bertsch 2007). „Der Körper widerspiegelt Design-Prinzipien unserer eigenen Technologie“ (Gene 2007, 40); dies zeige sich eindrucksvoll an einer großen Anzahl von Begriffen aus der Technik und der Programmierung, die zur Beschreibung verwendet werden, insbesondere am Begriff „Maschine“. Es wird zwar behauptet, die teleologischen Begriffe seien nur metaphorisch gemeint, doch ist der Nachweis, dass Beschreibungen biologischer Organisation und biologischer Prozesse ohne teleologische Begriffe bei gleichem Erklärungsgehalt möglich sind, nie erbracht worden (Mutschler 2003; Keil 1993, 116; Spaemann & Löw 1981). Spaemann & Löw (1981, 283) schreiben: „Die fundamentale Beweislastregel besagt, dass derjenige begründen muß, der Selbstverständliches in Frage stellt. Nun ist aber unsere primäre Welterfahrung zunächst teleologisch.“ Beobachtungen an den Lebewesen legen den Gedanken an Design und damit das Wirken eines Schöpfers nahe.

Der Forschungsgegenstand bestimmt die Forschungsmethode. In der Kontroverse um Design geht es um Ursprungsfragen und um vergangene Abläufe. Die in der Vergangenheit wirksamen Ursachen können nicht experimentell erforscht werden; ob es nur natürliche Abläufe gab oder auch willensgesteuerte, ist zunächst völlig offen. Dieser Offenheit trägt der Design-Ansatz insofern Rechnung, als er in der Suche nach Ursachen für den Ursprung der beobachteten Phänomene breit angelegt ist und sowohl gesetzmäßig beschreibbare Prozesse als auch die Möglichkeit zielorientierter Eingriffe ins Auge fasst. Er keine der beiden Möglichkeiten vorschnell aus. Damit ist er qualifiziert, historische Fragestellungen zu bearbeiten, denn es kann ja nicht ausgeschlossen werden, dass in der Vergangenheit zielorientierte Eingriffe eine Rolle gespielt haben. Dabei wird weder vorschnell noch willkürlich auf Eingriffe geschlossen, sondern erst nach eingehender Prüfung und entsprechend begründet – dazu wird weiter unten einiges zu sagen sein. Eine ideologiefreie Vorgehensweise zieht grundsätzlich alle möglichen Ursachen in Betracht, insbesondere wenn es entsprechende Verdachtsmomente gibt.

Vergleich mit anderen Wissenschaftszweigen. Die Suche nach spezifischem Design (SD) wird in anderen Wissenschaftszweigen als Selbstverständlichkeit betrieben. Instruktiv ist der Vergleich mit der Erforschung von Steinwerkzeugen. Natürlich sind Steinwerkzeuge wie z. B. Faustkeile unvergleichlich viel einfacher als Lebewesen, man kann aber die Vorgehensweise zur Klärung, ob es sich bei einem Objekt um ein Artefakt oder Naturprodukt handelt, auf die Beurteilung der Entstehung der Lebewesen anwenden. Die Suche nach Indizien einer absichtsvollen Bearbeitung eines Objekts ist der Fragestellung (Suche nach dem Entstehungsweg) angemessen. Hier kommt niemand auf die Idee, von vornherein nur Naturprozesse zur Erklärung zuzulassen. A priori gibt es aber auch keinen Grund, dies bei der Suche nach den Ursachen der Entstehung der Lebewesen anders zu handhaben, es sei denn, man hätte gezeigt, dass natürliche Ursachen ausreichende Erklärungskraft für diesen Fragenkomplex besitzen und die Entstehung des Lebens und seiner Vielfalt vollständig erklären. Dies wird tatsächlich immer wieder behauptet, daher sei nachfolgend ein weiterer Grund für die Legitimität des Design-Ansatzes angeführt.

Ein Beweis dafür, dass Planung nur ein Schein ist, steht aus. Seit Darwin wird natürliche Selektion als Ursache für die Zweckmäßigkeit lebendiger Konstruktionen verantwortlich gemacht und der Begriff „Design“ zur Metapher degradiert (s. o.). Darwin schrieb: „Das alte Argument vom Design in der Natur, wie es von Paley verwendet wurde und das mir früher so schlüssig erschien, scheitert nun, nachdem das Gesetz der natürlichen Auslese entdeckt worden ist.“ So argumentiert auch Sober (2000, 36), dass Darwin anstelle von Design und Zufall die natürliche Auslese als eine dritte Möglichkeit ins Spiel gebracht habe, um die Entstehung der Lebewesen zu erklären.

Doch ist diese Einschätzung gerechtfertigt? Dies führt auf das Gebiet der Evolutionsmechanismen. Hier gibt es vielfältige Argumente dafür, dass der Beweis aussteht, natürliche Selektion oder andere Evolutionsfaktoren hätten tatsächlich das Design der Lebewesen hervorgebracht (Junker & Scherer 2006; vgl. Evolutionsmechanismen und Molekulare Mechanismen). Einige Evolutionsbiologen, die den Evo-Devo-Ansatz in der kausalen Evolutionsforschung verfolgen, räumen unmissverständlich ein, dass die Mechanismen der Entstehung des Neuen in der Evolution (Makroevolution) – und darum geht es in der Design-Thematik – unbekannt und ungeklärt sind. Evo-Devo wird von diesen Forschern als verheißungsvoller Ansatz betrachtet, das Problem Makroevolution zu lösen (vgl. Artikel Evo-Devo und Mikroevolution, Makroevolution und „ID“). Daher ist die Behauptung, dass Planung nur ein Schein ist, nicht bewiesen worden. Der Wissenszuwachs hat sogar manche Erklärungsprobleme bezüglich der Entstehung biologischer Strukturen größer werden lassen (s. u.).

Bionik als „Kind“ des Design-Ansatzes. Bionik beschäftigt sich mit der Untersuchung von Konstruktionen der Lebewesen mit dem Ziel, konstruktive Lösungen innovativ in der Technik umzusetzen. Konstruktionen der Lebewesen dienen als Inspiration für technische Konstruktionen. In der Bionik geht man aus der Perspektive eines Ingenieurs an die Natur heran. Lernen aber Designer von Designern oder von Zufallsprozessen, um möglichst effizient und zielgerichtet vorzugehen? (Rammerstorfer 2006) Mutschler (2002, 121+124) schreibt dazu: „Wenn man nun dem Techniker die Kompetenz zu realer Zwecksetzung zuspricht und wenn er sich die Natur zum Vorbild für seine Zwecksetzungen nimmt, dann hat er sie ipso facto teleologisiert. Etwas, was nicht in sich zweckmäßig ist, kann auch kein Vorbild für zweckmäßige technische Gestaltung sein. … Die Bionik setzt ein telos [Ziel] in die Natur. ‚Der Baum als Lehrmeister’ (Mattheck) ist keine bloße Metapher.“

Simulationen von Evolutionsvorgängen im Sinne von Optimierungen schwächen dieses Argument nicht. Denn dabei muss immer von einem funktionsfähigen System ausgegangen werden, das anschließend über zufällige Variation der Systemparameter an vorgegebene Kriterien (z.B. geringster Strömungswiderstand) angepasst wird. Evolutionäre Optimierung betrifft also nicht die Design-Fragestellung nach der Entstehung neuer Konstruktionen.

Fazit. Mehrere Aspekte machen deutlich, dass der Design-Ansatz eine Berechtigung in der Ursprungsforschung im Bereich der Biologie hat. Die Suche nach Hinweisen auf Planung und Zielorientierung bei der Entstehung der Lebewesen und ihrer Konstruktionen ist angebracht. Wie man dabei methodisch vorgehen kann, wird weiter  unten erläutert.

Der Design-Ansatz in der Biologie – eine neue Art von Wissenschaft?

Ein grundlegendes Problem für den Design-Ansatz besteht darin, dass die Aktionen eines Urhebers und seine Identität prinzipiell naturwissenschaftlich nicht fassbar sind und seine tatsächliche Vorgehensweise naturwissenschaftlich nicht beschreibbar ist. Die zielorientierte Tätigkeit kann nur mittelbar anhand von Wirkungen und Spuren erkannt werden. Es kann schon gar nicht einen Design-Mechanismus geben, wenn unter „Mechanismus“ ein gesetzmäßig beschreibbarer, raumzeitlicher Vorgang gemeint ist – das wäre ein Widerspruch in sich. Es kann daher beim Design-Ansatz nicht darum gehen, einen Designer naturgesetzlich „dingfest“ zu machen und den Schöpfungsvorgang zu rekonstruieren. Allenfalls sind Simulationen möglich. Im Rahmen des Design-Ansatzes werden vielmehr folgende Fragen gestellt:

1. Woran können Spuren des Wirkens eines Urhebers erkannt werden?

2. Werden diese Spuren tatsächlich gefunden und wie plausibel und wie sicher ist ihre Interpretation als Designer-Spuren?

Zur Erläuterung des Design-Ansatzes ist der Vergleich mit der Untersuchung von Steinwerkzeugen wie z. B. Faustkeilen hilfreich. Wenn die Form eines Faustkeils ausschließlich durch Naturvorgänge wie Erosion und Zufallseffekte wie etwa die Art und Weise, wie ein Stein von einem Steinbruch herunterfällt, erklärbar wäre, wäre die Annahme eines Urhebers, der willentlich den Faustkeil geformt hat, überflüssig. Wenn ein Urheber aber den Faustkeil geformt hat, kann seine Bearbeitung auf der Ebene des Objekts nicht beschrieben werden. Auf dieser Ebene können keine Hände des Bearbeiters und keine Werkzeuge, die das Objekt bearbeitet haben, und keine Zielsetzungen gesehen werden. Auch der Vorgang der Bearbeitung des Objekts ist nicht beobachtbar. Man kann jedoch versuchen, natürliche Erosionsvorgänge besser zu verstehen. Dabei kann man viel über zufällig entstehende Formen heruntergefallener oder durch Frost abgesprengter Felsstücke und über die Wirkung von Erosion lernen und dadurch verstehen, welche Grenzen solchen nicht-teleologischen Prozessen höchstwahrscheinlich gesetzt sind. Finden sich an einem Objekt Kennzeichen, die nicht-teleologisch nach allem gegenwärtigen Wissen nicht entstehen, haben wir ein starkes Verdachtsmoment dafür, dass andere Ursachen oder ein Urheber entscheidend gewirkt haben.

Man kann zum Verständnis der Entstehungsweise eines Faustkeils aber auch mit den eigenen Händen einen solchen herzustellen versuchen. Nach der eingangs eingeführten Terminologie wird damit ein SD-Modell eingeführt, da von einem spezifischen Designer (einem Menschen) ausgegangen wird, der den Faustkeil herstellt. In der experimentellen Archäologie wird so vorgegangen. Da hier zielorientiert gearbeitet wird, handelt es sich natürlich nicht um ein Modell für natürliche Prozesse. Vielmehr dient das Nachmachen zur besseren Klärung, wo die Grenzen natürlicher und das Potential kreativer Kräfte liegen.

