Schöpfung: Design-Theorie - Design und Theologie  

Schöpfung: Design-Theorie

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Experten: Design und Theologie

Inhalt

Im Zusammenhang mit dem Design-Ansatz wird eine Reihe theologischer Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel: Wird mir dem Design-Ansatz ein Gottesbeweis angestrebt? Wird Gott zum Lückenbüßer degradiert? Wie kann man Unvollkommenheiten in der Schöpfung verstehen? Wenn im Rahmen des Design-Ansatzes keine Aussage über Gott gemacht wird, welchen theologischen Wert hat dieser Ansatz dann? Im welchem Zusammenhang steht der Design-Ansatz zu dem Gott, den die Heilige Schrift bezeugt? Um Fragen dieser Art geht es in diesem Artikel.

id - „intelligent design“ design und theologie Der Design-Ansatz und Apologetik

id - „intelligent design“ design und theologie Erstursache und Zweitursachen

id - „intelligent design“ design und theologie Das angebliche Lückenbüßer-Problem

id - „intelligent design“ design und theologie Die Kennzeichen von Gottes schöpferischem Wirken

id - „intelligent design“ design und theologie Design-Fehler

id - „intelligent design“ design und theologie Das biblische Schöpfungsverständnis als Voraussetzung für Wissenschaft

id - „intelligent design“ design und theologie Lenkt der Designer die Evolution?

id - „intelligent design“ design und theologie Denken Befürworter des Design-Ansatzes zu gering von Gott?

id - „intelligent design“ design und theologie Fazit

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Naturwissenschaftliche und wissenschaftstheoretische Aspekte des Design-Ansatzes werden in den Artikeln Einführung in „Intelligent-Design“ und  Kontroverse um „Intelligent-Design“ behandelt.

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Der Design-Ansatz und Apologetik

Apologetik ist die Auseinandersetzung mit Einwänden gegen Inhalte des christlichen Glaubens. Damit sollen aber nicht die Glaubensinhalte als wissenschaftlich wahr demonstriert werden. Diese können sich bestenfalls als wahrscheinlich erweisen, und oft kann man nur Angriffe gegen die geglaubten Inhalte abwehren. An dieser Stelle liegt der apologetische Wert des Design-Ansatzes. Mit guten Design-Argumenten kann man zeigen, dass die Behauptung, für den biblischen Schöpfungsglauben gebe es keinerlei naturwissenschaftlich nachweisbare Anhaltspunkte, nicht stimmt. Ein wissenschaftlich gültiger Beweis für Schöpfung oder ein Gottesbeweis wird damit aber nicht angestrebt. Gott muss und kann nicht durch das Studium seiner Werke bewiesen werden. Dass Gott Schöpfer ist, wissen wir zuallererst aus seiner Offenbarung im biblischen Wort. Aber da dieses Wort angefochten wird, ergibt sich die Aufgabe, sich mit den Einwänden zu befassen. Der christliche Glaube beinhaltet einen ausgeprägten Bezug zur gegenständlichen Welt und diese Beziehung wirft oft kritische Fragen auf. Der Realitätsbezug des christlichen Glaubens macht ihn angreifbar. Man kann z. B. historische Fakten, auf die sich der Glaube bezieht (z. B. das Wirken Jesu) mit historischen Argumenten bestreiten. Dann ist eine Gegenkritik gefragt. Daher hat christliche Apologetik ihr volles Recht.

Im Rahmen des Design-Ansatzes bleibt die genaue Identität des Schöpfers offen. Wer dieser Gott ist, kann durch Naturbetrachtung nur ansatzweise beantwortet werden. Paulus schreibt im 1. Kapitel des Römerbriefs, dass an den Werken der Schöpfung die Macht und Größe Gottes erkannt werden können, nicht aber die Attribute und die Taten Gottes. Die Menschen brauchen mehr Wissen über Gott als die Erkenntnis seiner Größe in der Schöpfung, um in eine Beziehung zu ihm treten zu können. Wenn sich aber gerade heute viele Menschen mit Verweis auf die Schöpfungsfrage der Erkenntnis Gottes verschließen und der Weg zu einer persönlichen Beziehung zu Gott gleichsam im Vorfeld schon verbaut ist, kann der Hinweis auf nachvollziehbare Argumente durchaus eine Hilfe sein. Die „Wegweiser“ in der Schöpfung verdienen Beachtung und darin liegt der apologetische Wert des Design-Ansatzes. „Wenn der Gott der Bibel der Schöpfer des Universums ist, dass ist es nicht möglich, die Prozesse der Natur vollständig oder auch nur angemessen ohne Bezugnahme auf Gott zu verstehen. Wenn im Gegenteil die Natur angemessen verstanden werden kann ohne Bezugnahme auf den Gott der Bibel, dann kann Gott nicht der Schöpfer des Universums sein und konsequenterweise kann er nicht wahrhaft Gott sein und man kann ihm auch nicht vertrauen als Quelle moralischer Lehre“ (Pannenberg 1993, 16).

