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19.11.07  Evo-Devo: Schlüssel für Makroevolution?

„Evo-Devo“ ist ein relativ neues Schlagwort in der Diskussion um Evolutionsmechanismen, speziell wenn es um die Aufklärung der Mechanismen für Makroevolution geht. Dass diese Mechanismen nicht oder nicht genügend bekannt sind, wird auch von manchen Evolutionsbiologen eingeräumt (vgl. Mikroevolution, Makroevolution und „ID“).

In einem neuen Artikel (Evo-Devo) werden die wichtigsten Befunde zusammengestellt, die zur Entwicklung des Evo-Devo-Ansatzes geführt haben. Es folgt eine Darstellung der Grundzüge von Evo-Devo-Hypothesen, die anschließend kritisch auf ihre Leistungsfähigkeit hin beurteilt werden. Im Einzelnen:

  • Was bedeutet Evo-De vo?
  • Anlässe für Evo-Devo
  • Wie funktioniert Evo-Devo?
  • Kritik an Evo-Devo
  • Wo steht Evo-Devo?

„Evo-Devo“ steht für „evolutionary develomental biology“ und mithin für eine Synthese von Erkenntnissen der Erforschung der Entwicklungsbiologie (Ontogenesen (=Individualentwicklung) der Lebewesen) und der kausalen Evolutionsforschung. Mit dem Evo-Devo-Ansatz ist die Hoffnung verbunden, durch das Verständnis der Vorgänge während der Ontogenese einen Schlüssel für ein besseres bzw. vollständiges Verständnis evolutionärer Prozesse zu gewinnen, insbesondere für die Erklärung von Makroevolution.

Kennzeichnend für Evo-Devo-Forscher ist die Auffassung, dass der Neodarwinismus bzw. die Synthetische Evolutionstheorie („Modern Synthesis“) den evolutionären Wandel nicht vollständig erklären kann. Manche Evo-Devo-Forscher formulieren die Defizite des Neodarwinismus schärfer und halten wesentliche Fragen der Entstehung evolutionärer Neuheiten für ungeklärt (zu „evolutionären Neuheiten“ vgl. Mikro- und Makroevolution).

Reinhard Junker zeigt in seiner Analyse, dass auch der Evo-Devo-Ansatz bislang in wichtigen Fragen keine evolutionstheoretisch plausiblen Antworten geben kann. Die wichtigsten Begründungen in Kurzform:

  • Die Mechanismenfrage bleibt ohne überzeugende Antwort. Evo-Devo-Forscher sprechen von Neuprogrammierung, Rekrutierung, Kooption oder Flickschusterei; die vorgeschlagenen Vorgänge sind aber hypothetisch und ohne Lenkung (die es im Evolutionsprozess nicht gibt) unplausibel.
  • Häufig wird vergleichend-biologisch argumentiert. Vergleichende Biologie begründet aber keinerlei Mechanismen und begründet nicht einmal Evolution (vgl. Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie.
  • Die Triebfeder für Neuverwendung von Steuergenen in ganz verschiedenen Zusammenhängen ist unklar.
  • „Konstruktionszwänge“, die einerseits eine Lenkung der Evolution ermöglichen sollen, verhindern andererseits Veränderungen in Richtung neuer Konstruktionen.
  • Neuprogrammierung ist nicht alles. Die Neuprogrammierung von Regulationsgenen und anderen sog. „tool-kit“-Genen gilt als wichtiger (hypothetischer) Evo-Devo-Mechanismus. Doch die Frage, woher die sehr verschiedenen Gene bzw. Genfamilien kommen, wird dadurch nicht betantwortet.
  • Schließlich fällt die Verwendung von „Schöpfungsvokabular“ auf.

Diese und weitere Kritikpunkte werden in Evo-Devo ausführlich erläutert.

Autor dieser News: Studiengemeinschaft Wort und Wissen

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