Entsprechendes gilt für Versuche, durch die im Labor Leben oder wenigstens lebenswichtige Makromoleküle oder Zellbestandteile zu erzeugt werden. Man kann auch hier ggf. simulieren, auf welche Weise die betreffenden Strukturen entstanden sein könnten und auch hier besser verstehen, welche Limitationen ungelenkten Prozessen gesetzt sind und warum. Sobald dabei aber eine Lenkung im Spiel ist, die unter natürlichen Bedingungen nicht realistisch ist, können solche Versuche keine Modelle für ungelenkte hypothetische natürliche Vorgänge in der Erdvergangenheit sein. Eine plausible, vollständige, naturalistische Erklärung der Entstehung eines Naturgegenstandes würde die Annahme eines zielorientiert eingreifenden Designers dagegen überflüssig machen und der Design-Ansatz würde sich erübrigen.

Wie verhält sich der Design-Ansatz zur Naturwissenschaft? Mit welchen Methoden können Indizien für einen intentionalen Ursprung festgestellt werden? Die naturwissenschaftliche Methode (Methodik der empirischen Forschung) ist auch im Rahmen des Design-Ansatzes ein unabdingbares Werkzeug. Zum einen benötigt man diese Methode zur „Spurensicherung“, konkret: Es muss möglichst viel z. B. über den Bau der Lebewesen, über Variationsmechanismen, über die Merkmalsverteilungen bei den Arten und höheren Taxa und vieles andere mehr in Erfahrung gebracht werden. Zum anderen wird mit naturwissenschaftlicher Forschung ausgelotet, welche Prozesse durch natürliche Gesetzmäßigkeiten möglich sind. Die naturwissenschaftliche Methode wird also weder eingeschränkt noch ersetzt und schon gar nicht abgeschafft.

Ein Vergleich soll die Vorgehensweise zur Feststellung von Design verdeutlichen: Ein Kriminalkommissar muss klären, ob in einem Todesfall ein natürlicher Tod eingetreten ist oder ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt (also ein Akteur entscheidend gewirkt hat). Zur Aufklärung kann er vielfältige naturwissenschaftliche Methoden verwenden (z. B. DNA-Analysen, Kenntnisse über die Besiedlungsgeschwindigkeit von Organismen auf Leichen, um den Todeszeitpunkt festzustellen, und dergleichen mehr). Er wird sich aber nicht auf diese beschränken. Vor allem benötigt er Indizien als Verdachtsmomente dafür, dass tatsächlich ein Mord oder Selbstmord passiert ist. Wäre er für solche Indizien nicht offen, würde er möglicherweise übersehen, dass ein (Selbst-)Mord geschehen ist (tatsächlich passiert dies immer wieder, wie durch nachträgliche genauere Untersuchungen festgestellt wird). Der Kommissar muss dann versuchen, die Indizien durch ein möglichst schlüssiges Szenario (einen Handlungsablauf) plausibel zu deuten. Im Zweifelsfall muss er für verschiedene Optionen offen bleiben: natürlicher Tod, Selbstmord oder Mord.

In welcher Hinsicht können wir Aspekte dieses Vergleichs auf die Entstehung der Lebewesen übertragen? Die Sachlage ist auf diesem Themenfeld natürlich sehr viel komplizierter. Die Einschätzung der Gegebenheiten ist hier nur begrenzt möglich; wir wissen noch viel zu wenig darüber, was durch natürliche Prozesse möglich ist, und die Indizien auf Planung mögen unsicherer sein als ein in den Rücken gerammtes Messer in der Beurteilung der Todesursache. Der Fall muss vielleicht offen gelassen werden oder man kann nur relativ vage mit Plausibilitäten argumentieren. Aber die Vorgehensweise zur Klärung ist vergleichbar. Und solange eine natürliche Erklärung für die Entstehung der Lebewesen nicht geleistet ist, bleibt der Design-Ansatz im Rennen; er wurde nicht als überflüssig erwiesen.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied: Wenn geklärt werden soll, ob ein Mord vorliegt, kann man mit einem potentiellen Täter grundsätzlich rechnen. In der Frage der Entstehung der Lebewesen ist die potentielle Existenz eines Urhebers aber gerade umstritten. Da sie aber auch nicht ausgeschlossen werden kann, muss dessen potentielles Wirken in einer ergebnisoffenen Forschung berücksichtigt werden.

Wie- und Woher-Frage. Naturwissenschaft befasst sich mit „Wie-funktioniert-Fragen“. Darüber hinaus ist die Wozu-Frage in der Biologie von großem heuristischem Wert; z. B.: Welchen Zweck erfüllt das untersuchte Organ? Woher-Fragen („woher kommt ein untersuchtes Organ ursprünglich?“) sind ihrem Wesen nach jedoch historische, keine naturwissenschaftlichen Fragen (vgl. Methodik der historischen Forschung). Eine naturwissenschaftliche Beschreibung eines Systems schließt nicht dessen natürlichen Ursprung ein.

Der Fortschritt der Wissenschaft in den Wie-Fragen geht nun nicht automatisch mit einem Fortschritt in Woher-Fragen einher. Zunehmendes Wissen über die Funktion biologischer Systeme verkleinert unsere Kenntnislücken in Entstehungsfragen nicht automatisch. Das Gegenteil kann der Fall sein: Je mehr wir wissen, desto offenkundiger könnte unsere Unkenntnis in den Ursprungsfragen werden. Jedenfalls darf der Erfolg bei der Beantwortung von Wie-Fragen keinesfalls unbesehen für Erfolge in Woher-Fragen reklamiert werden.

Man könnte einwenden, dass man die Ergebnisse der Wie-Fragen auf die Woher-Frage extrapolieren und dass man beide Fragen nicht grundsätzlich unterscheiden könne. Lebewesen sind ja in der Lage, sich fortzupflanzen und nachweislich zu Variation befähigt. Doch was folgt aus dieser Extrapolation? Den Ursprung dieser Fähigkeiten kann man damit nicht erschließen; darum geht es aber gerade. Zudem kann man starke Argumente ins Feld führen, dass die Extrapolation der bekannten Variationsmechanismen Grenzen eben dieser Vorgänge offenbart, was die Frage nach ihrem Ursprung nur umso markanter hervortreten lässt.

Die Tatsache, dass Naturwissenschaft in vielen Bereichen ein leistungsfähiges Erkenntniswerkzeug ist, begünstigt eine naturalistische Weltanschauung in keiner Weise. Umgekehrt verhindert die Annahme einer nicht-natürlichen Entstehung (durch Design) keinesfalls eine naturwissenschaftliche Untersuchung und Beschreibung des Systems.

„Erklärungen“ in der Ursprungsforschung. Beim Design-Ansatz geht es um Geschichte. Welche Erklärungen sind diesem Gegenstand angemessen? In den Naturwissenschaften erfolgen Erklärungen gewöhnlich deduktiv-nomologisch nach dem sogenannten Hempel-Oppenheim-Schema (HO-Schema; nach Hempel & Oppenheim 1948). Der zu erklärende Sachverhalt (das Explanandum) wird aus Gesetzen und Randbedingungen (Explanans) gefolgert.

Das HO-Schema kann auch umgekehrt in der Art und Weise angewendet werden, dass aus bekannten Gesetzen und bekannten Randbedingungen Schlussfolgerung als Voraussagen formuliert werden, die anschließend überprüft werden (so z. B. bei der Vorhersage einer Sonnenfinsternis).

 

Gesetze                                                

Randbedingungen, Beobachtungen  

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Zu erklärender Sachverhalt

 

In Ursprungsfragen ist dieses Erklärungsschema kaum anwendbar. Problematisch ist vor allem das Fehlen von „Ursprungsgesetzen“. Aber auch die Randbedingungen sind im Einzelnen weitgehend unbekannt oder nur sehr hypothetisch. Die Geschichte der Natur ist singulär und kann nicht ausschließlich mit Gesetzen beschrieben werden, auch wenn Gesetze dabei eine Rolle spielen können. Daher ist auch die hypothetische Evolutionsgeschichte nicht deduktiv-nomologisch erklärbar. Man kennt wohl Variationsmechanismen, diese sind aber nicht als Gesetze fassbar, aus denen die Entstehung von Neuheiten ableitbar wäre. Gesetzmäßigkeiten wie die Mendelschen Regeln oder das Hardy-Weinberg-Gesetz bilden lediglich einen Teil der zu berücksichtigenden Randbedingungen. Allenfalls im mikroevolutiven Bereich (der in der Ursprungsfrage in der Biologie unstrittig ist) können Gesetzmäßigkeiten formuliert werden (z. B. in der Populationsgenetik).

Aufgrund dieser Situation können in Ursprungsfragen nur hypothetische Szenarien entworfen werden, die auf Stimmigkeit mit den Daten und mit bekannten Ursachen geprüft werden können. Nicht selten passen dieselben Daten jedoch zu ganz unterschiedlichen, eventuell sogar einander widersprechenden Szenarien. An der Spitze des HO-Schemas steht somit kein Gesetz, sondern eine konzeptionelle Vorgabe zur Organismengeschichte, also z. B. „natürliche Evolution der Lebewesen“:

 

Allgemeine Evolution

Randbedingungen

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Vielfalt der heutigen Lebewesen

 

In dieser Art und Weise kann man auch im Rahmen des Design-Ansatzes verfahren. Statt „Allgemeine Evolution“ steht am Anfang des HO-Schemas „zielorientierte Planung“ oder der Einfachheit halber „Schöpfung“. Diese Vorgabe muss dergestalt konkretisiert werden, dass Kennzeichen von Planung zusammengestellt werden (es handelt sich dabei um SD – „spezifisches Design“; vgl. einleitender Abschnitt). Als solche Kennzeichen können alle Eigenschaften der Lebewesen dienen, die eine Zielorientierung erkennen lassen, z. B. nichtreduzierbare Komplexität. Wie man diese Kennzeichen nachweisen kann, wird im Abschnitt „Design-Indizien“ erläutert, und ob solche Kennzeichen nachweisbar sind, muss eine naturwissenschaftliche Untersuchung zeigen.

In der Praxis der Evolutionsforschung sieht das so aus, dass je nachdem, welche Befunde an den Lebewesen (rezent oder fossil) gemacht werden, die inhaltlichen Ausformulierungen des Explanans entsprechend modifiziert werden, das heißt sowohl die Vorstellungen über Evolution als auch die Randbedingungen werden der gegenwärtigen Realität angepasst (z. B. bei Annahmen über die Zusammensetzung der Uratmosphäre in Experimenten zur präbiotischen Chemie, vgl. dazu Hypothesen zur Uratmosphäre). Unter solchen Umständen ist das HO-Schema nicht anwendbar. In der Ursprungsforschung kann daher weder streng induktiv noch streng deduktiv geschlossen werden. Vielmehr wird dort ein anderes Schlussverfahren verwendet, das in Anlehnung an C. S. Peirce als „abduktives Schließen“ bezeichnet wird – dieses ist also weder induktiv noch deduktiv. „Abduktive Beweisführung schließt auf unbeobachtete Fakten, Ereignisse oder Ursachen in der Vergangenheit anhand von Schlüsseln oder Fakten in der Gegenwart“ (Meyer 2006, 217). Es wird ausgehend von einer Beobachtung (dem Resultat eines hypothetischen Prozesses) auf eine Regel und einen Anwendungsfall geschlossen. Der abduktive Schluss ist jedoch nicht eindeutig.