Nimmt man die biblischen Beschreibungen der Schöpfermacht und das biblische Zeugnis vom besonderen Schöpferwirken ernst, ist der Design-Ansatz also offenkundig theologisch legitimiert. Natürlich ersetzt die durch das Betrachten der Schöpfung gewonnene Erkenntnis nicht den Schritt des persönlichen Glaubens.

Wichtig ist noch: Beim Design-Ansatz geht es nicht um die Frage, wie die leidvollen Seiten der Schöpfung verstanden werden können. Diese für die christliche Theologie unabweisbare Frage wird an dieser Stelle nicht behandelt; es sei auf die Artikel unter Sündenfall und Biologie verwiesen.

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Erstursache und Zweitursachen

Wer an einen Schöpfer glaubt und zugleich den Design-Ansatz ablehnt, kann Gottes schöpferisches Wirken ausschließlich als indirektes Geschehen begreifen. Gott hätte sich demnach nur der Zweitursachen bedient, um die Schöpfung ins Dasein zu bringen, die innerhalb des Systems nicht als teleologisches Wirken erkennbar wären. Ist ein solches Schöpfungsverständnis biblisch begründet? Die Bibel bezeugt Gott als souveränen Herrn der Schöpfung und der Geschichte und als einen Gott, der sich den Menschen offenbart, vor allem in der Menschwerdung Jesu, die in Raum und Zeit geschah. Kann man alleine schon vor diesem Hintergrund vertreten, dass Gott sich ausschließlich der Zweitursachen bedient und nie direkt eingreift? Dass die Zweitursachen auch in Beziehung zu Gottes Wirken bestehen, ist unbestritten. Schon der Schöpfungsbericht macht dies deutlich, wenn es heißt, dass die Erde Gras und Kraut hervorbringen und dass das Wasser von Lebewesen wimmeln solle. Allerdings gehören hier die Zweitursachen in die Schöpfungswerke hinein, deren Vollendung am Ende des jeweiligen Schöpfungstages mit der Wendung „und es geschah so“ gemeldet wird; ferner wird die Vollendung der Schöpfungswerke als Zusammenfassung des Schöpfungsberichts auch an anderen Stellen des AT im Sinn eines „im Nu“ kommentiert: „Er spricht und es geschieht“ (Psalm 33,9; vgl. Psalm 148,5; Jesaja 48,13). Ebenso macht Jesus in der Bergpredigt deutlich, dass die gewöhnlichen Naturvorgänge und Gottes Handeln zusammengehören. Das ist kein strittiger Punkt, sondern die Frage, ob sich Gottes Wirken im indirekten Handeln erschöpft. Und dagegen spricht biblisch gesehen Vieles. Neben den bereits genannten Aspekten sind hier die Taten Jesu und seiner Jünger zu nennen, wie sie in den Evangelien und in der Apostelgeschichte beschrieben werden. Die spontane Heilung Schwerkranker oder die Auferweckung Toter auf ein bloßes Wort hin sind kaum als indirektes Wirken begreifbar. Wenn die biblische Offenbarung Gott aber als direkt handelnden Schöpfer bezeugt, ist es kein großer Schritt mehr, Gottes Wirken in der Schöpfung auch im direkten Sinne zu verstehen. Die Parallelen zwischen dem Handeln Jesu und dem schöpferischen Wirken Gottes, wie es im Alten Testament beschrieben wird, sind augenfällig, und gerade diese Parallelen sind es ja, die Jesus Christus als Gott selbst ausweisen. Beispielhaft sei noch einmal an Psalm 33,9 erinnert (s. o.). Genau dieses augenblickliche Erschaffen sehen wir bei Jesus Christus. Gott wird im AT als Herr über die Naturgewalten beschrieben. Auch hier findet sich eine Parallele zum Handeln Jesu: „Wer ist der, dem sogar Wind und Wellen gehorchen?“ (Mk 4,41) Die Sturmstillung Jesu wird in den Evangelien nicht als ein Ereignis beschrieben, in dem nur Zweitursachen gewirkt haben. Die Parallelen zum schöpferischen Handeln Gottes sind offenkundig.

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Das angebliche Lückenbüßer-Problem

Einer der Haupteinwände gegen den Design-Ansatz lautet, es werde mit „Nichtwissen“ und mit (gegenwärtigen) Grenzen unseres Wissens argumentiert. Man könne aber nicht aus Nichtwissen auf das Wirken eines Urhebers schließen (vgl. Kontroverse um „Intelligent-Design“, wo gezeigt wurde, dass das Nichtwissen-Argument in grundlegendes Wissen eingebettet ist und dadurch seine Kraft hat).

Das Nichtwissen-Argument wird nun aber auch in theologischer Hinsicht eingebracht. So schreibt Kotthaus (2003, 59): „Tatsächlich verkommt Gott  [...] zu einem Lückenbüßer, zu einem Erklärungsansatz dessen, was nicht verstanden wird, der aber verschwindet, sobald das Problem durchdacht werden kann.“ Dieser Einwand kommt auch regelmäßig von Theologen. So sagte Bischof Wolfgang Huber in einer Rede über Bonhoeffer: „Die Stärke von Bonhoeffers Theologie im Ganzen hat damit zu tun, dass er keine Angst vor der Moderne hat. [...] Lücken des jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnisstands zu nutzen, um in ihnen einem als Lückenbüßer verstandenen Gott noch eine Funktion zuzuweisen, ist [...] intellektuell unredlich“ (Huber 2006). Der Design-Ansatz gilt für viele daher auch als schlechte Theologie.

Doch so einfach ist der Sachverhalt nicht. Zunächst muss man sich in Erinnerung rufen, dass das zielorientierte Wirken eines Schöpfers Lücken in naturalistischen Erklärungen implizieren kann. Es ist also durchaus zu erwarten, dass die Tätigkeit eines Designers aus der Perspektive naturalistischer Erklärungen den Eindruck von „Lücken“ erweckt. „Lücken“ bedeuten dabei nicht ein paar offene untergeordnete Fragen, sondern kennzeichnen einen grundsätzlichen Mangel. Strukturen, die nur teleologisch erklärbar sind, offenbaren sich notwendigerweise durch eine „Lücke“ in solchen Erklärungen, die Teleologie ausschließen. Natürliche Prozesse können nichts verursachen, was auf Ziele hin gerichtet ist (man denke wieder an die Faustkeile). Zielorientierung aber ist typisch für Akteure. Die Suche nach prinzipiellen Erklärungslücken der Naturwissenschaft ist daher nicht „leidig“ (Hemminger 2007, 62), sondern folgerichtig; und es gibt keinen Grund, die Existenz solcher Lücken von vornherein auszuschließen. Diese Suche erübrigt sich nur bei Annahme einer kausal geschlossenen Sicht über die Gesamtwirklichkeit. Von Wachter (2007, 381f.) hält das Lückenbüßer-Argument für nicht haltbar. „Jedes Eingreifen Gottes auszuschließen ist genauso falsch wie die Annahme eines Eingreifens Gottes bei jedem Ereignis, für das wir keine natürliche Erklärung haben.“ Es seien die Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen möglichen Erklärungen abzuwägen, und die beste Erklärung sei anzunehmen.

Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen, sei angemerkt, dass die Vorstellung von einer creatio continua von dieser Argumentation unberührt ist und dass die Suche nach Erklärungslücken keineswegs impliziert, dass die naturgesetzlichen Abläufe ohne Gott funktionieren. Es geht nicht um eine Entgegensetzung von natürlichem Ablauf und Handeln Gottes und es wäre theologisch verkehrt, das Reden von Gottes Handeln auf solche Fälle zu beschränken, in denen das Fehlen natürlicher Ursachen plausibel ist. Es geht beim Design-Ansatz aber um die creatio originalis (also um die Urschöpfung am Anfang) und um damit die Frage, ob es Hinweise auf Gottes besonderes Eingreifen gibt.[1] Gottes Wirken manifestiert sich nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift auch in den Gesetzmäßigkeiten der Natur, doch das ist nicht der Gegenstand des Design-Ansatzes.

Wenn sich in naturalistischen Erklärungen trotz allen Wissensfortschritts markante Lücken zäh halten oder sogar noch größer bzw. deutlicher werden (das ist ein Teil der Design-Apologetik), stützt dies die Annahme eines direkten Eingreifens Gottes in der creatio originalis (1. Mose 1). Dass das Lücken-Argument zusammenbrechen könnte, macht es nicht schlecht; im Gegenteil, es zeigt sich gerade daran sein Realitätsbezug. Und es wird dann stark, wenn es sich gegen immer neue Anläufe naturalistischer Erklärungsversuche behaupten kann. Könnten aber alle Ursprungsfragen rein naturgesetzlich erklärt werden, bliebe für Gott nur noch die Rolle des Uhrmachers oder „Ur-Machers“ übrig, der am Anfang alles so eingerichtet hat, dass sich der Kosmos und das Leben von alleine entwickeln konnten, und der ansonsten den Bestand der Welt garantiert (creatio continua). Das wäre nicht der souveräne Schöpfer, den die Heilige Schrift offenbart – von den theologischen Problemen einer „theistischen Evolution“ ganz zu schweigen, die hier nicht thematisiert werden sollen (dazu siehe Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament).

Ein Eingreifen Gottes ist dabei nicht so zu verstehen, als wäre Gott ein weiterer Kausalfaktor neben anderen. Gottes Wirken ist vielmehr Ausdruck einer übergeordneten Instanz, die sich die innerweltlichen Kausalmechanismen beliebig zunutze machen kann, ähnlich wie ein Konstrukteur über dem von ihm gestalteten Material und seinen Gesetzmäßigkeiten steht. Gottes Wirken ist mehr als bloße Kausalität, nämlich Finalität bzw. Teleologie. Es ist plausibel, Gottes Wirken als Technik-analog bzw. Informations-analog und damit  Intelligenz-analog, also final bzw. teleologisch aufzufassen. Das „Eingreifen“ Gottes kann beispielsweise bedeuten, dass Gott Ausgangszustände (fertige Arten von Lebewesen) und die ihnen eignenden Variationsmechanismen hervorbringt.