 

Beispiel:

Angenommen, es hätte geregnet, dann wäre die Straße nass (Regel)

Resultat: Die Straße ist nass

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Wahrscheinlich hat es geregnet (Fall)

 

Es ist klar, dass man nur schließen kann, dass es geregnet haben könnte. Die Nässe könnte ja auch andere Ursachen haben, z. B. umgekippte Wasserbehälter. Man kann aber argumentieren, dass auf diejenige Erklärung abduktiv geschlossen wird, die man am ehesten erwarten kann bzw. die am wenigsten überraschend ist. Es handelt sich dann um eine vergleichsweise gute oder naheliegende Erklärung. Wenn es keine bessere oder genauso gute Erklärung gibt, handelt es sich um einen Schluss auf die beste Erklärung (s. u.).

Wenden wir dieses Verfahren nun auf die Design-Thematik an. Das kann bei Vorgabe eines SD-Modells beispielsweise so aussehen:

 

Nichtreduzierbare komplexe Apparate entstehen durch Einsatz von Intelligenz    (Regel)

Resultat: Der Bakterienmotor ist nichtreduzierbar komplex

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Der Bakterienmotor ist möglicherweise durch Einsatz von Intelligenz entstanden (Fall)

 

Über die genaue Identität der Intelligenz muss dabei nichts gesagt werden, wohl aber, dass die Design-Indizien solchen Kennzeichen gleichen, wie wir sie von menschlicher Tätigkeit her kennen (SD-Modell). Dieser abduktive Schluss kann auf zwei Weisen geschwächt werden: zum einen durch den Nachweis, dass der Bakterienmotor (Abb. 40) ohne Verlust der Motorfunktion in kleinen Schritten abgebaut werden kann, denn dann wäre er nicht nichtreduzierbar komplex. Zum anderen durch den Nachweis, dass nichtreduzierbar komplexe Apparate auch ohne Einsatz von Intelligenz entstehen können. Solange beides nicht gelingt, kann dieser abduktive Schluss auch als Schluss auf die beste Erklärung gelten. Tatsächlich wurden beide Versuche, den abduktiven Schluss zu schwächen, oftmals unternommen (vgl.  Nichtreduzierbare Komplexität).

In der Ursprungsforschung ist ein anderes Verfahren in der Regel nicht möglich. Die „beste“ Erklärung ist immer nur die beste im Vergleich zu existierenden Alternativerklärungen. Wenn diese nicht sonderlich gut sind, bedeutet auch „beste“ nicht viel; außerdem kann natürlich nicht sicher darauf geschlossen werden, dass die „beste“ auch die „wahre“ Erklärung ist. Da nur menschliches Design bzw. die Wirkung menschlicher Intelligenz bekannt ist, kann auf diesem Wege nur geprüft werden, ob Indizien für Intelligenz von der Art nachweisbar sind, wie wir sie von Menschen oder aus unserer Erfahrung kennen (SD-Modelle). Und da der abduktive Schluss ein möglicher und kein sicherer Schluss ist, kann es auch nur um Indizien und Plausibilität, nicht aber um Beweise gehen.

Der abduktive Schluss auf Design erhält Konkurrenz, wenn natürliche Mechanismen die Entstehung der in Rede stehenden Struktur erklären können. Dann ist Design nicht mehr der Schluss auf die beste Erklärung; vielmehr würde sich der Design-Ansatz, der eine Erkennbarkeit von Design plus Fehlen einer nicht-teleologischen Erklärung beinhaltet, erübrigen. Der abduktive Schluss auf Design kann natürlich auch dadurch vermieden werden, dass man das Wirken eines Designers prinzipiell ausschließt. Dies würde allerdings genauso einer weltanschaulichen Vorentscheidung entspringen wie die Annahme, dass es einen Designer gibt oder wie das Offenlassen dieser Möglichkeit. Solange Evolutionsmechanismen unbekannt sind, wäre der Ausschluss von Design weder methodisch noch empirisch begründet.

Schlussfolgerungen. Im Rahmen des Design-Ansatzes wird die empirische Methode der Erkenntnisgewinnung uneingeschränkt genutzt, ebenso die Methoden der geschichtlichen Rekonstruktion; es gibt keine speziellen Methoden des Design-Ansatzes. Die naturwissenschaftlichen Daten, die benötigt werden, um den Design-Ansatz zu stützen, d. h. um die Grenzen natürlicher Prozesse zu bestimmen und die Existenz von Design-Indizien plausibel zu machen, werden durch die üblichen Vorgehensweisen der Naturwissenschaft erworben. Naturwissenschaftliche Forschung soll ausgeschöpft werden, denn der Design-Ansatz kann nur durch Wissensfortschritt geprüft und ggf. gestützt werden.

Der Schluss von Beobachtungen auf Design geht über bloße Naturwissenschaft hinaus; die Schlussform ist abduktiv und bei Fehlen einer besseren oder gleichwertigen Erklärung der Schluss auf die beste Erklärung. Der grundsätzliche Ausschluss von Design kann aber nur weltanschaulich begründet werden. Der Design-Ansatz versteht sich als Gegenstück zum Naturalismus, nicht als eine andere Forschungsmethode und erst recht nicht als Ersatz für Naturwissenschaft.

Wie wird Design begründet?

Negative Argumentation: Eliminative Induktion und Dembskis Filter. Von ID-Befürwortern wurde vorgeschlagen, auf dem Wege der eliminativen Induktion das Vorliegen intelligenter Ursachen zu begründen. Diese Vorgehensweise beinhaltet das sukzessive Widerlegen verschiedener Erklärungs-Alternativen, bis nur noch eine Erklärung übrig bleibt. In unserem Fall hieße das, das Scheitern aller bekannten naturalistischen Erklärungsversuche für die Entstehung von „Design-verdächtigen“ Strukturen Schritt für Schritt zu demonstrieren, bis nur noch die Erklärung durch Design übrig bleibt. Um eine eliminative Induktion durchzuführen, muss man also bereits einen Verdacht auf Design haben. Auf diese Weise „arbeitet“ der Filter von Dembski (Abb. 365). Um die Möglichkeit von Design in Betracht ziehen zu können, müssen zuerst die Möglichkeiten „Zufall“ und „Gesetzmäßigkeiten“ ausgeschlossen werden.

Doch diese Aufgabe ist kaum endgültig zu erledigen. Denn woher weiß man, dass alle möglichen Alternativen bedacht wurden? Alle möglichen Entstehungsweisen müssten vollständig erforscht worden sein. Das ist jedoch nicht möglich. Kritiker argumentieren, dass damit nur ein argumentum ad ignorantiam möglich sei, dass dieses aber nichts weiter besage. Die negative Argumentation ist aber dann von Bedeutung, wenn eine teleologische Entstehungsweise bekannt oder plausibel ist. Dann kann nämlich der Schluss auf die (derzeit) beste Erklärung) gezogen werden (s. o.). Dieser Schluss liefert aber keinen endgültigen Beweis für Design. Wenn jedoch zunehmende Kenntnisse über das untersuchte System im Speziellen und zunehmende Kenntnisse über Variationsmechanismen im Allgemeinen die Kenntnislücken in den Ursprungsfragen nicht verkleinern, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es keinen natürlichen Ursprung gibt (s. o.).

Obwohl also aus dem negativen Argument kein Beweis für Design abgeleitet werden kann, hat es doch Bedeutung, weil sich durch den Fortgang der Forschung eine Tendenz herauskristallisieren kann. Zunehmendes Wissen kann also die Lücken im Verständnis der Ursprünge (Erklärungslücken) durchaus vergrößern. Da ein intentionaler Ursprung Erklärungslücken in den naturalistischen Theoriegebäuden erwarten lässt, kann der Nachweis von durch Forschung größer werdenden Lücken im Verständnis der Ursprünge sich als Argument für Design erweisen (sofern man die Existenz eines Designers nicht grundsätzlich ausschließt). Es liegt daher im Interesse des Design-Ansatzes, Forschung voranzubringen, weil dadurch das Argument für Design gestärkt werden kann. Der Design-Ansatz ist daher alles andere als ein Forschungshemmnis.

Die negative Argumentation ist in der Ursprungsfrage legitim. Ohne negative Argumentation könnte man Artefakte nicht als solche erkennen. Denn wenn man nicht ausschließen könnte, dass Artefakte durch natürliche Prozesse entstehen können, könnte man die Artefaktnatur nicht belegen. Wenn bekannt ist, dass ein Gegenstand intentional hergestellt werden kann, kann aus dem Scheitern, die Entstehung nicht-intentional zu erklären, etwas Wichtiges: es macht eine von zwei Möglichkeiten unwahrscheinlich. Die Artefaktnatur wird also positiv und negativ begründet: Positiv durch das Wissen, dass Artefakte durch Design entstehen können, negativ durch das Wissen, was natürliche Prozesse nicht leisten.

Positive Argumentation. Um positiv für Design in der Biologie argumentieren zu können, muss geklärt werden, wie  Kennzeichen von Design erkannt werden können. Dazu wird ein SD-Modell benötigt (s. den ersten Abschnitt und die Begriffsbestimmungen am Ende des Artikels). Hier bietet es sich an, von Kennzeichen menschlichen Designs auszugehen. Hier wissen wir, welche Kennzeichen Gegenstände besitzen, die planvoll – teleologisch – entstanden sind. Als solche Design-Indikatoren gelten spezifizierte Komplexität, nichtreduzierbar komplexe Systeme, spielerische Komplexität, Wiederverwendung von Bauteilen und manches andere mehr. Wir nennen solche Indikatoren „Design-Indizien“ (mehr dazu im Abschnitt „Design-Indizien“). Die Deutung solcher Kennzeichen als Design-Indizien erhielte jedoch Konkurrenz, wenn für sie ein plausibler natürlicher Ursprung nachgewiesen werden könnte. Dann wäre die Annahme von Design nicht mehr erforderlich, wenn auch nach wie vor möglich. Dass genau dieser Fall eingetreten sei, wird seit Darwin behauptet. Seine Selektionstheorie oder modernere Varianten von mechanismischen Evolutionstheorien hätten die Annahme eines intentionalen Ursprungs überflüssig gemacht. Das Design-Argument kann also nur dann aufrechterhalten werden, wenn diese Behauptung erfolgreich zurückgewiesen werden kann. Die entscheidende Frage ist daher, ob die als Design-Indizien interpretierten Merkmale der Lebewesen auch durch natürliche Evolutionsprozesse entstehen können. Damit sind wir wieder bei der negativen Evidenz (s. o.). Design-Indizien werden auch an den Grenzen natürlicher Prozesse erkannt.