Der Design-Ansatz kann scheitern (durch den Nachweis plausibler Mechanismen, die Design-Indizien hervorbringen können. Man könnte dann zwar nach wie vor glauben, dass Gott geschaffen hat; doch gäbe es in diesem Fall keine naturwissenschaftlich nachweisbaren Hinweise auf das Wirken eines Schöpfers. Daher wäre es verkehrt, den Schöpfungsglauben an äußeren Kennzeichen der Lebewesen festmachen zu wollen. Der biblische Schöpfungsglaube gründet in jedem Fall in der Offenbarung Gottes in seinem Wort. Andererseits darf die Gefahr der falschen Fundierung des Schöpfungsglaubens nicht dazu führen, den Design-Ansatz als nutzlos abzutun. Methodisch sauberer Design-Ansatz kann die Vernünftigkeit des Schöpfungsglaubens ein Stück weit mit naturwissenschaftlichen Argumenten demonstrieren, weil er rational kontrollierbare Bedingungen nennt, die seine Aussagen stützen können (nämlich wenn sich bei zunehmendem Wissen die Erklärungslücken hartnäckig halten oder sogar größer werden). In einer wissenschaftsgläubigen Welt sollte man das nicht verachten.

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Die Kennzeichen von Gottes schöpferischem Wirken

Der SD-Ansatz („spezifisches Design“) nimmt Bezug auf die Identität des Designers und auf die mutmaßlichen Kennzeichen seines Designs (vgl. Einführung in „Intelligent-Design“). Damit wir Designer-Indizien überhaupt erkennen können, benötigen wir eine Vorstellung davon, wie solche Design-Kennzeichen aussehen könnten. Dabei können wir uns nur an dem orientieren, welche Designer-Erfahrungen wir haben und das sind Erfahrungen, wie wir sie mit menschlicher Designertätigkeit machen. Es hat sich gezeigt, dass von menschlicher Tätigkeit bekannte Kennzeichen von Design auch bei den Lebewesen (trotz mancher Unterschiede) gefunden werden. Soll nun ein Bezug zum schöpferischen Wirken Gottes hergestellt werden, stellt sich die Frage, wie und woran wir das Design Gottes erkennen können. Schließlich können wir sein schöpferisches Wirken nicht beobachten und wir haben auch keinen Zugang zu seinen Bauplänen. Wenn sich der Design-Ansatz bewährt, stellt sich daher für Christen immer noch die Frage, mit welcher Begründung das erkannte Design der Lebewesen dem in der Bibel bezeugten Schöpfer des Himmels und der Erde zugeschrieben werden kann.

Hier muss man die Annahme treffen, dass das göttliche Design dem menschlichen teilweise ähnlich ist. Ist dies biblisch begründbar? Gibt es biblische Aussagen über Gott als Schöpfer, die es rechtfertigen, Gottes schöpferisches Wirken mit menschlicher kreativer Tätigkeit zu vergleichen? Das kann durchaus bejaht werden, denn der Mensch ist zum Bilde Gottes (1. Mose 1,27) und als Gegenüber Gottes geschaffen, das mit Gott kommunizieren kann. Gott spricht mit dem Menschen. Kommunikation setzt Ähnlichkeit voraus. Schöpfung im biblischen Sinne heißt auch: Alle Gaben des Menschen kommen von Gott, auch seine Kreativität. Dies alles legt eine gewisse Ähnlichkeit auch im schöpferischen Wirken Gottes und des Menschen nahe. In der Bergpredigt vergleicht Jesus die Pracht der Kleidung Salomos mit der Schönheit der Lilien (Mt 6,29). Die Schöpfung ist noch überaus prächtiger als menschliche Werke; ein solcher Vergleich setzt Vergleichbarkeit voraus. Überhaupt gebrauchen Jesus und die biblischen Autoren häufig Vergleiche mit der Natur, um dem Menschen Wahrheiten über Gott nahezubringen. Dass wir diese Vergleiche verstehen, zeugt ebenfalls von einer Ähnlichkeit zwischen Gott und Mensch.

Dazu noch ein Beispiel: Die Heilige Schrift bezeugt, dass Gott reichlich und im Überfluss gibt (das war schon im Garten Eden so), mehr als unbedingt nötig (vgl. z. B. Luk. 6,38). Vor diesem Hintergrund ist es durchaus naheliegend, nach Kennzeichen von Überfluss und Luxus auch in der Schöpfung zu suchen. Das Design-Indiz der spielerischen Komplexität (vgl. Einführung in „Intelligent-Design“ dort Abschnitt „Design-Indizien“]) passt daher gut zum Gott der Bibel.

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Design-Fehler

Als ein Standardeinwand gegen den Design-Ansatz werden Unvollkommenheiten, Konstruktionsfehler, Design-Fehler und Mängel aller Art ins Feld geführt, die sich an den Lebewesen zeigen sollen. Entsprechend wird das sogenannte „Unvollkommenheits-Argument“ gegen den Design-Ansatz verwendet, indem argumentiert wird, dass ein Schöpfer vermeintlich fehlerhafte Konstruktionen nicht verwirklicht hätte, wenn er sie tatsächlich erschaffen hätte. Im Kern handelt es sich also um ein theologisches Argument, da es nicht ohne Aussagen (bzw. Mutmaßungen) über die Handlungsweise eines Schöpfers auskommt. Unvollkommene Konstruktionen seien mit einem Schöpfungsglauben unvereinbar, denn ein vernünftiger Schöpfer würde dergleichen niemals erschaffen. Es handelt es sich um ein Argument auf der Basis von SD („spezifisches Design“), denn es müssen konkrete Vorstellungen über die Attribute und das Wirken des Designers zugrundegelegt werden.

Da dieses Thema im Artikel Argumente gegen Design behandelt wird, sollen hier nur die wichtigsten Argumente gegen das Unvollkommenheitsargument kurz erläutert werden (vgl. auch Junker [2002] und Rammerstorfer [2006, 67-92]).

  Unvollkommenheiten widersprechen intentionalem Design nicht. Selbst wenn bestimmte Konstruktionen der Lebewesen fehlerhaft wären, würde dies nichts an den diskutierten Argumenten für Design ändern. Die Fülle hervorragender Konstruktionen, die einer Erklärung bedürften, wäre damit nicht aus der Welt geschafft. Für sie wäre Design eine begründete Option. Außerdem widerspräche fehlerhaftes Design nicht einem intentionalen Design. Beim Design-Ansatz geht es zunächst um die Frage, ob Anzeichen einer Planung erkennbar sind, nicht um die Frage, wie gut der Designer „gearbeitet“ hat. Die Frage nach der Qualität des Designs ist erst von Interesse, wenn der Designer spezifiziert wird (z. B. als der Gott der Bibel).

Nachweis von Unvollkommenheit. Das „Unvollkommenheits-Argument“ ist darüber hinaus problematisch, weil es nur sticht, wenn die Unvollkommenheit auch nachgewiesen oder wenigstens plausibel gemacht werden kann. Das Unvollkommenheits-Argument steht und fällt mit dem Nachweis, dass die betrachtete Struktur besser konstruiert werden könnte. Dieser Nachweis aber gestaltet sich als äußerst schwierig, wenn nicht als unmöglich. Das gilt insbesondere auch für das „Paradebeispiel“ von vermeintlicher Unvollkommenheit: die inverse Lage der Netzhaut der Linsenaugen der Wirbeltiere. Die Forschung hat schon seit Jahrzehnten zahlreiche funktionale Gründe für den Bau und die Lage der Netzhaut nachgewiesen, so dass ein Konstruktionsfehler nicht nachweisbar ist; das scheint eher in die Konstruktion hineingelesen zu werden (zusammenfassende Darstellung dazu in Ullrich et al. 2006 bzw. http://www.wort-und-wissen.de/sij/sij131/sij131-1.html; vgl. auch Ullrich 2008 bzw. http://www.wort-und-wissen.de/sij/sij151/sij151-4.html).

Aber auch wenn die Funktionalität eines Organs nicht vollständig geklärt ist, kann man allenfalls von möglichen Hinweisen auf Unvollkommenheiten sprechen; das „Unvollkommenheits-Argument“ ist in jedem Fall ein „weiches“ Argument, da es jederzeit durch Erweiterung der Funktionskenntnisse des jeweils in Rede stehenden Organs widerlegt werden kann. Außerdem ist ein echter Vergleich zwischen der realen Ausprägung eines vermeintlich fehlerhaften Organs und einem fiktiven, vermeintlich besser konstruierten Organ gar nicht möglich. Erst ein solcher Vergleich könnte die Überlegenheit einer anderen als der verwirklichten Konstruktion demonstrieren.

Der Teil und das Ganze. Die Organe der Lebewesen sind in der Regel polyfunktional. Sie üben gleichzeitig verschiedene Funktionen aus. Das bedeutet notwendigerweise, dass nicht jede einzelne Struktur für jeden Zweck, den sie erfüllt, optimal sein kann. Kompromisse sind unvermeidlich. Ein Urteil über die Vollkommenheit eines Organs kann nur gefällt werden, wenn der Organismus als Ganzes im Blick ist. Dabei muss auch seine Ontogenese berücksichtigt werden. Die isolierte Betrachtung einzelner Organe ist verfehlt, erst recht, wenn diese im Hinblick auf nur eine von eventuell mehreren Funktionen bewertet werden.

Grundtypen und Mikroevolution. Wenn mutmaßliche Unvollkommenheiten durch mikroevolutive, degenerative Prozesse im Grundtyprahmen erklärbar sind (vgl. Junker & Scherer 2006, Junker 2006), sind sie auch im schöpfungstheoretisch interpretierten Grundtypmodell (vgl. Heutige Grundtypen erklärbar und können in diesem Rahmen durchaus auch erwartet werden.