Werden jedoch keine Aussagen über den Designer zugelassen (ID-Ansatz), kann man auch keine Design-Indizien benennen. Dann kann man auch nicht durch den Nachweis von Design-Indizien positiv auf ID schließen, sondern nur negativ argumentieren, dass die bisher bekannten natürlichen Prozesse bestimmte Kennzeichen der Lebewesen bisher nicht erklären können.

Design im Labor. Man ist heute in der Lage, DNA und funktionale Proteine im Labor herzustellen. Das funktioniert nur mit einem entsprechenden Versuchsaufbau und Timing. Die Forschung auf diesem Gebiet hat gezeigt, dass eine gesteuerte und zielgerichtete Synthese möglich ist. Dagegen ist ein ungerichteter Entstehungsweg unbekannt. Mit dem Schluss auf die beste Erklärung kann man sagen, dass ein intentionaler Ursprung der Makromoleküle der Lebewesen wahrscheinlicher ist als ein ateleologischer.

So wie man heute Makromoleküle des Lebens herstellen kann, könnte man versuchen, experimentell auch Lebewesen zu erzeugen oder nichtreduzierbare komplexe Apparate herzustellen. Was wäre damit gewonnen? Man könnte dann ggf. sagen: So ungefähr könnten Leben oder nichtreduzierbare Komplexität entstanden sein. Damit würde ein SD-Modell aufgestellt. Falls man überhaupt ein Ergebnis erzielt, würde es vermutlich lauten: Mit durchdacht konstruierten Apparaturen können molekulare Maschinen und vielleicht sogar lebensfähige Zellen hergestellt werden. Die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse könnten andererseits Anhaltspunkte dafür liefern, welche Hürden ein natürlicher Entstehungsweg nehmen müsste, und ob es erwartet werden kann, dass diese Hürden unter präbiotischen Bedingungen auf der hypothetischen frühen Erde tatsächlich genommen werden können. Hier kommt wieder der negative Aspekt der Argumentation für Design zum Tragen.

Da wir einen Weg der Entstehung von Makromolekülen kennen, können wir beurteilen, ob dieser Weg auch ohne Lenkung begehbar ist. Die Antwort ist nach allem, was wir wissen, eindeutig nein. Man kann sich hier daher nicht mehr so einfach auf ein „wir wissen noch viel zu wenig“ zurückziehen, denn zunehmendes Wissen hat dieses „nein“ begründet.

Damit kann auch das Argument zurückgewiesen werden, der Design-Ansatz hätte nichts Demonstrierbares, wie mit Einsatz von Design Strukturen entstehen könnten. Man kann hier in Form einer Simulation sehr wohl einiges demonstrieren. In Bezug auf die historische Frage, wie in der Vergangenheit die Lebewesen erstmals entstanden sind, können solche Simulationen allerdings keine Antworten geben, sondern nur Möglichkeiten aufzeigen und den (vorläufigen) Schluss auf die beste Erklärung erlauben.

Wir können festhalten: Es gibt Wissens-Argumente pro Design: Wir wissen vieles darüber, was mit Planung konstruiert werden kann und wie es geht. Wir wissen andererseits durch die Biogenese-Forschung und aufgrund chemischer Gesetzmäßigkeiten, dass in ungesteuerten Simulationsexperimenten keine lebensnotwendigen Makromoleküle entstehen. Auch das ist ein Wissens-Argument, gleichzeitig aber auch ein contra-Argument, ein argumentum ad ignorantiam: Wir wissen nicht, wie ohne Planung Leben bzw. dessen Makromoleküle entstehen können. Beides – pro und contra – gehören zusammen. Die Behauptung, Befürworter des Design-Ansatzes würden nur aus Nichtwissen, aus Kenntnislücken auf Planung schließen, ist einseitig, da dieses Nichtwissen vor dem Hintergrund gesehen werden muss, dass „Schöpfung“ mit dem abduktiven Schluss eine Option ist. Dagegen hat niemand gezeigt, dass eine nicht-teleologische Entstehung überhaupt möglich ist. Wer dennoch überzeugt ist, dass die Entstehung des Lebens auf ausschließlich natürliche Weise vonstatten ging, wird jedes Argument für Design zu einem Argument auf der Basis von Nichtwissen ummünzen. Das liegt dann aber nicht an der Sachlage, sondern an der vorausgesetzten Weltanschauung des Naturalismus, für den es in der Welt ausschließlich und immer nur mit natürlichen Dingen zugeht. Und wer so argumentiert, setzt das Fehlen von Wissen selbst als Argument ein: Vielleicht liegt in den Dingen, die wir nicht kennen, eine Lösung. Das ist auch ein argumentum ad ignorantiam, eingebettet in die naturalistische Weltanschauung.

Auf der Komplexitätsstufe des Lebens wird die Sache insofern komplizierter als in der präbiotischen Chemie, als das Leben zusätzliche Eigenschaften besitzt, die Makromolekülen, isolierten biologischen Apparaten oder einzelnen Stoffwechselkaskaden nicht zukommen. Dennoch kann man vergleichbar argumentieren wie soeben in der Frage der Lebensentstehung, muss sich aber der Frage stellen, ob die zusätzlichen Eigenschaften der Lebewesen die Design-Argumentation in Frage stellen oder gar aufheben. Das wird im folgenden Abschnitt behandelt.

Fazit. Zum Design-Ansatz gehören zwei Aspekte: Hinweise auf das vergangene Wirken eines Schöpfers (Design-Indizien) und das Scheitern von Erklärungen durch ausschließlich natürliche Prozesse. Design-Indizien können nur nachgewiesen werden, wenn Aussagen über den Designer gemacht werden (SD-Modell), aus denen Kennzeichen von Design abgeleitet werden können. Können Design-Indizien nachgewiesen werden (positive Argumentation), ist ein (unsicherer) abduktiver Schluss auf Design möglich. Darüber hinaus hat der negative Aspekt der Argumentation für Design Bedeutung, wenn über den (möglichen) abduktiven Schluss auf Design hinaus auch der Schluss auf die beste Erklärung gezogen werden soll. Dann muss auch gezeigt werden, dass naturalistische Erklärungsversuche bislang gescheitert sind. Angesichts der Komplexität der Lebewesen und unserer begrenzten Kenntnisse über ihre Eigenschaften ist ein Unmöglichkeitsbeweis allerdings kaum zu erwarten. Aufgrund des Fortschritts der  Forschung ist aber eventuell eine Tendenz hin zu einer Erklärung oder weg von ihr erkennbar.

Der Analogieschluss

Manche Ähnlichkeiten zwischen technischen Konstruktionen und Konstruktionen der Lebewesen sind so auffällig, dass sich der Schluss auf ähnliche Ursachen aufdrängt. In der Diskussion um Design in der Biologie ist dieser Schluss allerdings sehr umstritten.

Wie funktioniert ein Analogieschluss? Das Philosophische Wörterbuch (Schischkoff 1991) definiert: „Analogieschluß, ein Schluß von der Übereinstimmung oder Ähnlichkeit zweier Dinge in einigen Punkten auf Gleichheit oder Ähnlichkeit auch in anderen Punkten. Beispiel: Die Erde ist bewohnt. Der Mars ist der Erde ähnlich. Also ist wohl auch der Mars bewohnt. Analogieschlüsse führen nur zu Wahrscheinlichkeiten.“ Analogienbildung kann die Forschung fördern, wenn nach Bestätigungen oder Widerlegungen der Schlussfolgerung gesucht wird. So betrachten viele Wissenschaftler die Analogie Erde zu Mars als so stark, dass große Summen in die Marserkundung gesteckt werden. (Kritiker sähen die Gelder hier lieber auf der Erde investiert.)

In der Design-Thematik geht es um die Frage, ob der im Bereich menschlichen Designs getätigte Schluss von Design-Kennzeichen auf einen Designer analog auf die Lebewesen angewendet werden kann (vgl. Abb. 105). Im Falle menschlicher Artefakte sind die Designer in der Regel bekannt, bei den Lebewesen ist das nicht und es ist gerade umstritten, ob es einen Designer der Lebewesen gibt. Aber gerade vor diesem Hintergrund kommt der Analogieschluss zum Tragen. Formal funktioniert der Analogieschluss wie folgt:

 

T und L haben die ähnliche Eigenschaft I

Es ist kein Fall bekannt, in dem I in T ohne D auftritt

Ähnliche Eigenschaften haben ähnliche Ursprünge

-------------------------------------------------------------

Daher ist I in L wahrscheinlich auch durch den Entstehungsweg D entstanden

 

T stehe für „technisches System“, L für „lebendiges System“, I für ein Design-Indiz, D für intentionales Design.

 

Also zum Beispiel konkret:

 

Technische Rotationsmotoren (TR) und Flagellen weisen eine nichtreduzierbare Komplexität auf

Es ist kein Fall bekannt, in dem nichtreduzierbare Komplexität in TR ohne D auftritt

Ähnliche Eigenschaften haben ähnliche Ursprünge

-------------------------------------------------------------

Daher ist nichtreduzierbare Komplexität in Flagellen wahrscheinlich auch durch D entstanden

 

In dieser Formulierung spielen Unterschiede zwischen technischen Rotationsmotoren und Flagellen zunächst keine Rolle. Die Schlussfolgerung ist zwar nicht zwingend (es handelt sich um einen abduktiven Schluss), aber es ist die nächstliegende, solange andere Entstehungswege unbekannt sind, da sie die Analogie (gemeinsamer Besitz von I) für sich verbuchen kann.

Im Vergleich zu technischen Systemen bestehen Unterschiede bei den Lebewesen wie z. B. Fehlertoleranz, Flexibilität, Variabilität und Fortpflanzungsfähigkeit. Wir werden uns im Folgenden der Frage widmen, ob diese Unterschiede den Analogieschluss widerlegen. Wer das behauptet, muss demonstrieren, warum das so ist. Es müsste also demonstriert werden, dass die Unterschiede zwischen Technik und Leben einen anderen Entstehungsweg ermöglichen:

 

T und L haben die ähnliche Eigenschaft I

Es ist kein Fall bekannt, in dem I in T ohne D auftritt

L hat die zusätzliche Eigenschaft U (Unterschied)

Die Eigenschaft U ermöglicht die Entstehung von I ohne D

-----------------------------------------------------------------------

Deshalb muss L nicht den Entstehungsweg D haben

 

Im Beispiel:

 

Technische Rotationsmotoren (TR) und Flagellen weisen eine nichtreduzierbare Komplexität auf

Es ist kein Fall bekannt, in dem nichtreduzierbare Komplexität in TR ohne D auftritt

Flagellen haben zusätzliche Eigenschaften U

U ermöglicht die Entstehung von nichtreduzierbare Komplexität ohne D

---------------------------------------------------------------------------------------

Deshalb müssen Flagellen nicht designed sein

 

U könnte beispielsweise eine gegenüber der Technik höhere Fehlertoleranz der Bauteile sein. Design-Kritiker verweisen vor allem darauf, dass Lebewesen sich im Gegensatz zu technischen Systemen selber fortpflanzen und sich mittels Variationsmechanismen Schritt für Schritt ändern können. Es gebe also nicht nur Gemeinsamkeiten, auf die der Analogieschluss abhebe, sondern auch so große Unterschiede, dass der Analogieschluss hinfällig werde. Mit diesen Einwänden werden wir uns im Folgenden befassen. Liegt in den Unterschieden zwischen Lebewesen und technischen Konstruktionen das Potential zur nicht-teleologischen, evolutiven Entstehung?