Theologische Aspekte. Das Argument der Unvollkommenheit kann nur im Zusammenhang mit Mutmaßungen über die Handlungsweisen eines Schöpfers formuliert werden; mehr noch: Es kann nur auf der Basis bestimmter Gottesvorstellungen formuliert werden. Wer dieses Argument (trotz der vorgenannten Kritikpunkte) nutzt, sollte angeben, welches Schöpfungsverständnis und welches Gottesbild zugrundegelegt werden. Im Rahmen einer an der Bibel orientierten Schöpfungslehre ist zu bedenken, dass nach biblischen Aussagen die heutige Schöpfung von einer ursprünglichen unterschieden wird. Während die Schöpfung heute als „unter der Knechtschaft der Vergänglichkeit seufzend“ geschildert wird (Römer 8,19ff.), gab es in der ursprünglichen Schöpfung keinen Tod (vgl. Junker 1994, Stephan 2005; 2007). Vom Menschen wird dies explizit gesagt; von der Tierwelt indirekt. Eine seufzende, geknechtete Schöpfung – auch die außermenschliche – ist nicht identisch mit der ursprünglichen (eine detaillierte Betrachtung dazu bietet Chang 2000). Naturwissenschaftlich untersuchbar ist aber nur die heutige Schöpfung, einschließlich der fossil erhaltenen Zeugnisse. Die ursprüngliche Schöpfung (der „Urstand“) ist hingegen dem forschenden Zugriff des Menschen grundsätzlich entzogen. Aus der Struktur der heutigen Schöpfung kann daher nicht unmittelbar auf Gottes ursprüngliches Schöpfungshandeln geschlossen werden (vgl. dazu Junker 1994, dort Abschnitt 5.2). Damit ist dem Argument der Unvollkommenheit im Rahmen einer biblischen Theologie der Boden entzogen. (Siehe dazu auch Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen.)

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Das biblische Schöpfungsverständnis als Voraussetzung für Wissenschaft

Der Design-Ansatz wird von vielen Kritikern als wissenschaftshemmend oder gar als wissenschaftsfeindlich betrachtet. Ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte zeigt jedoch, dass ein wichtiger Ursprung der modernen Naturwissenschaft in der Akzeptanz des biblischen Wirklichkeitsverständnisses liegt. Denn aufgrund biblischer Schöpfungsaussagen wurde die Welt gerade nicht als von willkürlich agierenden Göttern beherrscht betrachtet. Vielmehr geht es gemäß christlicher Schöpfungsanschauung in der Welt mit regelhaften Abläufen zu, die erforschbar sind, weil die Welt von Gott geschaffen wurde und von ihm nach Ordnungen regiert wird; das garantiert Regelhaftigkeiten (biblische Grundaussagen dazu sind Genesis 8,22 sowie Jeremia 31,35f. und 33,25). Dieses Weltverständnis war geschichtlich der Ausgangspunkt für die Naturwissenschaft, wie wir sie heute betreiben (vgl. Jaeger 2007; Schaeffer 2000, 127ff.). Kausalität wurde aufgrund der Rationalität Gottes erwartet, aber die Kausalität wurde in ein offenes System eingebettet: „Diese modernen Wissenschaftler, die auf einer christlichen Grundlage aufbauten, glaubten an die Gleichförmigkeit natürlicher Kausalität in einem offenen System, oder, wie man es auch ausdrücken kann, die Gleichförmigkeit natürlicher Ursachen in einer begrenzten Zeitspanne. Gott hatte ein Universum geschaffen, in dem das Kausalitätsprinzip gilt; deshalb läßt sich aus der Wirkung etwas über die Ursache herausfinden. Aber (und dieses Aber ist von größter Bedeutung) es ist ein offenes Universum, weil sich Gott und der Mensch außerhalb der Gleichförmigkeit natürlicher Ursachen befinden“ (Schaeffer 2000, 138; Hervorhebungen im Original).

Wissenschaft sei gerade in einer geschaffenen Welt möglich, so Jaeger (2007). Denn die von Gott eingesetzte Ordnung und seine Herrschaft durch die Zweiten Ursachen ermögliche Regelmäßigkeiten des Weltgeschehens und die Unveränderlichkeit ihrer Ordnungen. Einige Passagen der Bibel drücken auch explizit die Überzeugung aus, „dass die Gesetze der Schöpfung universell sind“ (S. 61). „Diese Universalität leitet sich aus dem biblischen Monotheismus ab“, denn alles ist seiner Herrschaft unterstellt, und nur ein allmächtiger Schöpfer „kann die Stabilität der im Schöpfungsakt eingesetzten Ordnungen garantieren“ (S. 62). Diese Ordnung ist für den Menschen verstehbar und der Garant für erfolgreiche wissenschaftliche Forschung. „Da Gott sowohl die Natur als auch den menschlichen Geist erschaffen hat, garantiert dieser gemeinsame Ursprung, dass zumindest einige Facetten der geschaffenen Ordnung für den Menschen zugänglich sind“ (S. 65).

Hier ist die Unterscheidung der Wie-Frage und der Woher-Frage wichtig. Die Erforschung des „Wie“ wird durch den Schöpfungsglauben motiviert; für das „Woher“ dagegen folgen Grenzen des Erforschbaren, wenn Gott durch sein Wort geschaffen hat, wie es die Heilige Schrift bezeugt. Wo diese Grenzen liegen, steht aber nicht im Vorhinein fest, sondern kann nur durch Forschung ausgelotet werden. Genau das ist das Programm des Design-Ansatzes.

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Lenkt der Designer die Evolution?

Von Kritikern des Design-Ansatzes wird das zielorientierte Wirken des Designers oft so verstanden, als würde der Schöpfer in den normalerweise gesetzmäßig verlaufenden Evolutionsvorgang gelegentlich eingreifen. Manche Äußerungen von ID-Befürwortern legen ein solches Verständnis nahe, auch wenn es nicht explizit so gesagt wird. Eine andere Möglichkeit, Design mit Evolution zu kombinieren, ist die Idee einer weitgehenden Vorprogrammierung („front loading“, vor allem von Gene [2007] vertreten). Damit ist gemeint, dass das Leben nach Plan evolutionsfähig geschaffen wurde, so dass die gesamte Vielfalt des Lebens aus einem ersten, genial vorprogrammierten Lebewesen entstanden ist. Man könnte das mit einer Fabrik vergleichen, in der Autos durch Roboter produziert werden (Lennox 2007, 186). Die Autos erwecken zwar den Eindruck, dass sie durch Menschenhand gebaut worden seien, das menschliche Design wäre aber nur indirekt wirksam (wenn auch dadurch umso erstaunlicher). Kann man ein solches indirektes Design auf Evolution anwenden? (Makro-)Evolution wäre in diesem Fall nicht Ergebnis ungerichteter Veränderungen und der Selektion, sondern letztlich Resultat einer vorausschauenden Planung.

Eine Deutung der Evolution durch „Front loading“ hätte allerdings genausowenig empirische Befunde über Evolutionsmechanismen auf ihrer Seite wie eine Makroevolution durch ungerichtete Prozesse. „Front loading“ (d. h. programmierte Evolutionsmechanismen) und ungerichtete Mutationen, die größtenteils ausselektiert werden müssen, scheinen sich gegenseitig auszuschließen. Die empirisch nachweisbaren Variationsmechanismen durch eine hypothetische Vorprogrammierung zu ergänzen, würde bedeuten, dass die vorprogrammierten Schritte sich gegen ein Übermaß an negativen Veränderungen durchsetzen müssen. Oder kurz: Es fehlt ein Algorithmus, der zur Entstehung neuer Konstruktionen (Makroevolution) führt.

Design kann man, muss man aber nicht mit Evolution zusammenbringen. Design-Argumente wie die im Artikel Einführung in „Intelligent-Design“ besprochenen passen natürlich bestens zur Grundtypenbiologie der Schöpfungslehre, wonach polyvalente Grundtypen in komplexer Ausprägung geschaffen wurden (vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Das schließt ein, dass „Design-Indizien“ in den geschaffenen Grundtypen bereits verwirklicht waren. (Mikro-)Evolution ist demnach nur auf der Basis geschaffener Grundtypen möglich, die Variationsprogramme enthalten, die ihnen eine große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit verschaffen.

Ein weiterer Aspekt: Den Evolutionsprozess als Vorgang der Schöpfung zu sehen (ob vorprogammiert oder nicht) würde über das Gesagte hinaus bedeuten, dass nach heutigem Verständnis das Wechselspiel von Mutation und Selektion der zentrale Mechanismus ist. Beide Faktoren sind mindestens notwendige Voraussetzungen für Evolution, vielleicht – auch im Rahmen des Evolutionsparadigmas – keine hinreichenden. Eine Evolutionsvorstellung ohne diese beiden Faktoren ist jedenfalls nicht in Sicht. Aus theologischer Sicht ist das aber sehr fragwürdig, denn die ungerichteten Mutationen führen unbestritten in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle zu Defekten, die selektiv wieder eliminiert werden müssen. Mit biblischen Charakterisierungen des Schöpfungshandelns Gottes ist das kaum zu vereinbaren, da Gottes schöpferisches Wirken durch Kraft, Weisheit und Einsicht gekennzeichnet wird (z. B. Jer 10,12), als gewirkt durch seinen Willen (z. B. Mk 1,40-42; Offb 4,11) und als augenblickliches Geschehen (Ps. 33,9, Mk 1,40-42). Diese Kennzeichen erscheinen mit den realen, bekannten Variationsmechanismen unvereinbar, wenn sie als Schöpfungsprozesse interpretiert werden. Dazu kommen die an anderer Stelle ausführlich diskutierten Probleme, wenn man die biblische Heilsgeschichte mit einer evolutiven Weltsicht zu harmonisieren versucht (siehe Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament).

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Denken Befürworter des Design-Ansatzes zu gering von Gott?

An die Adresse der Befürworter des Design-Ansatzes wird häufig der Vorwurf gerichtet, sie dächten zu gering von Gott. Gott werde viel größer gedacht, wenn er einen Prozess entworfen habe, in dessen Verlauf von alleine die ganze Vielfalt des Lebens entstanden sei (Evolution), als wenn er wie ein Handwerker herumgeflickt habe. Die Frage, was größer von Gott gedacht sei, ist jedoch ausgesprochen subjektiv und vor allem nicht relevant; für einen Theisten stellt sich vielmehr die Frage, ob wir etwas darüber wissen können, wie Gott geschaffen hat, weil er es geoffenbart hat. Maßgeblich ist die Offenbarung Gottes, nicht wie wir über Gott denken.