Einwand: Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit. Anders als bei archäologischen Artefakten oder technischen Geräten gibt es bei Lebewesen Variabilität und Variationsmechanismen; es gibt Stoffwechsel und sie können sich fortpflanzen. Die Fortpflanzungs- und Variationsmöglichkeit ermöglicht den Lebewesen sozusagen, sehr viele Versuche zu starten, immer wieder neue Varianten hervorzubringen, und Evolutionstheoretiker sehen darin das Potential, dass letztlich auch evolutionäre Neuheiten erworben werden können. Eine lebendige Konstruktion, die Kennzeichen von Design aufweist, konnte oder könnte daher – anders als technische Geräte – in vielen aufeinander aufbauenden Generationen sukzessive auf natürliche Weise entstanden sein.

Es wurde jedoch noch nicht gezeigt, dass Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit und die anderen spezifischen Eigenschaften der Lebewesen tatsächlich zur Herausbildung neuer Strukturen führen. Die „Zusatzeigenschaften“ Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit der Lebewesen stellen das tertium comparationis des Analogieschlusses daher nicht in Frage. Lebewesen und technische Konstruktionen weisen zwar erhebliche Unterschiede auf, zeigen aber gerade in den für den Analogieschluss relevanten Aspekten auffallende Gemeinsamkeiten; sie sind nicht grundverschieden. Es müsste gezeigt werden, durch welche Mechanismen die Entstehung des evolutionär Neuen vor sich gegangen ist. Aus der Reproduktionsfähigkeit folgt keine Fähigkeit zur Neuproduktion und aus der Variationsfähigkeit folgt keine Innovationsfähigkeit.

Was die zusätzlichen Merkmale der Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit ermöglichen, ist freilich noch nicht ausgelotet. Andererseits stellen sich für diese Fähigkeiten ebenso die Fragen nach deren Entstehung. Denn die Fortpflanzungsfähigkeit erfordert eine hochvernetzte Interaktion zwischen Informationsträgern und den korrespondierenden morphologisch-funktionellen Merkmalen. Das biologische Design dafür verweist erst recht auf Planung. Statt einen Schlüssel für Evolution zu liefern könnten diese besonderen Fähigkeiten der Lebewesen die Frage nach ihrer Entstehung auch verschärfen.

Dass die Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit der Lebewesen das Analogieargument nicht wertlos macht, wird beispielhaft am häufig anzutreffenden Kennzeichen der nichtreduzierbaren Komplexität (s. Abschnitt „Design-Indizien“) deutlich: Solche Strukturen müssen nach gegenwärtigem Kenntnisstand in einer einzigen Generation von einer Vorläuferstruktur mit anderer Funktion entstehen, da sie durch die bisher bekannten natürlichen Vorgänge nicht schrittweise aufgebaut werden können, weil das über selektionsnachteilige Stadien führen würde. Auch indirekte Entstehungswege, z. B. via Kooption oder über redundante Komplexität sind nicht bekannt (vgl. Nichtreduzierbare Komplexität). Rein theoretisch könnte nichtreduzierbare Komplexität zwar auf einen Schlag entstehen, aber die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten bereits weniger zueinander passender Mutationen ist extrem klein, soweit man dies mit heutigem Wissen abschätzen kann (beispielhaft erläutert Scherer 2009). Nichtreduzierbar komplexe Systeme sind so gestaltet, dass die Selektion auf die Funktion des Systems erst greifen kann, wenn das System komplett ist. Die Fortpflanzungsfähigkeit der Lebewesen hilft in solchen Fällen also nicht weiter und eignet sich nicht dafür, den Analogieschluss zu entkräften.

Hinzu kommt noch: Solange es Leben noch nicht gab, waren die Merkmale „Fortpflanzungs- und Variationsfähigkeit“ noch gar nicht etabliert und damit auch theoretisch keine vergleichbare Möglichkeit zur Evolution.

Das Analogieargument wurde in den letzten Jahren dadurch gestärkt, dass auf zellulärer Ebene zuvor unbekannte ausgeprägtere Analogien als auf der anatomischen Ebene gefunden wurden, vor allem in der Maschinenanalogie und in der Programmierung.

Wichtig ist abschließend die Feststellung, dass der Analogieschluss durch Forschung sowohl zu Fall gebracht als auch weiter gestützt werden könnte. Er ist falsifizierbar. Solange aber eine Falsifizierung nicht erfolgt ist, ist der Analogieschluss plausibel.

Einwand: zu wenige Kenntnisse. Als zweiter Einwand gegen den Analogieschluss wird genannt: Wir wissen zu wenig über die Eigenschaften und Fähigkeiten der Lebewesen, um beurteilen zu können, ob Design-Merkmale wie z. B. nichtreduzierbare Komplexität auf natürlichem, evolutivem Wege entstehen können oder nicht (Waschke 2003). Dieser Einwand ist zwar berechtigt und es kann daher keinen zwingenden Schluss auf das Wirken eines Designers geben, sondern nur den Schluss auf die beste Erklärung. Aber es handelt nur um einen potentiellen Einwand, der sich auf ein mögliches Noch-nicht-Wissen beruft. Die weitere Forschung wird zeigen, in welche Richtung zunehmendes Wissen führen wird. Wenn man so will: Man befindet sich in der kausalen Evolutionsforschung auf dem Wege der eliminativen Induktion (s. o.), da immer wieder neue Evolutionsfaktoren vorgeschlagen und auf ihre Leistungsfähigkeit getestet werden. So sind einige Evo-Devo-Forscher zu der Auffassung gelangt, dass gradualistische Evolution im Sinne der Synthetischen Theorie nicht ausreicht, um evolutionäre Neuheiten erklären zu können, und schlagen neue Mechanismen vor (kritische Diskussion im Artikel Evo-Devo). Aus dem Gesagten folgt, dass man sich der naheliegenden Schlussfolgerung auf Design entziehen kann, indem man auf zukünftige neuartige Erkenntnisse über nicht-teleologische evolutive Veränderungsmöglichkeiten der Lebewesen hofft. Wenn einem ein Stand des Wissens und die plausiblen Schlussfolgerungen daraus nicht passen, kann man immer auf potentielles, „zukünftiges“ Wissen appellieren. Das ist eine „Lückenbüßer“-Argumentation. Dieses Argument könnte genauso gut von Vertretern irgendwelcher Positionen vorgebracht werden, für die es derzeit kaum Argumente gibt. Die Frage ist, welche Schlussfolgerungen der momentane Kenntnisstand erlaubt.

Ein Beweis für Design wäre erst der Nachweis, dass z. B. nichtreduzierbare Komplexität oder andere Design-Kennzeichen grundsätzlich nicht natürlich entstehen können. Ein solcher Nachweis kann aber kaum endgültig geführt werden. Er steht immer unter dem Vorbehalt unserer begrenzten Kenntnisse über die Lebewesen. Weil unser Wissen über die Lebewesen wohl immer begrenzt sein wird, ist ein definitiver Beweis für Design nicht zu erwarten.

Design, der Analogieschluss und David Hume. In der Kontroverse um Design in der Biologie wird häufig auf den schottischen Philosophen David Hume (1711-1776) verwiesen. Er habe in „Dialoge über natürliche Religion(„Dialogues Concerning Natural Religion“) den Analogieschluss widerlegt (Mahner 2003). Da es erhebliche Unterschiede zwischen menschlichen Artefakten und den Lebewesen gebe, gebe es auch Grund, einen entsprechenden Unterschied in den Ursachen ihrer Entstehung anzunehmen. Auf dieses Argument wurde in den vorigen Abschnitten eingegangen: Die vorhandenen Unterschiede schaffen die offenkundigen Gemeinsamkeiten nicht aus der Welt und beinhalten keinen Erklärungsschlüssel für eine nicht-teleologische Entstehung.

Hume argumentiert außerdem, dass man zum Beispiel eine Uhr nicht deshalb als geschaffen erkenne, weil ihre Strukturen Ordnung und Komplexität aufwiesen, sondern weil wir aus Erfahrung wissen, dass Uhren Artefakte sind. Das ist aber kein stichhaltiges Gegenargument, denn genau dieses Wissen um eine bestimmte Qualität (Ordnung und Komplexität) ist ja die eine Seite des Analogieschlusses. Wir wissen aus Erfahrung, dass derlei Strukturen nicht ohne Planung entstehen. Darüber hinaus ist es die Zweckmäßigkeit, die Intentionalität nahe legt. Die Design-Argumentation wird auch nicht dadurch widerlegt, dass man sie auch auf viel einfachere Artefakte wie Scherben oder Mauerreste anwenden kann. Auch diese weisen Kennzeichen auf, die nicht von alleine entstehen.

Als weiteres Gegenargument wird dann auf die Erfahrung verwiesen, dass Lebewesen geboren werden, sich entwickeln und wachsen und irgendwann sterben. „Nichts Empirisches deutet daraufhin, sie seien Artefakte. Die Natur als Ganzes ist so eher einem Organismus analog als einer Uhr“ (Mahner 2003). Doch auch dieses Argument ist verfehlt, da es zum einen um die erstmalige Entstehung der Lebewesen und neuer Eigenschaften geht und zum anderen nicht um die Natur als Ganzes. sondern einzelne abgegrenzte Strukturen.

Weiter wendet Hume ein, dass die Analogie konsequenterweise zu problematischen Schlüssen führe. Mahner schreibt darüber: „Zunächst sind alle uns bekannten Maschinenbauer endliche und imperfekte Wesen, d.h. Menschen. Der Analogieschluss auf ein unendliches und perfektes Wesen ist also nicht gerechtfertigt.“ Das stimmt zwar, aber darum geht es beim Analogieschluss gar nicht, sondern nur um die Frage nach Planung in der Natur. Die Identität und die Attribute des Designers sind theologische Fragen. Dieselbe Gegenkritik trifft auch den weiteren Einwand, dass alle uns bekannten Planer als Menschen moralisch zwiespältige Wesen seien, weshalb der Schluss auf einen allgütigen Designer unberechtigt sei. Die Analogie zwischen Technik und Natur soll ja nur die Existenz eines Designers plausibel machen und keine umfassende Antwort auf die Frage nach den Attributen des Designers geben.