Aber davon abgesehen: Manifestiert sich in der Evolution eine „Schöpfungsmethode“, in der sich die Größe Gottes besonders zeigt? Ist eine Methode, die auf ungerichteten und großenteils schädlichen Mutationen beruht, die in fast allen Fällen mühsam und langwierig durch Selektion wieder ausgemerzt werden müssen, wirklich genial? Ist eine Methode, die auf Jahrmilliarden Jahre langes Leiden und Sterben der Organismen setzt, bewunderungswürdig? Handelt es sich dabei um einen Vorgang, den man mit „Kraft“, „Weisheit“ und „Einsicht“ Gottes als Schöpfer (Jer 10,12) charakterisieren kann? Die Stammesgeschichte verläuft quälend langsam, mühsam, mit einer Fülle von Sackgassen und andauernd durch Leid und Tod.

Vertreter einer theistischen Evolution scheinen diese Problematik zu übersehen. Es gehört zu den theologischen Standardkritiken, die an die Adresse der Befürworter des Design-Ansatzes gerichtet werden, dass nach ihren Vorstellungen Gott doch recht stümperhaft gearbeitet hätte (s. o.). Dabei wird nun aber übersehen, dass der Einwand der „Inkompetenz“ eines Designers (Miller 2000, 102) immer auch einen durch Evolution schaffenden Gott trifft, gleichgültig, ob man den Design-Ansatz ablehnt oder nicht. Denn wenn Lebewesen tatsächlich Konstruktionsmängel hätten, wäre der Designer auch dann für sie verantwortlich, wenn er sie durch Evolution geschaffen hätte, und die oben genannten Probleme kämen noch dazu. Das gilt erst recht für moralische Mängel, auch diese wären ein Ergebnis der Evolution und mithin dem Wirken des Schöpfers entsprungen, wenn sich durch Evolution die Schöpfung vollzieht.

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Fazit

Der christliche Glaube baut auf das Wort Gottes und nicht auf Argumente. Da Gott der Schöpfer und der Herr der Geschichte ist, sind Aussagen des Glaubens nicht losgelöst von der gegenständlichen Welt. Diese Tatsache wirft Fragen nach der Verhältnisbeziehung zwischen dem in der Bibel gegebenen Wort Gottes und den Daten der Natur- und Geschichtswissenschaft auf. Insbesondere ist angesichts einer geschaffenen Welt die Frage legitim, ob und wie Spuren von  Gottes schöpferischem Wirken erkannt werden können. Das gilt umso mehr, als die Schöpfung nach Römer 1,19ff. als Wegweiser auf die ewige Macht und göttliche Größe Gottes gesehen werden soll. Die Gefahr der falschen Fundierung des Schöpfungsglaubens darf also nicht dazu führen, den Design-Ansatz als theologisch irrelevant abzutun. Ziel ist nicht, das Schöpfersein Gottes mit naturwissenschaftlichen Daten und Argumenten zu demonstrieren, sondern zu zeigen, dass die Schöpfungsperspektive eine schlüssige Deutung vieler biologischer Daten erlaubt und dass der Schöpfungsglaube nicht gegen gesichertes biologisches Wissen steht. „Schöpfung“ ist kein Lückenbüßer, sondern Ausgangspunkt für die Interpretation naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.

Der Design-Ansatz lässt die Frage nach Gottes beständigem Wirken (creatio continua) und sein Wirken durch Zweitursachen unberührt. Das indirekte Handeln Gottes in der Welt wird durch einen Design-Ansatz nicht in Frage gestellt, es kann genauso gedacht werden wie in einem Evolutionskosmos. Dass Gott aber nicht nur vermittels Zweitursachen wirkt, ist vielfaches Zeugnis der Heiligen Schrift. Die Frage nach dem Leid und  nach den Unvollkommenheiten in der Schöpfung stellt sich im Rahmen des Design-Ansatzes nicht schärfer als im Rahmen eines evolutionären Ansatzes. Die Vorstellung von einem „Bastler“-Gott ist eine Karikatur der Kritiker des Design-Ansatzes. Denn auch dessen Befürworter wissen: Schöpfung durch das Wort ist ein Geheimnis, das nicht durch Forschung gelüftet und durch Modelle beschrieben werden kann.

 

Anmerkung

1 Der Design-Ansatz bezieht sich zwar auf heutige erforschbare Prozesse (wie etwa den Bau und die Funktionsweise des Rotationsmotors bei Bakterien). Ziel dabei ist aber ein Rückschluss (Analogieschluss) auf Gottes Schöpferhandeln „am Anfang“.

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Literatur

Chang H-K (2000) Die Knechtschaft und Befreiung der Schöpfung. Wuppertal.

Hemminger H (2007) Mit der Bibel gegen die Evolution. EZW Texte 195. Berlin.

Huber W (2007) „Das Vermächtnis Dietrich Bonhoeffers und die Wiederkehr der Religion“ - Vortrag zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer in der Humboldt-Universität zu Berlin. http://www.ekd.de/vortraege/huber/060204_huber_berlin.html

Jaeger L (2007) Wissenschaft ohne Gott? Bonn.

Junker R (1994) Leben durch Sterben? Neuhausen-Stuttgart.

Junker R (2002) Ähnlichkeiten, Rudimente, Atavismen. Holzgerlingen.

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Autor: Reinhard Junker, 30.12.2009

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