Schlussfolgerungen. Aufgrund der Beschreibung lebendiger Konstruktionen durch teleologische Begriffe und aufgrund tiefgehender Entsprechungen zwischen Natur und Technik ist ein Analogieschluss über die Entstehung lebender Konstruktionen begründet. Die Analogie zwischen Organismen und Technik wird durch Unterschiede zwischen lebendigen Konstruktionen und technischen Konstrukten aus zwei Gründen nicht in Frage gestellt: 1. Die tiefgreifenden Ähnlichkeiten werden dadurch nicht verringert, 2. In den Unterschieden liegt nicht das Potential zu einer nicht-teleologischen, mechanismischen Erklärung (vgl. Rammerstorfer 2006a, 105). Dies könnte sich durch weitere Kenntnisse über Evolutionsmechanismen allerdings ändern; der Analogieschluss ist also widerlegbar und kann sich als Fehlschluss erweisen, er kann durch weitere Befunde aber auch gestärkt werden. Einen zwingenden Beweis für Schöpfung stellt er somit nicht dar. Bei der Analogie Technik – Lebewesen geht es nur um die Übertragbarkeit von Teleologie in der Technik auf Teleologie bei den Lebewesen, nicht um die genaue Identität des Urhebers. Vom Urheber muss aber angenommen werden, dass die Kennzeichen seines Designs den Design-Indizien menschlichen Schaffens ähneln, wenn ein Analogieschluss gezogen wird.

Design-Indizien

Der Begriff „Design-Indiz“ wurde in den vorangehenden Abschnitten schon mehrfach gebraucht. Als Design-Indizien sollen solche Kennzeichen von Lebewesen bezeichnet werden, die als Hinweise auf das Wirken eines Designers gewertet werden können, die also kennzeichnend für Planung und Zielorientierung sind. Welche Kennzeichen kann man nun erwarten, wenn ein Gegenstand designed ist?

Wichtig ist hier die eingangs erläuterte Unterscheidung zwischen dem „klassischen“ ID-Ansatz und spezifischem Design (SD) (vgl. Heilig 2008; 2010). Nach dem ID-Ansatz sollen jegliche konkrete Vorstellungen über das Wirken des Designers ausgeklammert werden. Bei dieser Vorgehensweise kann man aber nur der Frage nachgehen, ob Grenzen für nicht-teleologische Vorgänge nachweisbar sind. Was durch nicht-teleologische Prozesse und Mechanismen nicht erklärt werden kann, kann dann aber nur einen Verdacht auf Design liefern. Nur wenn man auch konkrete Vorstellungen vom Wirken eines Designers zugrundelegt (z. B. dass er optimale Lösungen von Konstruktionsproblemen bevorzugt, oder dass er Sinn für Ästhetik hat), kann man nach entsprechenden konkreten Design-Indizien suchen.

Nachfolgend sollen Design-Indizien vorgestellt und diskutiert werden, bei denen ein Bezug auf SD vorliegt. So wird insbesondere angenommen, dass die Konstrukte des Designers ähnliche Kennzeichen aufweisen wie die Konstruktionen des Menschen. Dadurch besteht die Möglichkeit, nach konkreten Hinweisen auf Design zu suchen, indem menschliches Design analysiert wird und typische Merkmale herausgefiltert werden: Wir designen beispielsweise nicht nur zweckmäßig im Sinne höchster Effizienz, sondern berücksichtigen auch ästhetische Aspekte. Wenn ein menschenähnlicher Designer das Leben designed haben sollte, sind daher auch Strukturen zu erwarten, die solche Kennzeichen aufweisen. Ohne diese Spezifizierung des Designs können im Rahmen des Design-Ansatzes solche Erwartungen nicht abgeleitet werden.

Nach dem eingangs Gesagten erkennen wir spezifisches Design an einem Gegenstand daran, dass es zum einen besondere Merkmale zeigt, die in analogen Fällen (bei menschengemachtem Design) typisch für planvolle Strukturierung sind, und dass zum anderen natürliche Prozesse nach gegenwärtiger Kenntnis diesen Gegenstand nicht entstehen lassen (wie z. B. Faustkeile).

Jedes Design-Indiz verdiente eine ausführliche Besprechung; dies ist teilweise an anderer Stelle geschehen, worauf hier verwiesen werden soll. Hier soll nur ein kurzer Überblick gegeben werden.

Nichtreduzierbare Komplexität. Organismen bestehen aus zahlreichen synorganisierten Teilsystemen, d. h. es wirken viele Komponenten zusammen, um eine Funktion auszuüben. Mindestens ein Kernbereich dieser Systeme scheint dabei unverzichtbar zu sein; er ist nicht reduzierbar; d. h. kein Element darf entfernt werden, ohne dass es zu einem totalen Funktionsausfall kommt (bezogen auf die Funktion des Systems!). Ein einzelnes System ist nach Behe demnach nichtreduzierbar komplex (irreducible complex, im folgenden mit „IC“ abgekürzt), wenn es notwendigerweise aus mehreren, gut aufeinander abgestimmten, wechselwirkenden Teilen besteht, die an der Grundfunktion beteiligt sind, so dass die Entfernung eines beliebigen Teils diese Funktion restlos zerstört (nach Behe 1996, 39). Ein solches System wird nachfolgend als IC-System bezeichnet. Wichtig in der Definition von IC ist, dass es sich um wechselwirkende („interacting“) Teile handelt, die aufeinander abgestimmt („well matched“) sind.

Auf dem Nachweis von nichtreduzierbarer Komplexität (ggf. eines Kernbereichs) baut das IC-Argument auf. Es besagt: Es ist nicht möglich, ein IC-System kleinschrittig (kumulativ) durch ungerichtete evolutive Prozesse aufzubauen. Denn solange das System nicht alle für die Ausübung der betreffenden Funktion erforderlichen Teile besitzt, wäre es aufgrund seiner Funktionslosigkeit (bezüglich der heutigen Grundfunktion) selektionsnegativ oder bestenfalls selektionsneutral (falls das System sehr einfach ist). Das heißt: Nichtreduzierbar komplexe Systeme (IC-Systeme) sind so gestaltet, dass die Selektion auf die betreffende Grundfunktion hin erst greifen kann, wenn das System komplett ist. Das Konzept der nichtreduzierbaren Komplexität berücksichtigt also ausdrücklich den Selektionsaspekt. Das ist der negative Teil des Arguments. Wichtig ist dabei, dass das IC-Argument nicht beinhaltet, dass die IC-Struktur gleichsam aus dem Nichts entstanden sein soll; es kann Vorläufer mit anderer Funktion gegeben haben (s. u.).

  Nichtreduzierbare Komplexität ist zugleich ein typisches Kennzeichen von technischen Konstruktionen und kann daher als Design-Indiz gelten, was als positiver Teil des Arguments gewertet werden kann. Das Vorkommen von IC-Strukturen entspricht den Erwartungen des Design-Ansatzes im Sinne von SD. Denn bei IC handelt es sich zum einen um ein Kennzeichen der Lebewesen, das typisch für bestimmte („spezifische“) Designer ist (Design-Indiz), zum anderen ist ein natürlicher Entstehungsweg (d. h. unter Ausschluss von Planung) unbekannt.

Selektion kann in Bezug auf eine neue Funktion erst dann greifen, wenn diese neue Funktion wenigstens minimal vorliegt. Daher kann eine IC-Struktur ausgehend von einer Vorkonstruktion mit noch anderer Funktion nicht schrittweise evolutiv aufgebaut werden. Ihre Vorstufen wären auf die erst noch zu erwerbende Funktion hin nämlich nicht selektierbar, da sie diese Funktion noch nicht besitzen. Wie der Sprung zu einer IC-Struktur evolutiv (durch ungerichtete Prozesse) möglich sein könnte, ist nach derzeitigem Kenntnisstand unbekannt, so dass der Schluss auf Design als Schluss auf die beste Erklärung möglich ist.

Nichtreduzierbare Komplexität ist ein typisches Beispiel für ein tertium comparationis zwischen technischen und lebendigen Systemen und den darauf aufgebauten Analogieschluss (s. o.).

Das Argument der nichtreduzierbaren Komplexität (IC-Argument) wurde auf vielerlei Weise in Frage gestellt. Zahlreiche Kritikpunkte werden im Artikel Nichtreduzierbare Komplexität behandelt, daher sollen hier nur zwei grundsätzliche Möglichkeiten für Kritik angesprochen werden: 1. Es wird gezeigt, dass das in Rede stehende System gar nicht nichtreduzierbar komplex ist, dass es also schrittweise aufgebaut werden kann, so dass jeder „Station“ funktional und damit Schritt für Schritt selektierbar ist. 2. Es wird demonstriert, dass eine IC-Struktur auf nicht-darwinistischem Weg, auf indirektem Weg (z. B. über eine redundante Vorstufe oder als Nebeneffekt einer evolutiven Entstehung eines anderen Komplexes) oder auf einem anderen evolutiven Weg ohne lenkenden Eingriff entstehen kann. In beiden Fällen würde die Annahme eines Designs überflüssig werden. Alle Kritikpunkte gegen das IC-Argument lassen sich diesen beiden grundsätzlichen Einwänden zuordnen. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass Einzelteile eines IC-Systems aus anderen Funktionszusammenhängen übernommen worden sein können (Kooption). Dem wird aber bei der Formulierung des IC-Arguments Rechnung getragen, indem in der IC-Definition von der Funktion des Systems die Rede ist, die bei Verlust eines Teils verloren geht. Behe hat selbst ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Einzelteile eines IC-Systems andere Funktionen haben können oder konnten (was von Kritikern oft übersehen wird). Detailliert diskutiert Scherer (2009) dieses Gegenargument am Beispiel des Bakterienmotors. Auf weitere Gegenargumente wird ausführlich im Artikel Nichtreduzierbare Komplexität (PDF-Version) eingegangen; einen Kurzüberblick über die wichtigsten Gegenargumente bietet Junker (2009).

Das Vorliegen des Kennzeichens der nichtreduzierbaren Komplexität kann durch empirische Forschung begründet werden. Je mehr über ein System bekannt ist, desto genauer kann abgeschätzt werden, ob es nichtreduzierbar komplex ist. Daher ist Wissenszuwachs für den Design-Ansatz von grundlegender Bedeutung, denn mehr Wissen kann das IC-Argument stärken, aber auch schwächen.

Spielerische Komplexität. Als weiteres Design-Indiz wird das Vorkommen von Konstruktionsmerkmalen von Lebewesen angeführt, die ausgefallener erscheinen, als die Funktion der Struktur erwarten lässt. Man könnte hier von „Luxusstrukturen“ oder von „spielerischer Komplexität“ sprechen, „d.h., sie gehen weit über das hinaus, was man aus der Perspektive von Leistungsfähigkeit/Nützlichkeit erwarten würde“ (Rammerstorfer 2006b). Als Beispiel sei die Blüte des Frauenschuhs genannt, die mittels einer Kesselfalle blütenbesuchende Insekten vorübergehend einsperrt, um auf diesem Wege die Bestäubung zu ermöglichen (Abb. 364). Bekanntlich erfüllen viel einfacher gebaute Blüten diesen Zweck genauso gut; weshalb gibt es also so überaus komplizierte Einrichtungen? Sind solche Konstruktionen komplizierter, als es für die zu erfüllende Funktion notwendig ist? Wenn ja, warum ist das so?

Luxus kann sich ein Schöpfer erlauben, es ist ein typisches Kennzeichen von Planung, daher als „Design-Indiz“ interpretierbar. Ein Designer ist nicht daran gebunden, funktional möglichst effektive Strukturen zu schaffen; Funktionalität ist nicht das einzige Bewertungskriterium für die Güte seines Produkts. Dagegen können für das Auftreten funktional überflüssiger Strukturen kaum Selektionsdrücke plausibel gemacht werden. Von einem selektionsabhängigen evolutionären Entstehungsprozess sollte man vielmehr einfache, sparsame Lösungen erwarten. Diese gibt es ja auch – und sie funktionieren mindestens ebenso gut wie die extravaganten. Warum gibt es also noch ausgefallene Versionen? Sie werden verständlich, wenn sie unter dem Blickwinkel eines Designers betrachtet werden.

Eine mögliche Diskrepanz zwischen Struktur und Funktion kann bislang nur schwer exakt gefasst werden. Um eine solche Diskrepanz nachweisen zu können und darüber hinaus den Nachweis zu erbringen, dass sie durch Evolutionsmechanismen nicht entstehen kann, sei es durch direkte Selektion oder als Nebeneffekt der Selektion einer unmittelbar nützlichen anderen Struktur, müssen die betrachteten Systeme genau bekannt sein. Nichtsdestotrotz kann diese Perspektive Forschung anregen und eine Spur aufzeigen, die sich gerade aus der Sicht einer Schöpfung ergibt – ein schönes Beispiel dafür, dass der Design-Ansatz in die Forschung hineinführt und sie nicht etwa überflüssig macht. Mit welchen Fragen und Problemen sich der Versuch des Nachweises spielerischer Komplexität befassen muss, diskutiert Rammerstorfer (2006b).

Potentielle Komplexität (Zukunftsorientierung). Eine dritte Sorte von Design-Indizien könnten Fähigkeiten von Lebewesen sein, die durch aktuelle Selektionsbedingungen und durch Selektionsbedingungen ihrer mutmaßlichen Vorfahren nicht erklärt werden können, jedoch durch potentielle zukünftige Auslesefaktoren. Das können z. B. Programme und Mechanismen sein, die angelegte Fähigkeiten bei Bedarf zur Entfaltung bringen (vor allem ausgelöst durch Umweltreize): potentielle Komplexität. Damit kommt ein Zukunftsaspekt ins Spiel, wenn potentiell nützliche Fähigkeiten angelegt sein sollten. Solche Befunde widersprächen allen Ansätzen, die davon ausgehen, dass ein Lebewesen nur sein unmittelbares Überleben sichern muss bzw. kann, nicht aber das zukünftige.

Rein naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle können nur streng gegenwartsorientiert sein, da sie eben keine vorausschauende Instanz kennen. Auslese auf zukünftige Bedürfnisse ist unmöglich – oder bildhaft ausgedrückt: Rucksäcke mit geeignetem Inhalt werden nur gepackt, wenn man in der Lage ist, ein Ziel zu verfolgen. Wenn also plausibel gemacht werden kann, dass die Lebewesen zu mehr potentiell fähig sind, als zu dem, was sie aktuell brauchen und früher brauchten, ist das ein starkes Argument für Planung. Denn die Existenz von Variationsprogrammen, die erst für zukünftige Erfordernisse relevant sein könnten, ist evolutionär nicht zu erwarten, da die Evolutionsmechanismen nicht zukunftsorientiert sind. Auch hier sind aufwändige Untersuchungen notwendig, die durch den Design-Ansatz angeregt werden. Die Komplexität der Lebewesen erlaubt hier bislang keine exakte Argumentation. Es geht hier insbesondere um das Thema der „Evolvierbarkeit“ („evolvability“), das in den letzten Jahren einige Aufmerksamkeit in der Forschung auf sich gezogen hat. Können Variationsprogramme als Nebenprodukt von Evolutionsmechanismen entstehen, können sie selektiert werden? Die Forschung dazu ist im Gange; „Evolvierbarkeit“ spielt auch in der neuen Evo-Devo-Forschung eine wichtige Rolle (siehe dazu Evo-Devo).

Wie auch beim Design-Indiz der spielerischen Komplexität ist ein sicherer Nachweis von potentieller Komplexität aufgrund der Komplexität der Lebewesen kaum möglich. Einige Dinge, die dabei zu bedenken sind, und Einwände gegen das Konzept der potentiellen Komplexität diskutieren Junker & Rammerstorfer (2005); zwei Beispiele stellt Junker (2009) vor.

Konvergenzen und Modularität. Als Beleg für eine allgemeine Evolution wird häufig die Ähnlichkeitshierarchie bzw. das enkaptische (eingeschachtelte) System der Lebewesen (Abb. 366) angeführt. In der Tat ist eine solche Ordnung evolutionär zu erwarten und die Vielfalt der Arten passt häufig dazu. Doch die Enkapsis bildet nur einen Teilaspekt der Lebensvielfalt. Ein anderer, nicht minder gewichtiger Aspekt ist das häufige Vorkommen von Konvergenzen. Damit ist das Auftreten baugleicher oder sehr ähnlicher Konstruktionen bei Lebewesen gemeint, die nur als sehr entfernt verwandt gelten. So sind z. B. Tiere mit sog. „Leimruten“ (Abb. 47) unsystematisch unter den Wirbeltieren verteilt. Sie lassen sich nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen, der diese komplexe Einrichtung bereits besaß. Aufgrund der Verteilung vieler anderer Merkmale muss vielmehr angenommen werden, dass sich Leimruten mindestens fünfmal unabhängig (konvergent) – evolutiv entwickelt haben. Angesichts der Komplexität dieses Apparats stellt dies an sich schon eine Herausforderung für evolutionäre Hypothesen dar. In unserem Zusammenhang aber zeigt dieses Beispiel, dass auch tiefgreifende Ähnlichkeiten für sich genommen nicht als Belege für eine gemeinsame Abstammung gelten können.

Bei diesem Beispiel mag man auf Einzelheiten im speziellen Bau der Leimruten und des dazugehörenden Verdauungsapparats verweisen können, die (unabhängig von der Verteilung dieses Merkmals im System der Wirbeltiere) für eine getrennte Entstehung ins Feld geführt werden können; das Problem der evolutiven Entstehung vergleichbarer komplexer Apparate wird dadurch aber nicht geringer. Es hat sich zudem allgemein herausgestellt, dass es kein objektives Kriterium für eine Unterscheidung von Homologien (Ergebnisse gemeinsamer Abstammung) und Konvergenzen (ähnliches Ergebnis trotz unabhängiger Entstehung) gibt (Belege und Diskussion dazu in Junker 2002; vgl. Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie). Die Merkmalsverteilungen sind fast immer dergestalt, dass eine (evolutionstheoretisch naheliegende) Baumdarstellung durch mehr oder weniger zahlreiche und komplexe Konvergenzen Merkmalswidersprüche beinhaltet. Das heißt: Verschiedene Merkmale unterstützen unterschiedliche, einander widersprechende Abstammungsverhältnisse. Dadurch wird die enkaptische Ordnung, die evolutionstheoretisch als Folge einer allgemeinen Abstammung mit allmählicher Verzweigung interpretiert wird (s. o.), mehr oder weniger stark gestört. Bei manchen Tier- und Pflanzengruppen lässt sich die Ordnung der mittleren bis höheren Taxa überhaupt nicht mehr enkaptisch darstellen, sondern nur als eng verflochtenes Netzwerk (Abb. 206 zeigt ein Beispiel). Die Merkmale sind häufig baukastenartig verteilt, es drängt sich hier (wie neuerdings ganz massiv auch im genetischen Bereich) immer wieder der Begriff „Baukastensystem“ als Charakterisierung der Merkmalsverteilung auf. Das widerspricht früher formulierten evolutionstheoretischen Erwartungen und wirft völlig neue Fragen nach den Evolutionsmechanismen auf, die zum verbreiteten Vorkommen von Konvergenzen führen, zumal viele Konvergenzen nicht durch gleichsinnige Selektionsdrücke verständlich gemacht werden können (Näheres dazu in Junker 2003).

Konvergenzen (mindestens von Komplexmerkmalen) gelten als unwahrscheinlich, weil sie ein zusätzliches evolutionstheoretisches Problem beinhalten: Ungelenkte Prozesse müssten nicht nur zu irgendeiner komplexen Struktur führen (die nicht vorgegeben war), sondern auch zweimal oder mehrfach ohne Zielvorgabe dieselbe oder eine sehr ähnliche Struktur hervorbringen. Das Problem ist logisch gesehen dasselbe, wie wenn ungelenkte Prozesse eine bestimmte, vorgegebene Endstruktur erreichen müssten. Es muss also nicht nur die evolutive Entstehung irgendeiner Struktur, sondern auch einer vorgegebenen Struktur erklärt werden. Weil dies evolutionstheoretisch als sehr problematisch gelten muss, wird in der Regel versucht, phylogenetische Rekonstruktionen mit möglichst wenigen Konvergenzen zu erstellen.

Aus der Perspektive eines Designers stellt sich das Konvergenzproblem nicht. Denn die Wiederverwendung von Bauteilen kann sogar geradezu als typisches Designer-Kennzeichen und mithin als Design-Indiz gewertet werden. Ein modularer Aufbau hat sich in der Technik und beim Programmieren bewährt. Hier greift daher erneut der Analogieschluss von Konstellationen in der Technik auf die Situation bei Lebewesen.

Redundanzen. Eine interessante Spur von Design-Indizien könnte das Vorkommen von Redundanzen sein, denn redundante Bestandteile eines Systems sind auf zukünftige Bedürfnisse hin angelegt, nämlich auf das Vorkommen von Funktionsausfällen. Gilbert (2007) schildert in den Online-Zusatztexten zu seinem Buch unter der Überschrift „Buffering of Modules Against Failure“ folgende interessante Befunde: Es gibt eine Abpufferung von Modulen gegen Fehler; das sei in der langen Geschichte Entwicklungsbiologie ein faszinierendes Thema gewesen. Spemann sprach von „doppelter Sicherung“ auf dem anatomischen Level. So kann zum Beispiel die Linse auf verschiedene Weise entstehen und durch verschiedene Gewebe induziert werden; es gibt viele Beispiele dieser Art. Tautz (1992) wies schon früher darauf hin, dass es eine zunehmende Zahl von Hinweisen darauf gebe, dass funktionell redundante Genkaskaden (genetic pathways) in Entwicklungsprozessen verbreitet seien. Allerdings sind Redundanzen nicht einfach darzustellen: Es ist nicht so, dass für eine bestimmte Funktion zwei Gene zur Verfügung stehen, die sich gegenseitig vertreten könnten und genau dieselbe Funktion haben. Die Redundanzen sind vielmehr überlappend. Das heißt: Gene, die sich gegenseitig vertreten können, haben mehrere Funktionen, die sich von Gen zu Gen aber unterscheiden. 1:1-Redundanzen würden auch gar nicht stabil bleiben, wie man von duplizierten Genen weiß. Diese Überlappung von Genfunktionen soll evolutiv durch Rekrutierung neuer Funktionen bei vorhandenen (evtl. zuvor duplizierten) Genen erfolgt sein. Ob dieser Weg evolutiv gangbar ist, wird die weitere Forschung zeigen müssen. Dies ist dann fraglich, wenn die Redundanz nicht nur einzelne Gene, sondern ganze Kaskaden betrifft, die Redundanz zeigen. Tautz (1992, 263) erwähnt als Beispiel einen Fall einer solchen komplexeren Redundanz beim Fadenwurm Caenorhabditis.

Redundanzen sind auf Zukunft angelegt: für den Fall eines zukünftig auftretenden Fehlers ist Ersatz vorprogrammiert. Zukunftsorientierung kann allgemein als starkes Verdachtsmoment auf Design gelten, da ungelenkte Mechanismen nicht vorausschauen können. Es bietet sich daher an, entsprechende Konstellationen unter der teleologischen Perspektive genauer zu untersuchen.

Schlussfolgerungen. Design-Argumente wie die Existenz von Design-Indizien werden erst durch Forschung stark, und wenn sie unhaltbar sind, könnte das durch Forschung gezeigt werden. Beispielsweise kann die Eigenschaft der nichtreduzierbaren Komplexität auf der Basis des jeweiligen Kenntnisstandes durchaus wahrscheinlich gemacht werden, doch kann sich der Wissensstand bekanntlich ändern; der Ausgang ist offen. Ähnliches gilt für das Vorliegen anderer Design-Indizien. Die Behauptung des Fehlens eines natürlichen Entstehungsmechanismus kann falsifiziert werden und alle Hypothesen eines spezifischen Designs (SD) können dadurch Konkurrenz erhalten, dass konkrete nicht-teleologische, evolutionsbiologische Erklärungen vorgelegt werden. Dann wäre der Schluss auf Design als Schluss auf die beste Erklärung nicht mehr möglich (es sei denn, andere Aspekte würden diesen Schluss erlauben (z. B. wenn gezeigt werden könnte, dass die zur Verfügung stehende Zeit für eine natürliche Entstehungsweise nicht ausreicht). Der Design-Ansatz formuliert damit ein definiertes Falsifikationskriterium.

Wichtige Begriffe dieses Artikels

Design: Zweckmäßige Anordnung von Teilen, die geeignet ist, eine Funktion auszuüben. In diesem Buch wird dieser Begriff durchgehend im Sinne einer Planung, Zielorientierung und Zwecksetzung eines Akteurs verwendet; der Begriff ist also immer teleologisch bzw. intentional gemeint. Dies muss hervorgehoben werden, weil es sich in der Biologie eingebürgert hat, auch dann von „Design“ zu sprechen, wenn man damit gar keine planvolle, zielorientierte Entstehung verbindet. „Design“ ist also Kurzform für „intentionales Design“.

Design-Ansatz: Dem Design-Ansatz in der Biologie liegt eine teleologische Ursprungssicht zugrunde. Das heißt: Die Lebewesen sind durch Planung und das zielorientierte Wirken eines Akteurs (Designers) entstanden. Kennzeichnend für den Design-Ansatz ist, dass der teleologische Ursprung anhand geeigneter Kriterien erkennbar ist oder wenigstens wahrscheinlich gemacht werden kann und dass nicht-teleologische Erklärungsversuche scheitern. Der Begriff „Design-Ansatz“ schließt „Intelligentes Design“ (ID) und „Spezifisches Design“ (SD) ein (s. u.). Nach dem ID-Ansatz gilt bereits das Scheitern nicht-teleologischer Erklärungsversuche als Hinweis auf Design.

Design-Indizien: Kennzeichen von Lebewesen, die auf einen teleologischen Ursprung hinweisen und für die keine nicht-teleologische Erklärung bekannt isr. Design-Indizien kann es nur im Rahmen spezifischer Design-Vorstellungen geben (s. „Spezifisches Design“), da Annahmen über den Designer zugrundegelegt werden müssen (z. B. dass er Design erzeugt, das bestimmte Kennzeichen trägt).

Intelligentes Design (ID): Design-Ansatz, der keine Aussage über den Designer macht außer, dass er zielorientiert vorgeht. Im Rahmen von ID kann als Hinweis auf Design nur das Scheitern nicht-teleologischer Entstehungshypothesen gelten. Dieses Scheitern liefert aber nur Verdachtsmomente auf Design. Solange über den Designer keinerlei Aussagen gemacht werden, können keine konkreten Vorhersagen gemacht werden, welche Kennzeichen von Lebewesen zu erwarten sind, und es ist auch kein Vergleich mit nicht-teleologischen Erklärungsversuchen möglich. ID-Befürworter sind häufig inkonsequent, indem sie einerseits betonen, keinerlei Aussagen über den Designer zu machen, andererseits dennoch bestimmte Kennzeichen seiner Designertätigkeit erwarten oder nicht erwarten. Daher ist häufig spezifisches Design (SD) gemeint, wenn von „ID“ gesprochen wird. In diesem Buch geht es hauptsächlich um SD.

Naturalismus: Wirklichkeitsverständnis, wonach alles Seiende letztlich auf materiellen Dingen (Materie-Energie) basiert und letztlich aus natürlichen, gesetzmäßig beschreibbaren, nicht-teleologischen Prozessen hervorgegangen ist. „Naturalismus“ ist in diesem Buch immer ontologisch gemeint, wenn keine nähere Kennzeichnung erfolgt.

SD-Modell: Ursprungsmodell, das Bezug auf spezifisches Design nimmt. Ein SD-Modell beinhaltet Aussagen über definierte Designer-typische Kennzeichen der Lebewesen (s. Design-Indizien).

Spezifisches Design (SD): Kennzeichen von Strukturen der Lebewesen, die typisch sind für bestimmte Designer, das heißt in der Praxis meistens: typisch für Design solcher Art, wie es auch Menschen erzeugen können. Die Kennzeichen von menschlichem Design kennen wir aus unmittelbarer Erfahrung und können daher recht konkrete Erwartungen an ein hypothetisch menschenähnliches Design in der Natur ableiten.

Teleologie: Lehre von den Zwecken und von der Zielgerichtetheit von Vorgängen.

Literatur

Eine sehr viel ausführlichere Diskussion bietet: Junker R (2009) Spuren Gottes in der Schöpfung? Eine kritische Analyse von Design-Argumenten in der Biologie. Studium Integrale. Holzgerlingen. (http://www.wort-und-wissen.de/si/bio/spurengottes.html; dort ist auch ein Link zum Inhalt und Vorwort)

Sehr lesenswert ist: Rammerstorfer M (2006a) Nur eine Illusion? Biologie und Design. Marburg.

Weitere im Text zitierte Literatur:

Behe M (1996) Darwin’s Black Box. The Biochemical Challenge to Evolution. New York.

Gene M (2007) The Design Matrix. A Consilience of Clues. Arbor Vitae Press.

Gilbert SC (2007) Modules: Key Pieces in the Integration of Developmental and Evolutionary Biology. http://8e.devbio.com/article.php?id=222. (Zugriff am 29. 11. 07)

Heilig C (2008) Klassifikation von Ursprungsvorstellungen. http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2008/11/klassifikation-von-ursprungsvorstellung.html

Heilig C (2010) Die Ursprungsfrage – Klassifizierung möglicher Antworten. In: Heilig C & Kany J (Hg) Teleologie und Wissenschaft. In Vorb.

Hume D (1777/1981) Dialoge über die natürliche Religion. Stuttgart.

Imming P & Bertsch E (2007) „Zufall und Notwendigkeit erklären den Ursprung des Lebens nicht.“ Stud. Int. J. 14, 55-65.

Junker R (2002) Ähnlichkeiten, Rudimente, Atavismen. Holzgerlingen.

Junker R (2003) Baum, Baukasten, Netzwerk. Ist die evolutionäre Systematik zirkelschlüssig? Stud. Int. J. 10, 3-11.

Junker R (2009) Spuren Gottes in der Schöpfung? Eine kritische Analyse von Design-Argumenten in der Biologie. Studium Integrale. Holzgerlingen.

Junker R & Rammerstorfer M (2005) Potentielle Komplexität als ID-Forschungsprogramm. http://members.aon.at/evolution/POCnetV.pdf

Junker R & Scherer S (2006) Evolution – ein kritisches Lehrbuch. Gießen.

Keil G (1993) Kritik des Naturalismus. Berlin.

Mahner M (2003) Hume, Paley und das Design-Argument. Skeptiker 16, 131.

Meyer SC (2006) A Scientific History – a Philosophical Defense – of the Theory of Intelligent Design. Religion • Staat • Gesellschaft 7, 203-241.

Mutschler HD (2002) Naturphilosophie. Stuttgart.

Mutschler HD (2003) Gibt es Finalität in der Natur? In: Kummer C (Hg.) Die andere Seite der Biologie. München.

Rammerstorfer M (2006a) Nur eine Illusion? Biologie und Design. Marburg.

Rammerstorfer M (2006b) „Playful Complexity“ als ID-Forschungsprogramm. http://members.liwest.at/rammerstorfer/PlayfulComplexity.pdf.

Scherer S (2009) Makroevolution molekularer Maschinen: Konsequenzen aus den Wissenslücken evolutionsbiologischer Naturforschung. In: Hahn HJ, McClary R & Thim-Mabrey C (Gg) Atheistischer und jüdisch-christlicher Glaube: Wie wird Naturwissenschaft geprägt? Norderstedt, S. 95-149.

Schischkoff G (1991) Philosophisches Wörterbuch. Begr. v. Heinrich Schmidt. 22. erw. Aufl. Stuttgart: Kröner 1991.

Sober E (2000) Philosophy of Biology. 2nd ed. Westview Press, Boulder, CO.

Spaemann R & Löw R (1981) Die Frage Wozu? Geschichte und Wiederentdeckung des teleologischen Denkens. München.

Tautz D (1992) Redundancies, development and the flow of information. BioEssays 14, 263-266.

Waschke T (2003) Intelligent Design. Eine Alternative zur naturalistischen Wissenschaft? Skeptiker 16, 128-136. www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/intellegentdesigngwup.html

Weitere Fragen zum Thema

Ist das Fehlen eines Mechanismus ein Argument gegen „Intelligent Design“?

Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer" für Unverstandenes?

Ist „Intelligent Design“ wissenschaftlich testbar und widerlegbar?

Fördert der Ansatz der Schöpfungslehre und des „Intelligent Design“ Forschung?

Worin unterscheiden sich Kreationismus und „Intelligent Design“?


Autor: Reinhard Junker, 07.01.2010

 
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